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Grundwassersituation im Mai 2024: Sehr ergiebige Niederschläge sorgen für außergewöhnlich hohe Grundwasserstände
Nachfolgend wird ein kurzer Überblick über das zurückliegende hydrologische Winterhalbjahr, das aktuelle hydrologische Sommerhalbjahr und das hydrologische Jahr im gesamten gegeben. Im Anschluss wird die aktuelle Grundwassersituation des Monats in Hessen betrachtet sowie eine Prognose gestellt.
Aktuelle Grundwassermesswerte finden Sie im Messdatenportal.
Hydrologisches Winterhalbjahr, Sommerhalbjahr und Jahr
Für die Regeneration des Grundwassers ist das von November bis Ende April andauernde hydrologische Winterhalbjahr von besonderer Bedeutung. In dieser Zeit, in der die Vegetation ruht und die Verdunstung wegen der niedrigeren Temperaturen geringer als im Sommerhalbjahr ausfällt, kann das Niederschlagswasser größtenteils versickern. Durch die einsetzende Grundwasserneubildung steigen die Grundwasserstände in der Regel an, sofern ausreichend Niederschlag fällt. Im zurückliegenden Winterhalbjahr fiel mit 495 mm überdurchschnittlich viel Niederschlag (+137 mm / +38 % gegenüber der Referenzperiode 1991-2020). Das hat im Grundwasser für eine deutliche Erholung gesorgt und die Grundwasserstände lagen am Ende des hydrologischen Winterhalbjahres an mehr als 85 % der Messstellen auf einem höheren Niveau als vor einem Jahr. Damit ist die Ausgangssituation im Grundwasser für das bevorstehende hydrologische Sommerhalbjahr, welches in der Regel durch sinkende Grundwasserstände gekennzeichnet ist, deutlich günstiger als in den Vorjahren.
Im hydrologischen Sommerhalbjahr, das von Mai bis Ende Oktober andauert, kommt vom Niederschlagswasser in der Regel kaum etwas im Grundwasser an, da ein Großteil des Niederschlags wegen der höheren Temperaturen verdunstet oder von der Vegetation verbraucht wird. Fallende Grundwasserstände im hydrologischen Sommerhalbjahr, auch bei durchschnittlichen Niederschlagsverhältnissen, stellen also den Normalfall dar. Weit überdurchschnittliche Niederschläge können, insbesondere bei bereits wassergesättigten Böden, jedoch auch im Sommer zu steigenden Grundwasserständen führen.
Für das hydrologische Jahr (November bis Oktober) ergibt sich daraus im Normalfall der charakteristische Jahresgang im Grundwasser, mit steigenden Grundwasserständen im Winterhalbjahr und fallenden Grundwasserständen im Sommerhalbjahr.
Situation im Mai
Nach dem überdurchschnittlich nassen Winterhalbjahr startete auch das hydrologische Sommerhalbjahr in Hessen sehr nass. Mit 124,7 mm lag die Niederschlagsmenge im Mai 56,2 mm bzw. 82 % über dem langjährigen Mittel (1991-2020). Dadurch stiegen, insbesondere an den schnell reagierenden Messstellen, die Grundwasserstände wieder an, was für den Mai eher ungewöhnlich ist. So können am Ende des Monats an knapp 75 % der Messstellen hohe und sehr hohe Grundwasserstände beobachtet werden.
Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Grundwassersituation seit dem Jahr 2018. Für das zurückliegende hydrologische Winterhalbjahr 2023/2024 sind die ab November fallenden Anteile der Messstellen mit niedrigen (gelbe Kurve) und sehr niedrigen Grundwasserständen (rote Kurve) sehr gut zu erkennen. Die Grundwassersituation zu Beginn des hydrologischen Sommerhalbjahres 2024 war so entspannt wie das letzte Mal vor sechs Jahren. Durch den viel zu nassen Mai stieg insbesondere die Anzahl der Messstellen im sehr hohen Bereich (dunkelgrüne Kurve) noch einmal deutlich an.
Anmerkung zur Grafik: Die Klassifizierung „sehr niedrige Grundwasserstände“ stellt eine rein statistische Bewertung dar (rote Fläche in der Grafik). Sehr niedrige Grundwasserstände sind nicht mit einem „Wassernotstand“ gleichzusetzen oder an bestimmte Auswirkungen und Maßnahmen gekoppelt. Liegt der Grundwasserstand unter dem 10-%-Perzentil, also unter 90 Prozent aller Werte der Jahre 1991-2020, fällt er in die Klasse „sehr niedrig“. Liegt der Grundwasserstand über dem 10-%-Perzentil und unterhalb des 25-% Perzentils, fällt er in die Klasse „niedrig" (gelbe Fläche). Analog gilt Folgendes für die übrigen Klassen: normal: oberhalb des 25-%-Perzentils und unterhalb des 75-%-Perzentils; hoch: oberhalb des 75-%-Perzentils und unterhalb des 90-%-Perzentils; sehr hoch: oberhalb des 90-%-Perzentils.
Im Mai bewegten sich die Grundwasserstände in Hessen an 25 % der Messstellen auf einem normalen Niveau (Vormonat 29 %). Nur rund 4 % der Messstellen wiesen niedrige Grundwasserstände auf (Vormonat 3 %). Sehr niedrige Grundwasserstände wurden an 5 % der Messstellen beobachtet (Vormonat 5 %). Hohe oder sehr hohe Grundwasserstände wurden an 19 % bzw. 45 % der Messstellen registriert (Vormonat 30 % bzw. 33 %). Vereinzelt wurden neue Höchststände erreicht. An 2 % der Messstellen lagen keine aktuellen Daten vor. Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Grundwasserstände Ende Mai an 95 % der Messstellen auf einem höheren Niveau, was aufzeigt, dass sich gegenüber der Niedrigwassersituation im letzten Jahr die Grundwassersituation hessenweit deutlich entspannt hat.
Wegen der ungleichen Niederschlagsverteilung und der unterschiedlichen hydrogeologischen Standorteigenschaften sind folgende regionale Unterschiede zu beobachten:
In den nördlichen und mittleren Landesteilen zeigen etwa die Hälfte der Grundwasserstände am Monatsende steigende, etwa ein Drittel fallende Trends. Die Ausgangssituation reicht dabei von sehr niedrig bis sehr hoch. Grund hierfür ist die hohe räumliche Variabilität der Standorteigenschaften, z.B. neben der Niederschlagsmenge auch Durchlässigkeit, Speichervermögen, Tiefe und Mächtigkeit des Grundwasserleiters und die daraus resultierende unterschiedliche Dynamik des Grundwassers.
In den weit verbreiteten Kluftgrundwasserleitern des Buntsandsteins in Nordhessen haben im Mai die meisten Messstellen inzwischen ihren Höhepunkt erreicht und zeigen einen gleichbleibenden Trend an, ausgehend von einem Grundwasserstand im normalen bis hohen Bereich. Beispiele Bracht Nr. 434028 und Gahrenberg Nr. 384030: Im Mai lag an der Messstelle Bracht der Wasserstand auf hohen Höhen, mit einem gleichbleibenden Trend. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 138 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres. An der Messstelle Gahrenberg bewegte sich der Wasserstand auf normalen Höhen, hier noch mit einem steigenden Trend. Der Wasserstand lag im Monatsmittel 223 cm höher als im Vorjahr.
In der Hessischen Rheinebene (Hessisches Ried) wurden im Mai überwiegend sehr hohe Grundwasserstände beobachtet, gefolgt von hohen und normalen Grundwasserständen. Folgende Details waren zu beobachten:
- In der unmittelbaren Nähe des Rheins werden die Grundwasserstände vom Rheinwasserstand beeinflusst. Hier lagen die Grundwasserstände im Mai auf einem mittleren bis sehr hohen Niveau mit deutlich steigendem Trend gegen Ende des Monats. Beispiele Gernsheim Nr. 544135 und Biebrich Nr. 506034: An der Messstelle Gernsheim bewegt sich der Grundwasserstand auf einem mittleren bis sehr hohen Niveau. Der Grundwasserstand lag 52 cm oberhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Biebrich bewegte sich der Wasserstand auf einem normalen bis sehr hohen Niveau und lag 13 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres (Monatsmittel).
- Im nördlichen hessischen Ried und unmittelbar südlich des Mains bewegten sich die Grundwasserstände im Mai auf sehr hohen Niveaus. Beispiele Bauschheim Nr. 527055 und Offenbach Nr. 507155: An der Messstelle Bauschheim wurden im Mai sehr hohe Grundwasserstände beobachtet, mit fallender Tendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 44 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres. Ein derart hohes Grundwasserstandsniveau wurde an dieser Messstelle zuletzt vor rund 21 Jahren beobachtet. An der Messstelle Offenbach bewegte sich der Grundwasserstand im Mai auf einem sehr hohen Niveau. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 37 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres.
- Die Grundwasserstände in typischen vernässungsgefährdeten Gebieten zeigten im Mai hohe bis sehr hohe Werte mit unterschiedlichen Entwicklungstendenzen. Beispiele: Hähnlein Nr. 544266, Groß-Rohrheim Nr. 544107, Worfelden Nr. 527182, Wallerstädten Nr. 527321.
- In den infiltrationsgestützten Bereichen des Rieds (Hahn flach Nr. 527329, Büttelborn Nr. 527161, Lorsch Nr. 544170 und Groß-Rohrheim Nr. 544002) lagen die Grundwasserstände im Mai auf normalen bis sehr hohem Niveau und ließen am Monatsende wieder steigende Trends erkennen.
- Im südlichen Hessischen Ried lagen die Grundwasserstände im Mai auf normalen bis sehr hohen Höhen, alle Messstellen zeigten einen steigenden Trend, auch hier insbesondre zum Monatsende hin. Beispiele Bürstadt Nr. 544007 und Viernheim Nr. 544271: An der Messstelle Bürstadt bewegte sich der Grundwasserstand im Mai auf normalen bis sehr hohen Höhen und lag 48 cm oberhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Viernheim befand sich der Grundwasserstand in diesem Monat auf einem normalen bis hohen Niveau und lag 39 cm oberhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel).
Prognose
Auch nach Beginn des hydrologischen Sommerhalbjahres (Mai bis Oktober) lagen die Grundwasserstände an über 90 % der Messstellen höher als vor einem Jahr. Dies stellt eine deutlich günstigere Ausgangssituation für das weitere Sommerhalbjahr dar, in dem jahreszeitlich bedingt in der Regel rückläufige Grundwasserverhältnisse zu erwarten sind. Mit weiterem Pflanzenwachstum, höheren Temperaturen und zunehmender Verdunstung verschlechtern sich die Randbedingungen für die Grundwasserneubildung. Allerdings ist kurzfristig aufgrund der überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen noch mit steigenden Grundwasserständen zu rechnen. Mittelfristig sind dann, abhängig vom kommenden Witterungsgeschehen, größtenteils rückläufige Grundwasserverhältnissen zu erwarten.
aktuelle Messwerte
Die Messwerte von 114 Grundwassermessstellen, die mit Datensammlern und mit Datenfernübertragung ausgestattet sind, werden täglich übertragen und stehen online im Messdatenportal zur Verfügung.