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Grundwassersituation im Dezember 2024: Aufgrund des Niederschlagsdefizits Rückgang der sehr hohen Grundwasserstände bei weiterhin ausgeglichener Grundwassersituation
Nachfolgend wird ein kurzer Überblick über das zurückliegende hydrologische Sommerhalbjahr, das aktuelle hydrologische Winterhalbjahr und das hydrologische Jahr im gesamten gegeben. Im Anschluss wird die aktuelle Grundwassersituation des Monats in Hessen betrachtet sowie eine Prognose gestellt.
Aktuelle Grundwassermesswerte finden Sie im Messdatenportal.
Hydrologisches Winterhalbjahr, Sommerhalbjahr und Jahr
Im hydrologischen Sommerhalbjahr, das von Mai bis Ende Oktober andauert, kommt vom Niederschlagswasser in der Regel kaum etwas im Grundwasser an, da ein Großteil des Niederschlags wegen der höheren Temperaturen verdunstet oder von der Vegetation verbraucht wird. Fallende Grundwasserstände im hydrologischen Sommerhalbjahr, auch bei durchschnittlichen Niederschlagsverhältnissen, stellen also den Normalfall dar. Überdurchschnittliche Niederschläge wie im zurückliegenden Sommerhalbjahr können, insbesondere bei bereits wassergesättigten Böden, jedoch auch im Sommer zeitweise zu steigenden Grundwasserständen führen. Mit 499 mm fiel 23% mehr Niederschlag als im langjährigen Monatsmittel 1991 – 2020, was insbesondere auf die überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen in den Monaten Mai und September zurückzuführen ist. Durch das ebenfalls überdurchschnittlich nasse Winterhalbjahr davor, war in weiten Teilen Hessens auch am Ende des Sommerhalbjahres die Grundwassersituation weiterhin ausgeglichen.
Für die Regeneration des Grundwassers ist das von November bis Ende April andauernde hydrologische Winterhalbjahr von besonderer Bedeutung. In dieser Zeit, in der die Vegetation ruht und die Verdunstung wegen der niedrigeren Temperaturen geringer als im Sommerhalbjahr ausfällt, kann das Niederschlagswasser größtenteils versickern. Durch die einsetzende Grundwasserneubildung steigen die Grundwasserstände in der Regel an, sofern ausreichend Niederschlag fällt. In den ersten beiden Monaten des aktuellen Winterhalbjahres war die Niederschlagsmenge unterdurchschnittlich. Zum Ende des Jahres hin hat das jedoch aufgrund der Jahreszeit und des insgesamt überdurchschnittlich nassen Jahres 2024 nur zu einem deutlich sichtbaren Rückgang der Messstellen im sehr hohen Bereich geführt, bei ansonsten weiterhin ausgeglichener Grundwassersituation.
Für das hydrologische Jahr (November bis Oktober) ergibt sich daraus im Normalfall der charakteristische Jahresgang im Grundwasser, mit steigenden Grundwasserständen im Winterhalbjahr und fallenden Grundwasserständen im Sommerhalbjahr.
Situation im Dezember
Mit knapp 54 mm lag die Niederschlagsmenge im Dezember, noch deutlicher als im November, unterhalb des langjährigen Mittelwert 1991 – 2020 (rund 74 mm). Allerdings fiel im gesamten Jahr 2024 mit 889 mm 17% mehr Niederschlag als in der Vergleichsperiode 1991 – 2020 (761 mm). Daher konnten auch im Dezember noch an acht Messstellen (7%), größtenteils in Südhessen liegend, neue Monatshöchstwerte beobachtet werden.
Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Grundwassersituation seit dem Jahr 2018. Die seit Oktober 2023 oft überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen haben zu einem deutlichen Rückgang der Messstellen im niedrigen (gelbe Kurve) und sehr niedrigen Bereich (rote Kurve) geführt. Die nah am langjährigen Durschnitt liegenden Monate Oktober und November des zurückliegenden Jahres hatten zur Folge, dass der Anteil der Messstellen im normalen Bereich (hellblaue Kurve) anstieg. Der vergleichsweise trockene Dezember trug zu einem Rückgang der Messstellen im sehr hohen Bereich (dunkelgrüne Kurve) bei. Weiterhin ist zu erkennen, dass die niedrigen und sehr niedrigen Bereiche im einstelligen Prozentbereich stagnieren. Dahinter verbergen sich u. a. Messstellen, die durch ihre Tiefe oder die lokale Hydrogeologie sehr verzögert auf das saisonale Niederschlagsgeschehen reagieren. Allerdings zeigen sich auch hier zum Teil steigende Trends, wenn auch von einem niedrigen oder sehr niedrigen Niveau aus.
Anmerkung zur Grafik: Die Klassifizierung „sehr niedrige Grundwasserstände“ stellt eine rein statistische Bewertung dar (rote Fläche in der Grafik). Sehr niedrige Grundwasserstände sind nicht mit einem „Wassernotstand“ gleichzusetzen oder an bestimmte Auswirkungen und Maßnahmen gekoppelt. Liegt der Grundwasserstand unter dem 10-%-Perzentil, also unter 90 Prozent aller Werte der Jahre 1991-2020, fällt er in die Klasse „sehr niedrig“. Liegt der Grundwasserstand über dem 10-%-Perzentil und unterhalb des 25-% Perzentils, fällt er in die Klasse „niedrig" (gelbe Fläche). Analog gilt Folgendes für die übrigen Klassen: normal: oberhalb des 25-%-Perzentils und unterhalb des 75-%-Perzentils; hoch: oberhalb des 75-%-Perzentils und unterhalb des 90-%-Perzentils; sehr hoch: oberhalb des 90-%-Perzentils.
Im Dezember bewegten sich die Grundwasserstände in Hessen an 28% der Messstellen auf einem normalen Niveau (Vormonat 29%). Nur rund 2% der Messstellen wiesen niedrige Grundwasserstände auf (Vormonat 2%). Sehr niedrige Grundwasserstände wurden an 3% der Messstellen beobachtet (Vormonat 3%). Hohe oder sehr hohe Grundwasserstände wurden an 34% bzw. 31% der Messstellen registriert (Vormonat 26% bzw. 37%). An 2% der Messstellen lagen keine aktuellen Daten vor. Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Grundwasserstände im Monatsmittel im Dezember immer noch an über 60% der Messstellen auf einem höheren Niveau, was aufzeigt, dass die vergangenen niederschlagsreichen Monate seit Oktober 2023 weiterhin eine langfristige Wirkung im Grundwasser zeigen.
Wegen der ungleichen Niederschlagsverteilung und der unterschiedlichen hydrogeologischen Standorteigenschaften wie Durchlässigkeit, Speichervermögen, Tiefe und Mächtigkeit des Grundwasserleiters und der daraus resultierenden unterschiedlichen Dynamik des Grundwassers, sind folgende regionale Unterschiede zu beobachten:
In den weit verbreiteten Kluftgrundwasserleitern des Buntsandsteins in Nordhessen zeigen im Dezember einige Messstellen einen gleichbleibenden Trend an, andere bereits einen steigenden, ausgehend von einem Grundwasserstand im normalen bis sehr hohen Bereich. Beispiele Bracht Nr. 434028 und Gahrenberg Nr. 384030: Im Dezember lag an der Messstelle Bracht der Wasserstand auf einem hohen bis überwiegend mittleren Niveau, mit einem leicht zunehmenden Trend. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 64 cm höher als im Vorjahr. An der Messstelle Gahrenberg bewegte sich der Wasserstand auf einem hohen Niveau, mit einem gleichbleibenden Trend. Der Wasserstand lag hier im Monatsmittel 231 cm höher als im Vorjahr.
In der Untermainebene wurden im Dezember unterschiedliche Trends der Grundwasserstände beobachtet, je nachdem ob es sich um eher schnell oder langsam reagierende Messstellen handelt. Dazu jeweils ein Beispiel. An der MessstelleOffenbach Nr. 507155 bewegte sich der Grundwasserstand im Dezember auf einem sehr hohen Niveau mit einer steigenden Tendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 12 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres. An der MessstelleBabenhausen Nr. 528062 bewegte sich der Grundwasserstand hauptsächlich auf einem niedrigen Niveau, hier mit einer gleichbleibenden Tendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 46 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres. Die Grundwasserleiter in der Untermainebene sind durch Grundwasserentnahmen großräumig beeinflusst, wodurch sich, zusammen mit der räumlichen Variabilität der Standorteigenschaften, ein sehr heterogenes Bild der Grundwasserstände ergibt.
In der Hessischen Rheinebene Hessisches Ried) wurden im Dezember an 48% der Messstellen sehr hohe Grundwasserstände beobachtet, gefolgt von hohen (40%) und normalen Grundwasserständen (10%). Folgende Details waren zu beobachten:
- Im nördlichen hessischen Ried bewegten sich die Grundwasserstände im Dezember auf hohen bis sehr hohen Niveaus. Beispiele Bauschheim Nr. 527055 und Walldorf Nr. 507185: An der Messstelle Bauschheim wurden im Dezember sehr hohe und hohe Grundwasserstände beobachtet, mit steigender Tendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr. An der Messstelle Walldorf bewegte sich der Grundwasserstand im Dezember ebenfalls auf einem sehr hohen und hohen Niveau. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 10 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres.
- In der unmittelbaren Nähe des Rheins werden die Grundwasserstände vom Rheinwasserstand beeinflusst. Hier lagen die Grundwasserstände im Dezember auf einem normalen bis hohen Niveau mit einem wechselhaften Trend. Beispiele Gernsheim Nr. 544135 und Biebrich Nr. 506034: An der Messstelle Gernsheim bewegt sich der Grundwasserstand auf einem normalen bis hohen Niveau. Der Grundwasserstand lag 68 cm unterhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Biebrich bewegte sich der Wasserstand größtenteils auf einem normalen Niveau und lag 115 cm unterhalb des Niveaus des Vorjahres (Monatsmittel).
- Die Grundwasserstände in typischen vernässungsgefährdeten Gebieten zeigten im Dezember normale bis sehr hohe Werte mit gleichbleibenden Trends. Beispiele: Hähnlein Nr. 544266, Groß-Rohrheim Nr. 544107, Worfelden Nr. 527182, Wallerstädten Nr. 527321.
- In den infiltrationsgestützten Bereichen des Rieds (Hahn flach Nr. 527329, Büttelborn Nr. 527161, Lorsch Nr. 544170 und Groß-Rohrheim Nr. 544002) lagen die Grundwasserstände im Dezember auf normalen bis sehr hohem Niveau und wiesen gleichbleibende sowie fallende Trends auf.
- Im südlichen Hessischen Ried lagen die Grundwasserstände im Dezember auf größtenteils sehr hohen Höhen mit gleichbleibenden, teilweise wechselhaften, Trends. Beispiele Bürstadt Nr. 544007 und Viernheim Nr. 544271: An der Messstelle Bürstadt bewegte sich der Grundwasserstand im Dezember auf sehr hohen Höhen und lag 75 cm oberhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Viernheim befand sich der Grundwasserstand in diesem Monat ebenfalls auf einem sehr hohen Niveau und lag 84 cm oberhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel).
Prognose
Aufgrund der niedrigen Temperaturen, der geringen Verdunstung und einer hohen Bodenfeuchte herrschen weiterhin gute Randbedingungen für den Grundwasserneubildungsprozess. Jahreszeitlich bedingt ist im weiteren Verlauf des hydrologischen Winterhalbjahres mit steigenden Grundwasserständen zu rechnen. Das setzt allerdings voraus, dass in den nächsten Monaten ausreichend Niederschlag fällt.
aktuelle Messwerte
Die Messwerte von 117 Grundwassermessstellen, die mit Datensammlern und mit Datenfernübertragung ausgestattet sind, werden täglich übertragen und stehen online im Messdatenportal zur Verfügung.