Niedrigwasser
Als Niedrigwasser im Binnenbereich bezeichnet man nach DIN 4049-3 den Zustand in einem oberirdischen Gewässer, bei dem der Wasserstand oder der Durchfluss einen bestimmten Schwellenwert erreicht oder unterschritten hat. Dieses Niedrigwasser ist grundsätzlich witterungs- oder jahreszeitlich bedingt. Die regulären jahreszeitlichen Schwankungen werden mit dem mittleren Niedrigwasserdurchfluss (MNQ) bemessen. Meist spricht man von Niedrigwasser, wenn der MNQ unterschritten wird.
Aktuelle Niedrigwasserwerte/-situation
Aktuelle Niedrigwasserwerte für Hessen
In WISKI-Web findet man die aktuellen Messwerte (Wasserstand, Durchfluss, Niederschlag und Grundwasser) für die hessischen Pegel. Bei dem Parameter Durchfluss werden die Pegel farblich nach ihrem unter- oder überschreiten bestimmter Gewässerkundlicher Kennwerte eingefärbt. Pegel bei denen der MNQ-Wert unterschritten wird, werden braun markiert.
Aktuelle Niedrigwasserlage in Deutschland
Im länderübergreifenden Pegelportal wird die aktuelle Niedrigwasserlage für die Pegel in Deutschland dargestellt. Das Pegelportal ist ein länderübergreifendes Informationsangebot der Bund-/ Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA).
Informationsplattform Undine
Für einen überregionalen Blick auf die großen Ströme Elbe, Oder, Rhein, Weser, Ems und Donau präsentiert die Informationsplattform Undine kompakte Beschreibungen aktueller und historischer hydrologischer Extremereignisse (Hochwasser, Niedrigwasser), aktuelle Messwerte sowie historische Vergleichswerte und verweist auf vielfältige Informationsquellen. Ein Schwerpunkt der Betrachtung liegt auf der Darstellung der Gewässerbeschaffenheit bei Extremereignissen.
Gewässerkundliche Kennwerte zur Quantifizierung von Niedrigwasser
Gewässerkundliche Kennzahlen werden verwendet, um das Wasserstands- und Abflussverhaltens eines Einzuggebietes zu beurteilen. Die Kennzahlen werden auf Basis von geprüften Daten, welche an den Pegeln erfasst werden, ermittelt. Mehr Informationen zu Auswertung von Daten finden Sie unter statistische Auswertungen
Im Folgenden werden einige wichtige Gewässerkundliche Kennzahlen und Begrifflichkeiten zur Quantifizierung von Niedrigwasser beschrieben:
NNQ - Niedrigster Niedrigwasserdurchfluss, niedrigster ermittelter Durchfluss.
MNQ - Mittlerer Niedrigwasserdurchfluss = Mittel der jeweils niedrigsten Durchflüsse in einem bestimmten Zeitraum.
NQ - Niedrigster Tagesmittelwert des Durchflusses in einem bestimmten Zeitraum.
unterdurchschnittliche Durchflüsse - Durchflüsse zwischen MNQ und MQ
Auswirkungen von Niedrigwasser
- Einschränkungen im Binnenschiffsverkehr treten auf, da bei niedrigen Wasserständen die Beladung der Schiffe reduziert werden muss.
- Die Gefahr des Fischsterbens besteht wegen hoher Wassertemperaturen und geringem Sauerstoffanteils infolge geringer Wassersmengen und langsamer Fließgeschwindigkeiten.
- Die Schadstoffkonzentrationen im Gewässer steigen wegen fehlendem Verdünnungswassers bei gleichbleibender Einleitung an.
- Wasserentnahmen, etwa für landwirtschaftliche Bewässerung, die rechtlich an einen Mindestwasserstand gebunden sind, können zum Erliegen kommen.
- Wasserkraftwerke können weniger Strom produzieren, da bei Flusskraftwerken geringere Wassermengen die Turbinen durchfließen, wobei ein Mindestabflussanteil den Ausleitungsgräben verbleiben muss bzw. bei Wärmekraftwerken weniger Kühlwasser zur Verfügung steht.
- Einschränkungen der Produktion von Betrieben, die auf die Entnahme von Kühl- oder Betriebswasser angewiesen sind, können auftreten
Das Niedrigwassermessprogramm Hessen
Die Messungen des Niedrigwasserabflusses sind von außerordentlicher Bedeutung für wasserwirtschaftliche Planungen und Entscheidungen. Die Größe und Dauer des Niedrigwasserabflusses bestimmen den Betrag der Wasserentnahme- und Einleitungsmengen in kritischen Trockenzeiten. Weiterhin dient die Erfassung des Niedrigwasserabflusses als Maß für die Grundwasserneubildung. Auf der Voraussetzung, dass in Trockenzeiten die Gewässer nur aus dem Grundwasserreservoir gespeist werden, bauen gewässerkundliche Verfahren zur Ermittlung der Grundwasserneubildung auf.
Seit 1981 regelt das „Abflussmessprogramm bei Niedrigwasser" die Erfassung von Abflüssen in Trockenperioden an Sondermessstellen. Um eine möglichst große Aussagefähigkeit der Messergebnisse zu gewährleisten, wird folgendermaßen vorgegangen:
- Das HLNUG legt den Beginn der jeweiligen Messaktion nach Absprache mit den Regierungspräsidien fest. Diese informieren das HLNUG bei andauernden Niedrigwasserabflüssen in ihrem Zuständigkeitsbereich.
- Prinzipiell soll jede ausgeprägte Trockenperiode für Niedrigwassermessungen ausgenutzt werden.
- Bei der Durchführung der Messprogramme ist in einem möglichst kurzen Zeitraum ein ganzes Flusssystem systematisch durch zu messen, damit den erzielten Messergebnissen die gleichen klimatologischen Bedingungen zugrunde liegen.
- Um eine korrekte Korrelation der aus den Sondermessungen erhaltenen Abflüsse mit Bezugspegeln durchführen zu können, sollen Kontrollmessungen des Abflusses an den kontinuierlich beobachteten Pegeln immer auch dann vorgenommen werden, wenn das Sondermessprogramm im jeweiligen Niederschlagsgebiet durchgeführt wird. Eine Herleitung des Durchflusses aus den an den Pegeln aufgezeichneten Wasserstandsganglinien ist gerade bei Niedrigwasserabfluss und möglichen Verkrautungseinflüssen meist mit größeren Unsicherheiten behaftet.
Das Niedrigwassermessprogramm kam zuletzt in den Jahren 2003 und 2018 zum Einsatz.