Allgemeine chemisch-physikalische Parameter (ACP)
Bei Untersuchungen zur Fließgewässerchemie werden standardmäßig Stoffe und chemisch-physikalische Eigenschaften gemessen, die zur Charakterisierung eines Gewässers wichtig sind und analytisch leicht erfasst werden können.
Ein großer Teilbereich dieser Messgrößen aus dem Bereich der Standardparameter dient als Qualitätskomponente zur unterstützenden Bewertung des ökologischen Zustands bzw. Potenzials eines Fließgewässers. Diese sogenannten allgemeinen chemisch-physikalischen Parameter (ACP) sind in Anlage 7 der OGewV 2016 geregelt. Die Gruppe der ACP fasst unter anderem nachfolgende Messgrößen zusammen:
- Nährstoffverhältnisse: Ammonium, Gesamtphosphor, ortho-Phosphat-P, Gesamt-Stickstoff
- Salzgehalt: Chlorid, Sulfat
- Sauerstoffhaushalt: gelöster Sauerstoff, BSB5, TOC
- Temperaturverhältnisse: Wassertemperatur
- pH-Wert
Kartendarstellungen für allgemeine chemisch-physikalische Parameter (ACP) und Nitrat
Die oben dargestellte Karte zeigt die Oberflächenwasserkörper des Anhanges 3 des hessischen Maßnahmenprogramms 2021-2027, die noch keinen guten ökologischen Zustand aufgrund von Defiziten hinsichtlich Makrozoobenthos und/oder Phytobenthos (Diatomeen) und gleichzeitig eine Überschreitung des ortho-Phosphat-P-Orientierungswertes aufweisen. Für alle anderen Orientierungswerte aus Anlage 7 (Wassertemperatur, gelöster Sauerstoff (O2), Biochemischer Sauerstoffbedarf in 5 Tagen (BSB5), Gesamter organischer Kohlenstoff/Total Organic Carbon (TOC), Chlorid (Cl-), Sulfat (SO42-), pH-Wert, Gesamt-Phosphor (Gesamt-P), Ammonium-Stickstoff (NH₄-N) und Nitrit-Stickstoff (NO2-N)) erfolgt die Darstellung bezüglich des ökologischen Gesamtzustands. Ebenso wird mit dem Parameter Nitrat-Stickstoff (NO3-N) vorgegangen, der zu den Umweltqualitätsnormen (UQN) aus Anlage 8 der Oberflächengewässerverordnung (OGewV, 2016) gehört. Aufgrund der flächendeckenden Einhaltung der Nitrat-UQN in hessischen Oberflächenwasserkörpern werden die Nitrat-Konzentrationen auf einer Karte im niedrigen Konzentrationsbereich unterhalb der Umweltqualitätsnorm gezeigt. Chlorid wird des Weiteren mit dem strengeren Schwellenwert nach dem LAWA ACP-Projekt O3.15 (2017) verglichen.
Die fließgewässertypspezifischen Orientierungswerte sind im Gegensatz zu den Umweltqualitätsnormen keine rechtlich verbindlichen Grenzwerte, dienen aber als Qualitätskomponente zur unterstützenden Bewertung des ökologischen Zustands bzw. Potenzials. Ihre Überschreitung kann die Ursache von Defiziten bei biologischen Qualitätskomponenten sein. Somit können bei der Maßnahmenplanung neben den hydromorphologischen unterstützenden Komponenten auch die ACP als Hinweis zur Ursachenermittlung herangezogen werden. In der Regel kann der gute ökologische Zustand/das gute ökologische Potenzial nicht erreicht werden, wenn nicht alle Orientierungswerte und Umweltqualitätsnormen der flussgebietsspezifischen Schadstoffe eingehalten sind.
Grundlage zum Vergleich der ACP mit den Orientierungswerten bzw. bei Nitrat mit der Umweltqualitätsnorm sind die Durchschnittswerte der maximal letzten drei Jahreswerte der landesweiten Messungen aus dem Zeitraum 2017 - 2022.
Darüber hinaus sind die dem hessischen Maßnahmenprogramm 2021-2027 zugrundeliegenden ACP-Ergebnisse als Karten im Downloadbereich unter Betrachtungszeitraum MP 2021-2027 gezeigt. Hierbei werden die Durchschnittswerte der maximal drei letzten Jahreswerte der landesweiten Messungen aus dem Zeitraum 2014-2018 gezeigt. Für ortho-Phosphat und Gesamtphosphor wird der Durchschnitt der Jahresmittelwerte von 2018 und 2019 dargestellt (falls kein Jahresmittelwert in diesem Zeitraum vorhanden ist, wird der aktuellste Jahresmittelwert aus den Jahren 2015–2017 verwendet).
Auswertungen zur Umsetzung der Phosphormaßnahmen in Hessen
Vor der Umsetzung des hessischen Maßnahmenprogramms 2015-2021 wurden in der Mehrzahl der Oberflächenwasserkörper in Hessen die Orientierungswerte für ortho-Phosphat-Phosphor nicht eingehalten. Basierend auf intensiven Messungen und Frachtbilanzierungen des HLNUG stellte sich heraus, dass die kommunalen Kläranlagen den größten Anteil zur Phosphorbelastung (ortho-Phosphat-Phosphor) in hessischen Fließgewässern beitragen. Die erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen an den kommunalen Kläranlagen hatte direkte Auswirkungen auf die Phosphorkonzentrationen im Fließgewässer. Diese Entwicklung der Phosphorkonzentrationen vor und nach weitgehender Umsetzung der Maßnahmen bei den kommunalen Kläranlagen ist auf den Vergleichskarten ersichtlich (siehe Abbildung unten oder PDF-Dateien im Downloadbereich).
Die Karten stellen die Oberflächenwasserkörper hinsichtlich der Entwicklung von ortho-Phosphat-Phosphor und Gesamtphosphor aus dem Untersuchungszeitraum 2017 bis 2022 im Vergleich zum Durchschnitt von maximal drei Messjahren aus dem Untersuchungszeitraum 2007 bis 2011 dar.
Hier ist ersichtlich, dass im Vergleich zum Untersuchungszeitraum 2007 bis 2011 der Anteil der untersuchten Wasserkörper mit Einhaltung des Orientierungswerts ortho-Phosphat-Phosphor deutlich gestiegen ist. Dabei hat sich insbesondere der Anteil der untersuchten Wasserkörper mit sehr hohen Überschreitungen (2-3-fach, 3-4-fach und >4-fach) verringert.