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Welterbe-Auszeichnung für den Deutschen Dachschiefer!
Die International Union of Geological Sciences (IUGS) hat den Deutschen Dachschiefer (German Roofing Slate) als Naturstein-Welterbe ausgezeichnet.
Damit ist der Deutsche Dachschiefer neben dem Rochlitzer Porphyrtuff, dem Solnhofener Plattenkalk und dem Juramarmor der vierte deutsche Naturwerkstein, der diesen Titel erhalten hat.
Nicht nur die Bedeutung der Dachbedeckung, Fassadenverkleidung und Fußböden für die Baukultur in den Regionen wurde gewürdigt, sondern auch die kunstvollen altdeutschen Deckarten, wie etwa die schuppen- und bogenförmigen Platten, die sich durch zahlreiche regionale Besonderheiten auszeichnen.
Im Sinne von „Dachschiefer“ ist Schiefer ein metamorphes Gestein, das aus Ton- oder Schiefertonen besteht und durch einen hohen Druck- und Temperatureinfluss eine Metamorphose erfahren hat. Dachschiefer zeichnet sich durch seine Schichtstruktur aus, die es ermöglicht, den Schiefer in dünne Platten zu spalten. Diese Platten werden traditionell als Dachbedeckung verwendet, da Dachschiefer eine hohe Wetterbeständigkeit, Langlebigkeit, Feuerfestigkeit und eine gute ästhetische Qualität aufweist.
Tonschiefer ist im Rheinischen Schiefergebirge weit verbreitet, doch nicht alle Vorkommen sind für die Verwendung als Dachschiefer geeignet. Nur dünnplattige und qualitativ hochwertige Tonschiefer aus wenigen Gesteinshorizonten, die vom Silur bis ins Unterkarbon reichen, erfüllen die Anforderungen und wurden deshalb unter oft erheblichem Aufwand sowohl im Tagebau als auch im Untertagebau gewonnen. Die Nutzung von Dachschiefer reicht bis in die Römerzeit zurück. Während der Blütezeit des hessischen Dachschieferabbaus in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts waren vermutlich mehrere hundert Gruben in Hessen aktiv. Heute wird in Hessen jedoch kein Dachschiefer mehr abgebaut.
Silurische Plattenschiefer wurden bereits Anfang des 17. Jahrhunderts bei Sinn (Lahn-Dill-Kreis) erwähnt. Unterdevonische Tonschiefer (Hunsrückschiefer) spielten in der Gegend von Usingen sowie im Wispertal zwischen Bad Schwalbach und Lorch eine größere Rolle. Tonschiefer des Unter- und Mitteldevons wurden südlich des Edersees und bei Wissenbach (Lahn-Dill-Kreis) bis in das 20. Jahrhundert gewonnen. Der letzte Untertagebetrieb in Willingen (Upland) hat im Jahr 1971 den Abbaubetrieb in mitteldevonischem Waldecker Schiefer eingestellt. Die Dachschiefergrube „Christine“ kann heute im Rahmen von Führungen besichtigt werden.
Bis 1949 wurde oberdevonischer Tonschiefer in verschiedenen Regionen gefördert, darunter südlich des Edersees, bei Merenberg (Landkreis Limburg-Weilburg), östlich von Dillenburg und nördlich von Weilburg. Auch das Unterkarbon lieferte gelegentlich brauchbares Material, insbesondere die Liegenden Alaunschiefer und der Kulm-Tonschiefer westlich von Bad Wildungen.
Der Dachschiefer gehört zu den ältesten Baustoffen überhaupt und prägt durch seine Materialeigenschaften die Architektur und die Bauweise vieler Regionen, vor allem im Rheinischen Schiefergebirge. Er ist relativ leicht „in Form“ zu bringen und eignet sich nicht zuletzt aufgrund seiner Hitze- und Kältebeständigkeit ideal als Werkstein im Innen- und Außenbereich von Wohngebäuden. Außerhalb der klassischen Dachschiefergebiete kam er häufig dann zum Einsatz, wenn es galt, architektonisch besonders aufwändige Dachformen zu decken.
Viele Gebäude, die zum UNESCO-Welterbe zählen, sind in Mitteleuropa mit Dachschiefer gedeckt, so auch das Schweriner Schloss als jüngstes deutsches Welterbe. Bekannte Gebäude mit Dachschiefereindeckung sind der Kölner Dom mit seiner gotischen Architektur sowie in Hessen unter vielen anderen das Rathaus von Frankenberg und viele Gebäude der historischen Altstadt von Braunfels oder auch die Marburger Altstadt.
Diese Gebäude zeigen die Vielseitigkeit und Ästhetik von Schiefer als Baumaterial und dessen Einsatz in unterschiedlichen Architekturstilen und Epochen.
Verwendete Literatur
Pressemitteilung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe zur internationalen Auszeichnung des deutschen Dachschiefers (August 2024): Deutscher Dachschiefer zählt jetzt zum Naturstein-Welterbe!
Wagner, H.W. (2018): Dach- und Wandschiefer – ein traditioneller Baustoff in Mitteleuropa.‒ Veröffentlichungen des Netzwerkes „Steine in der Stadt“; Heft 1, 2018.
HLNUG: Flyer zum Gestein des Jahres 2019 Tonschiefer