DEKORP
Im Rahmen des Deutschen Kontinentalen Reflexionsseismischen Programmes (DEKORP) wurden in den Jahren 1984 bis 1990 drei große reflexionsseismische Profiltraversen (mit den Teilprofilen: DEKORP’84-2S und ‘86-2N; DEKORP’88-9N; DEKORP’90-3A und ’90-3B) in Hessen gemessen. Ziel der damaligen Messungen war der tiefe Untergrund bis in 20-30 km Tiefe und darüber hinaus. Der Schwerpunkt des DEKORP-Projektes lag damit nicht auf dem für technische Anwendungen interessanten Tiefenbereich bis circa 6 km. Dieser ist aus heutiger Sicht für vielfältige Nutzungsmöglichkeiten jedoch von großem Interesse (zum Beispiel mitteltiefe und tiefe Geothermievorhaben). Die DEKORP-Profile decken circa 450 km auf hessischem Gebiet ab und kreuzen dabei größtenteils Gebiete, über die nur eine ungenügende Datenlage den mitteltiefen Untergrund betreffend vorliegt. Um diese Wissenslücken zu schließen bzw. zu verringern, wurde eine Reprozessierung der DEKORP-Krustenseismiklinien als Auftragsarbeit vom HLNUG an die Firma DMT Petrologic vergeben. Das GeoForschungsZentrum Potsdam stellte die Rohdaten und zugehörigen Metainformationen zur Verfügung und begleitete das Reprozessing fachlich. Vor dem Hintergrund, dass sich die heutigen Bearbeitungs- und Auswertemethoden im Vergleich zu 1990 um ein Vielfaches verbessert haben, wurde eine State-of-the-Art Neubearbeitung mit folgenden zusätzlichen Prozessierungsschritten für alle Profile durchgeführt: CRS- statt CDP-Stapelung, Tauchwellen-Tomografie und Prestack-Tiefenmigration.
Für das Rheingraben-Profil DEKORP’88-9N wurden zusätzlich Attributanalysen (RMS-Amplitude, Momentanfrequenz und -phase, Q-Faktor und andere) durchgeführt, um deren potenzielle Zusatzerkenntnisse auch für 2D-Krustenseismik zu untersuchen. Für die Teilprofile DEKORP’90-3A und DEKORP’90-3B wurden im Rahmen der Akquisition neben den Hauptlinien auch etliche kurze Querprofile registriert, um zusätzlich Informationen zu Out-of-Plane Reflexionen zu erhalten. Für diese Profile wurde ebenfalls eine Neubearbeitung durchgeführt.
Ziel der Reprozessierung war es, eine verbesserte Datenlage im Bereich bis 6 km Tiefe zu erlangen, um verlässliche Aussagen über den Verlauf von Störungen und geologischen Strukturen treffen zu können. Als ein Beispielergebnis gilt die Tiefensektion des Profils DEKORP’88-9N.
Die Endberichte (Hauptprofile und Querlinien) zur Reprozessierung stehen zur Einsicht zur Verfügung.
Veröffentlichungen zur Reprozessierung und hochauflösende Bilddateien können unter den Einzelprofilen eingesehen werden.
DEKORP'88-9N
Das 92 km lange, von Ost nach West verlaufende Profil DEKORP'88-9N durchquert den nördlichen Teil des tertiären Oberrheingrabens. Es beginnt im Osten im kristallinen Odenwald, durchquert die tertiäre und quartäre Aufschüttung des Oberrheingrabens und endet im Westen in den spätpaläozoischen Abfolgen des Saar-Nahe-Beckens. Dort überquert es die permische rhyolitische Donnersberg-Intrusion.
Das Profil DEKORP'88-9N ist von besonderem Interesse zur Untersuchung der seismischen Auflösung der Basis der känozoischen Grabenfüllung, des Verlaufs von Störungen in den Sedimenten des Nördlichen Oberrheingrabens, des Übergangs zum kristallinen Odenwald an der östlichen Grabenrandstörung, des Übergangs zum Saar-Nahe-Becken im Westen und des Übergangs vom kristallinen Odenwald zum Buntsandstein-Odenwald im Osten des Profils. Die zusätzlichen Attributanalysen wurden durchgeführt, um möglicherweise bisher unbekannte Störungen oder Bruchzonen zu erkennen.
Die reprozessierten Daten sind in Homuth et al. (2021) veröffentlicht und können im Metadaten-Portal des GeoForschungsZentrum Potsdam angefragt werden. Das Profil wurde in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz reprozessiert.
Hochauflösende Bilddateien stehen zum Dowonload bereit:
DEKORP'90-3A
Das 128 km lange Profil DEKORP'90-3A verläuft in N-S Richtung innerhalb der Hessischen Senke vom Sollingdom im Rhenoherzynikum bis zum Vogelsberg-Vulkan der saxothuringischen Mitteldeutschen Kristallinschwelle. Der mittlere Teil des Profils durchquert die Nördliche Phyllit-Zone. Die reprozessierten Datensätze enthalten einen Teilausschnitt des Gesamtprofils mit einer Gesamtlänge von 104,1 km vollständiger CDP-Überdeckung, die auf hessischem Gebiet liegen.
Das Profil DEKORP'90-3A ist von besonderem Interesse, um die seismische Auflösung der Kruste unterhalb der permo-mesozoischen bis tertiären Hessischen Senke, der Kasseler Grabenstruktur sowie der tertiären Vulkanfelder des Reinhardswaldes, Habichtswaldes, Knüll und Söhrewaldes zu untersuchen und endet nördlich des großen känozoischen Vogelsberg-Komplexes.
Die reprozessierten Daten sind in Homuth & Stiller (2022) veröffentlicht und können im Metadaten-Portal des GeoForschungsZentrum Potsdam angefragt werden.
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DEKORP'90-3B
Die reprozessierten Datensätze enthalten einen Teilabschnitt des gesamten Profils DEKORP'90-3B/MVE (West) mit einer Gesamtlänge von 90,8 km vollständiger CDP-Überdeckung auf hessischem Gebiet und reicht vom Ausgangspunkt des Profils im NW nach SO bis zum Rhön-Vulkankomplex.
Das Profil DEKORP'90-3B ist von besonderem Interesse, um die seismische Auflösung der Hessischen Senke, der osthessischen Buntsandsteindecke sowie der tertiären Vulkanfelder des Kellerwaldes und der Rhön zu untersuchen.
Die reprozessierten Daten sind in Homuth & Stiller (2022) veröffentlicht und können im Datenzentrum des GeoForschungsZentrum Potsdam unter dem angegebenen Link (siehe Literaturverzeichnis) angefragt werden.
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DEKORP'86-2N
Das 219 km lange, SSO-NNW streichende DEKORP'86-2N-Profil liefert einen Querschnitt durch das Rheinische Schiefergebirge vom subvariskischen Münsterlandbecken im Norden bis zum rhenoherzynischen Taunus im Süden. Das Profil ist die nördliche Fortsetzung von DEKORP'84-2S, welches bei Profil-km 7,72 geschnitten wird. Die neu aufbereiteten Datensätze enthalten einen Teilabschnitt des gesamten DEKORP'86-2N mit einer Gesamtlänge von 67,84 km CDP-Überdeckung, die den südlichen Teil des Profils durch das Bundesland Hessen abdeckt.
Das Profil DEKORP'86-2N ist von besonderem Interesse, um die seismische Auflösung des Rheinischen Schiefergebirges und seiner verschiedenen Strukturen, wie dem Siegener Sattel, der Dillmulde und dem Lahnsattel, zu untersuchen. Im südlichsten Teil reicht das Profil in den rhenoherzynischen Taunus bis zum Taunuskamm.
Die reprozessierten Daten sind in Homuth & Stiller (2022) veröffentlicht und können im Metadaten-Portal des GeoForschungsZentrum Potsdam angefragt werden.
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DEKORP'84-2S
Das 250 km lange, SO-NW-streichende Profil erstreckt sich vom rhenoherzynischen Taunus bis zur Donau und durchquert dabei den Spessart, die Hessische Senke und das Nördlinger Ries. Das Profil DEKORP'84-2S ist die südliche Fortsetzung des DEKORP'86-2N-Profils, das bei Profil-km 246,08 geschnitten wird. Die neu aufbereiteten Datensätze enthalten einen Teilabschnitt des gesamten DEKORP'84-2S-Profils mit einer Gesamtlänge von 50 km CDP-Überdeckung, die den nördlichen Teil des Profils durch das Bundesland Hessen abdeckt.
Das Profil DEKORP'84-2S ist von besonderem Interesse, um die seismische Auflösung des Taunus einschließlich des Taunuskamms sowie der tertiären Hessischen Senke, der permischen Wetteraudecke und eines kleinen Teils des kristallinen Spessarts zu untersuchen.
Die reprozessierten Daten sind in Homuth & Stiller (2022) veröffentlicht und können im Metadaten-Portal des GeoForschungsZentrum Potsdam angefragt werden.
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