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Grundwassersituation im Januar 2025: Ergiebige Niederschläge sorgen vielerorts für steigende Grundwasserstände
Nachfolgend wird ein kurzer Überblick über das zurückliegende hydrologische Sommerhalbjahr, das aktuelle hydrologische Winterhalbjahr und das hydrologische Jahr im gesamten gegeben. Im Anschluss wird die aktuelle Grundwassersituation des Monats in Hessen betrachtet sowie eine Prognose gestellt.
Aktuelle Grundwassermesswerte finden Sie im Messdatenportal.
Hydrologisches Winterhalbjahr, Sommerhalbjahr und Jahr
Im hydrologischen Sommerhalbjahr, das von Mai bis Ende Oktober andauert, kommt vom Niederschlagswasser in der Regel kaum etwas im Grundwasser an, da ein Großteil des Niederschlags wegen der höheren Temperaturen verdunstet oder von der Vegetation verbraucht wird. Fallende Grundwasserstände im hydrologischen Sommerhalbjahr, auch bei durchschnittlichen Niederschlagsverhältnissen, stellen also den Normalfall dar. Überdurchschnittliche Niederschläge wie im zurückliegenden Sommerhalbjahr können, insbesondere bei bereits wassergesättigten Böden, jedoch auch im Sommer zeitweise zu steigenden Grundwasserständen führen. Mit 499 mm fiel 23% mehr Niederschlag als im langjährigen Monatsmittel 1991 – 2020, was insbesondere auf die überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen in den Monaten Mai und September zurückzuführen ist. Durch das ebenfalls überdurchschnittlich nasse Winterhalbjahr davor, war in weiten Teilen Hessens auch am Ende des Sommerhalbjahres die Grundwassersituation weiterhin ausgeglichen.
Für die Regeneration des Grundwassers ist das von November bis Ende April andauernde hydrologische Winterhalbjahr von besonderer Bedeutung. In dieser Zeit, in der die Vegetation ruht und die Verdunstung wegen der niedrigeren Temperaturen geringer als im Sommerhalbjahr ausfällt, kann das Niederschlagswasser größtenteils versickern. Durch die einsetzende Grundwasserneubildung steigen die Grundwasserstände in der Regel an, sofern ausreichend Niederschlag fällt. In der ersten Hälfte des aktuellen Winterhalbjahres bewegt sich die Niederschlagsmenge mit insgesamt 209 mm im durchschnittlichen Bereich.
Für das hydrologische Jahr (November bis Oktober) ergibt sich daraus im Normalfall der charakteristische Jahresgang im Grundwasser, mit steigenden Grundwasserständen im Winterhalbjahr und fallenden Grundwasserständen im Sommerhalbjahr.
Situation im Januar
Mit etwa 95 mm lag die Niederschlagsmenge im Januar 44 % oberhalb des langjährigen Mittelwert 1991 – 2020 (rund 66 mm). Nach den beiden vorherigen Monaten mit unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen führt dieser Überschuss zu der erwartenden Trendwende im Grundwasser mit weit verbreitet steigenden Grundwasserständen.
Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Grundwassersituation seit dem Jahr 2018. Die seit Oktober 2023 oft überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen haben zu einem deutlichen Rückgang der Messstellen im niedrigen (gelbe Kurve) und sehr niedrigen Bereich (rote Kurve) geführt. Die nah am langjährigen Durschnitt liegenden Monate Oktober und November des zurückliegenden Jahres hatten zur Folge, dass der Anteil der Messstellen im normalen Bereich (hellblaue Kurve) anstieg. Der vergleichsweise trockene Dezember trug zu einem Rückgang der Messstellen im sehr hohen Bereich (dunkelgrüne Kurve) bei, was sich trotz steigender Grundwasserstände auch im Januar noch bemerkbar macht. Weiterhin ist zu erkennen, dass die niedrigen und sehr niedrigen Bereiche im einstelligen Prozentbereich stagnieren. Dahinter verbergen sich u. a. Messstellen, die durch ihre Tiefe oder die lokale Hydrogeologie sehr verzögert auf das saisonale Niederschlagsgeschehen reagieren. Allerdings zeigen sich auch hier zum Teil steigende Trends, wenn auch von einem niedrigen oder sehr niedrigen Niveau aus.
Anmerkung zur Grafik: Die Klassifizierung „sehr niedrige Grundwasserstände“ stellt eine rein statistische Bewertung dar (rote Fläche in der Grafik). Sehr niedrige Grundwasserstände sind nicht mit einem „Wassernotstand“ gleichzusetzen oder an bestimmte Auswirkungen und Maßnahmen gekoppelt. Liegt der Grundwasserstand unter dem 10-%-Perzentil, also unter 90 Prozent aller Werte der Jahre 1991-2020, fällt er in die Klasse „sehr niedrig“. Liegt der Grundwasserstand über dem 10-%-Perzentil und unterhalb des 25-% Perzentils, fällt er in die Klasse „niedrig" (gelbe Fläche). Analog gilt Folgendes für die übrigen Klassen: normal: oberhalb des 25-%-Perzentils und unterhalb des 75-%-Perzentils; hoch: oberhalb des 75-%-Perzentils und unterhalb des 90-%-Perzentils; sehr hoch: oberhalb des 90-%-Perzentils.
Im Januar bewegten sich die Grundwasserstände in Hessen an 34% der Messstellen auf einem normalen Niveau (Vormonat 28%). 4% der Messstellen wiesen niedrige Grundwasserstände auf (Vormonat 2%). Sehr niedrige Grundwasserstände wurden weiterhin an 3% der Messstellen beobachtet (Vormonat 3%). Hohe oder sehr hohe Grundwasserstände wurden jeweils an 28% der Messstellen registriert (Vormonat 34% bzw. 31%). An 3% der Messstellen lagen keine aktuellen Daten vor.
Wegen der ungleichen Niederschlagsverteilung und der unterschiedlichen hydrogeologischen Standorteigenschaften wie Durchlässigkeit, Speichervermögen, Tiefe und Mächtigkeit des Grundwasserleiters und der daraus resultierenden unterschiedlichen Dynamik des Grundwassers, sind folgende regionale Unterschiede zu beobachten:
In den weit verbreiteten Kluftgrundwasserleitern des Buntsandsteins in Nordhessen zeigen im Januar alle Messstellen einen steigenden Trend an, ausgehend von einem Grundwasserstand im normalen bis hohen Bereich. Beispiele Bracht Nr. 434028 und Gahrenberg Nr. 384030: Im Januar lag an der Messstelle Bracht der Wasserstand auf einem mittleren Niveau, mit einem zunehmenden Trend. An der Messstelle Gahrenberg bewegte sich der Wasserstand auf einem hohen Niveau, ebenfalls mit einem steigenden Trend.
In der Untermainebene wurden im Januar unterschiedliche Trends der Grundwasserstände beobachtet, je nachdem ob es sich um eher schnell oder langsam reagierende Messstellen handelt. Dazu jeweils ein Beispiel. An der MessstelleOffenbach Nr. 507155 bewegte sich der Grundwasserstand im Januar auf einem hohen bis sehr hohen Niveau mit einer steigenden Tendenz. An der MessstelleBabenhausen Nr. 528062 bewegte sich der Grundwasserstand hauptsächlich auf einem niedrigen Niveau, hier mit einer gleichbleibenden Tendenz. Die Grundwasserleiter in der Untermainebene sind durch Grundwasserentnahmen großräumig beeinflusst, wodurch sich, zusammen mit der räumlichen Variabilität der Standorteigenschaften, ein sehr heterogenes Bild der Grundwasserstände ergibt.
In der Hessischen Rheinebene Hessisches Ried) wurden im Januar an 35% der Messstellen sehr hohe Grundwasserstände beobachtet, gefolgt von hohen (33%) und normalen Grundwasserständen (30%). Folgende Details waren zu beobachten:
- Im nördlichen hessischen Ried bewegten sich die Grundwasserstände im Januar auf hohen bis sehr hohen Niveaus. Beispiele Bauschheim Nr. 527055 und Walldorf Nr. 507185: An der Messstelle Bauschheim wurden im Januar hohe bis sehr hohe Grundwasserstände beobachtet, mit steigender Tendenz. An der Messstelle Walldorf bewegte sich der Grundwasserstand im Januar ebenfalls auf einem hohen bis sehr hohen Niveau.
- In der unmittelbaren Nähe des Rheins werden die Grundwasserstände vom Rheinwasserstand beeinflusst. Hier lagen die Grundwasserstände im Januar auf einem normalen bis hohen Niveau mit einem zwar wechselhaften, insgesamt aber steigenden Trend. Beispiele Gernsheim Nr. 544135 und Biebrich Nr. 506034: An der Messstelle Gernsheim bewegt sich der Grundwasserstand auf einem normalen bis hohen Niveau. An der Messstelle Biebrich liegen aufgrund eines Gerätedefekts keine aktuellen Daten vor.
- Die Grundwasserstände in typischen vernässungsgefährdeten Gebieten zeigten im Januar normale bis sehr hohe Werte mit größtenteils steigenden Trends. Beispiele: Hähnlein Nr. 544266, Groß-Rohrheim Nr. 544107, Worfelden Nr. 527182, Wallerstädten Nr. 527321.
- In den infiltrationsgestützten Bereichen des Rieds (Hahn flach Nr. 527329, Büttelborn Nr. 527161, Lorsch Nr. 544170 und Groß-Rohrheim Nr. 544002) lagen die Grundwasserstände im Januar auf normalen bis hohem Niveau und wiesen unterschiedliche Trends auf.
- Im südlichen Hessischen Ried lagen die Grundwasserstände im Januar auf hohen bis sehr hohen Höhen mit größtenteils steigenden, teilweise wechselhaften, Trends. Beispiele Bürstadt Nr. 544007 und Viernheim Nr. 544271: An der Messstelle Bürstadt bewegte sich der Grundwasserstand im Januar auf sehr hohen Höhen. An der Messstelle Viernheim befand sich der Grundwasserstand in diesem Monat auf einem hohen bis sehr hohen Niveau.
Prognose
Aufgrund der niedrigen Temperaturen, der geringen Verdunstung und einer hohen Bodenfeuchte herrschen weiterhin gute Randbedingungen für den Grundwasserneubildungsprozess. Jahreszeitlich bedingt ist im weiteren Verlauf des hydrologischen Winterhalbjahres mit steigenden Grundwasserständen zu rechnen. Das setzt allerdings voraus, dass in den nächsten Monaten ausreichend Niederschlag fällt.
aktuelle Messwerte
Die Messwerte von 117 Grundwassermessstellen, die mit Datensammlern und mit Datenfernübertragung ausgestattet sind, werden täglich übertragen und stehen online im Messdatenportal zur Verfügung.