Mitteltiefe Geothermie
Unter Mitteltiefer Geothermie wird allgemein die geothermische Nutzung im Tiefenbereich zwischen 400 bis 1.000 Metern verstanden. Bei dem durchschnittlichen geothermischen Gradienten von 3 °C/100 m Tiefe in Deutschland (Temperaturzunahme, ausgehend von einer mittleren Untergrundtemperatur von 10 °C in 20 m Tiefe) werden in diesem Tiefenbereich Temperaturen von ca. 22 °C bis 40 °C erreicht, die im Fall von aufsteigendem Thermalwasser aus größeren Tiefen auch höher sein können.
Abhängig von Nutzungsanspruch, Temperatur und Gebirgsdurchlässigkeit erfolgt die Nutzung entweder über geschlossene Systeme (mitteltiefe Erdwärmesonden, meist als koaxiale Erdwärmesonden ausgebaut, siehe mitteltiefe Erdwärmesonde Heubach oder über offene Systeme mit Förderung des warmen Grundwassers und Reinjektion in den Entnahmehorizont (Dubletten). Je nach Untergrundtemperatur und Wärmebedarf wird die Heizwärme wie bei oberflächennahen Systemen über eine Wärmepumpe bereitgestellt oder es ist eine direkte Nutzung möglich. Abhängig von der Untergrundsituation eignet sich der mittlere Tiefenbereich außerdem oft ideal zur Wärmespeicherung.
Die Mitteltiefe Geothermie gewinnt daher zunehmend an Bedeutung für die Versorgung von Quartieren, Gewerbe- und Industriebetrieben sowie öffentlichen Gebäuden.
Bis etwa 800 m Tiefe ist meist noch der Einsatz von mobilen Brunnenbohranlagen möglich, so dass zudem geringere Kosten als für Tiefbohranlagen anfallen.
Forschungsbohrung Frankfurt-Rebstock
Der Nachweis einer oberflächennahen geothermischen Anomalie im Stadtgebiet von Frankfurt sowie die damit verbundenen Nutzungsmöglichkeiten der Thermalwasservorkommen im Rotliegend sollen mit Hilfe der Forschungsbohrung Rebstock überprüft und auf vergleichbare geologische Verhältnisse im nördlichen Oberrheingraben übertragen werden.
Projekt Erdwärmesonde Heubach
In Groß-Umstadt-Heubach wird seit 2011 ein vom Hessischen Landwirtschaftsministerium (HMLU) gefördertes Forschungs- und Entwicklungsprojekt der HEAG Südhessische Energie AG (HSE) zur Nutzung der Geothermie mit einer fast 800 m tiefen Erdwärmesonde betrieben.