Retentionskataster Hessen (RKH)
Das Projekt Retentionskataster Hessen (RKH) erfasst alle wichtigen Gewässerstrecken in Hessen. Als Ordnungssystem dient hierbei das bereits vorliegende System des Gewässerkundlichen Flächenverzeichnisses Hessen. Damit ist sichergestellt, dass weitere Gewässerstrecken oder Maßnahmen in das Kataster systematisch eingefügt werden können.
Aus Vergleichsgründen werden in dem Kataster vorhandener Retentionsräume zunächst die heute noch vorhandenen Retentionsräume erfasst. Grundlage für die Erfassung bildet die jeweils berechnete Wasserspiegellage bei einem 100-jährlichen Abfluss. Im Hinblick auf die Realisierung von Maßnahmen zur Aktivierung von potentiellen Retentionsräumen ist vor allem das Kataster potentieller Retentionsräume von Bedeutung. Hier sind zunächst alle potentiellen Retentionsräume, die im Rahmen des Projekts RKH ermittelt wurden, zusammengestellt. Neben der Eintragung in Listenform können dort die entsprechenden Erläuterungstexte mit Vorschlägen für zu ergreifende Maßnahmen und Lageskizzen abgerufen werden. Selbstverständlich sind auch andere, auch u.U. deutlich größere Maßnahmen möglich, wenn sich dies aufgrund näherer Untersuchungen als realisierbar erweist. Ferner enthält die Liste auch solche Angaben von potentiellen Retentionsräumen, die zusätzlich zu der eigentlichen Projektbearbeitung gemeldet wurden. In den Tabellen des Katasters der potentiellen Retentionsräume ist zudem eingetragen, welche der Maßnahmen bereits realisiert wurden, mit Angabe von Lage, Größe, Jahr.
Das Kataster wird einmal jährlich mit Stichtag 31. Mai aktualisiert und fortgeschrieben. Die bis dahin eingegangenen und von Regierungspräsidien weitergeleiteten Meldungen werden dabei berücksichtigt.
Was sind Retentionsräume?
Retentionsräume (lat. retenire = zurückhalten) sind die an den Flüssen und Bächen seitlich gelegenen Flächen, auf denen sich bei Hochwasser das Wasser ausbreiten und ansammeln kann. Es fließt dort nur noch langsam oder steht. Damit wird für die Unterlieger der Hochwasserabfluss verzögert und die Wasserstände werden verringert. Neben dieser positiven Wirkung auf die Hochwasserabläufe sind Retentionsräume notwendige Grundlage für den Erhalt und die Verbesserung der ökologischen Vielfalt in und an den Gewässern und seinen Auen. Sie tragen damit auch zum Bodenschutz bei und liefern einen Beitrag zur Grundwasseranreicherung.
Retentionsräume als Teil des Hochwasserschutzes
Durch den vielfachen Hineinbau in die Talauen, das Auffüllen von Gelände sowie durch den Bau von Dämmen und Mauern ging in der Vergangenheit ein großer Teil der Retentionsfläche verloren. Dadurch kann sich Wasser bei einer Hochwasserwelle nicht natürlich ausbreiten. Es fließt schneller ab und ist in der Höhe größer. Dies hat zur Folge, dass bebaute Flächen (wie z.B. Straßen, Brücken, Wohngebiete) schneller überflutet werden, die Gefährdung für den Menschen nimmt zu sowie die durch ein Hochwasser verursachten Schäden.
Um die Hochwassergefährdung wieder zu verringern oder um sie nicht noch weiter zu verschärfen, müssen die noch verbliebenen Retentionsräume durch die Feststellung der Überschwemmungsgebiete rechtlich gesichert werden. Außerdem sind Maßnahmen notwendig, um die vielfach heute noch vorhandenen potentiellen Retentionsräume wieder in die Überschwemmungsgebiete einzubinden oder ihre Wirksamkeit für den Hochwasserrückhalt zu verbessern. Gedacht ist dabei vor allem an solche Maßnahmen, die ohne stärkere Eingriffe in die vorhandene Flächennutzung durchführbar sind, und mit denen möglichst auch die ökologischen Verhältnisse in Gewässer und Aue verbessert werden.
Reaktivierung von Retentionsraum
Kommunen, Wasserverbände und andere Planungsträger (z.B. bei Landwirtschaft, Forst, Straßenbau, aber auch Industrie, Gewerbe und Private) sind aufgefordert, diese Maßnahmen zu realisieren, um etwas für den eigenen Hochwasserschutz zu tun, aber auch als ein Akt der Solidargemeinschaft den für die Unterlieger zu verbessern. Hierbei ist auch die Möglichkeit gegeben, sich ergänzend mit weiteren eigenen Vorschlägen einzubringen und mitzuteilen, wo zwischenzeitlich Maßnahmen zur Aktivierung von potentiellem Retentionsraum realisiert wurden. Näheres hierzu erfahren Sie unter Meldung von Retensionsgebieten.