Die Forschungsbohrung Pfungstadt-Hahn
Die geplante Bohrung liegt im zentralen Teil des hessischen Anteils des nördlichen Oberrheingrabens. Im nördlichen Oberrheingraben wurden in den letzten Jahren vom HLUG verschiedene Forschungsbohrungen niedergebracht, die qualitativ hochwertige Kerne erbracht haben.
Fachlicher „Höhepunkt“ war 2006 die Forschungsbohrung Viernheim mit einer Endteufe von 350 m, die mit 225 m die bisher größte Mächtigkeit quartärer Sedimente in Hessen erbracht hat. Die Bearbeitung der Kerne wird einerseits im HLUG realisiert und andererseits in einer länderübergreifenden Projektgruppe um die Staatlichen Geologischen Dienste in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen sowie dem GGA-Institut in Hannover durchgeführt.
Um diese Arbeitsgruppe haben sich universitäre Bearbeiter gruppiert, die die weitere wissenschaftliche Bearbeitung der Kerne vornimmt. In dem Projekt zum „Heidelberger Becken“ ist weiterhin neues Kernmaterial erwünscht.
Trotz der hohen Bohrdichte im nördlichen Oberrheingraben gibt es nur sehr wenige Bohrungen mit guter Kernqualität, die das Quartär in Gänze erschließen. Nur durch die Bearbeitung von Kernbohrungen (im Liner), kann das geologische Raumbild im nördlichen Oberrheingraben vervollständigt werden und für angewandte Fragestellungen im Bereich der Ingenieurgeologie (z.B. geplante ICE-Trasse Rhein/Main-Rhein/Neckar), Hydrogeologie, Geothermie sowie Rohstoffgeologie zur Verfügung gestellt werden.
In den Jahren 2005 und 2006 wurden von HESSENWASSER im Bereich des Wasserwerks Allmendfeld drei Brunnen mit einer Endteufe von 100 m neu gebaut. Bei der Aufnahme der Spülproben durch das HLUG ergab sich ein sehr interessantes geologisches Bild, das eine recht grobklastische fluviatile Schüttung mit verschiedenen stratifizierbaren feinklastischen Horizonten erwarten lässt.
Die Quartärbasis konnte in diesen Bohrungen allerdings nicht erreicht werden.
Durch eine Recherche im Bohrarchiv des HLUG konnte ermittelt werden, dass die im Raum vorliegenden Bohrungen überwiegend von schlechter Qualität sind und weiterführende Untersuchungen fehlen. Eine Bohrung mit qualitativ hochwertigen Kernen würde das geologische Bild im nördlichen Oberrheingraben erheblich verbessern. Die vorhandenen Bohrungen und geophysikalischen Messungen im Umfeld der Bohrung können neu interpretiert werden. Die Quartärbasis wird in einer Teufe von 140-160 m erwartet. Da das liegende Pliozän deutlich erreicht werden soll, ist von einer Endteufe von 200 m unter GOK auszugehen.
Das Bohrloch soll ausführlich geophysikalisch vermessen werden.
Es ist geplant die Bohrung als Grundwassermessstelle auszubauen und in das Grundwassermessnetz zu integrieren.
Bohransatzpunkt (geplant)
Lage:
Blatt 6217 Zwingenberg etwa R 34 66 315 H 55 16 175, Höhe: ca. NN + 90 m
Schichtaufbau (voraussichtlich)
- 0-10 m unter BAP: kiesige Sande, kalkfrei (oberes Kieslager, Weichselium)
- 10-20 m unter BAP: kiesige bis steinige Sande, kalkhaltig (unterer Teil des oberen Kieslagers, Weichselium)
- 20-25 m ? unter BAP: Schluffe bis Tone, kalkhaltig, Holz führend (Zwischenhorizont, Pleistozän)
- 25 – ca. 150 m unter BAP: Wechselfolge von Sanden zum Teil Kiesen und Schluffen bis Tonen, zum Teil Holz führend, kalkhaltig (Kieslager und Zwischenhorizonte des Pleistozäns)
- ca. 150 m bis 200 m unter BAP: Tone und Schluffe Sand bis sandiger Ton (Pliozän)
Endteufe (geplant)
rd. NN - 110 m, d.h. rd. 200 m Bohrteufe, das Pleistozän muss durchteuft werden, das Liegende Pliozän soll einwandfrei bestimmbar sein. Pliozäne Sandlagen sind von großem Interesse, da Lokalschüttungen aus dem Odenwald vermutet werden, die sich in der Petrographie signifikant von der alpinen Schwermineralführung unterscheiden.