Arzneimittel
Die Stoffgruppe der Arzneimittel umfasst eine Vielzahl an Substanzen, welche als Wirkstoffe zu der Behandlung von medizinischen Beschwerden eingesetzt werden (z.B. Schmerzmittel, Lipidsenker, Antibiotika, Antiepileptika), die in der Diagnostik eine Rolle spielen (Röntgenkontrastmittel) oder auch Hormone (z.B. Östrogen). D.h. sie dienen entweder zur Behandlung oder Vorsorge von Krankheiten, zur Diagnostik oder zur Beeinflussung von physiologischen Vorgängen im Körper.
Dabei können sie sowohl beim Menschen als auch bei Tieren (z.B. in der Massentierhaltung oder bei Haustieren) Anwendung finden. Teils werden Stoffe in beiden Bereichen angewendet, so dass eine eindeutige Identifizierung der Quelle nicht immer möglich ist. Arzneimittel, die in der Tierhaltung Anwendung finden, können vor allem auch über Düngung mit Mist oder Gülle wieder in die Umwelt eingetragen werden.
Insgesamt geht es hier somit um folgende Stoffgruppen:
- Substanzen, die verabreicht werden können, um physiologische Funktionen durch eine pharmakologische, immunologische oder metabolische Wirkung wiederherzustellen, zu korrigieren oder zu beeinflussen (Muttersubstanzen)
- Substanzen, die in der medizinischen Diagnostik eingesetzt werden
- Metaboliten (entstehen im Körper) und Transformationsprodukte (entstehen biotisch oder abiotisch außerhalb des menschlichen Körpers) von Arzneimittel
Generell können diese Substanzen bereits in relativ geringen Konzentrationen Auswirkung auf unterschiedliche Organismen haben, z.T. schon im Konzentrationsbereich von einigen ng/l.
Arzneimittel in der aquatischen Umwelt
Arzneimittel spielen im alltäglichen Gebrauch eine große Rolle, seien es nun Medikamente gegen Erkältungen, Schmerzmittel oder chronische Beschwerden.
Selbst wenn sie, wie vorgeschrieben, eingenommen werden, können sie, je nach dem Grad der Verstoffwechselung im Körper über Ausscheidungen in das Kanalsystem und über Kläranlagen oder auch Mischwasserentlastungen in die Gewässer gelangen. Je nach Substanz und Art der Kläranlage werden die Wirkstoffe in diesen unterschiedlich gut abgebaut. Somit gelangen sowohl der Wirkstoff selbst, als auch Metabolisierungs- und Transformationsprodukte in die Gewässer.
Neben diesem Pfad, welcher der geplanten Anwendung eines Medikaments entspricht, spielt auch die Entsorgung abgelaufener Medikamente direkt über das Abwasser eine gewisse Rolle. Diesen Eintragspfad gilt es so weit wie möglich zu begrenzen.
Wie Arzneimittel richtig zu entsorgen sind, kann unter https://arzneimittelentsorgung.de/home/ geprüft werden. Auf keinen Fall dürfen diese über den Abwasserkreislauf entsorgt werden, da sie, wie schon beschrieben, in konventionellen Kläranlagen meist nur wenig abgebaut werden.
Der Umwelt und uns zuliebe: Arzneimittel niemals über Toilette oder Spüle entsorgen!
Umweltrisiken
Arzneimittel können je nach dem Grad der Verstoffwechselung im Körper über Ausscheidungen in das Kanalsystem und über Kläranlagen in Gewässer gelangen. Je nach Substanz und Art der Kläranlage werden die Wirkstoffe in diesen unterschiedlich gut abgebaut. Somit gelangen sowohl der Wirkstoff selbst als auch Transformationsprodukte in die Gewässer. Weitere Informationen zu den Umweltrisiken finden Sie hier
Beobachtungslisten
Seitens verschiedener nationaler und internationaler Gremien werden Untersuchungen unternommen, die Bewertung von Medikamenten in Neufassungen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) bzw. der Oberflächengewässerverordnung mit einzubeziehen. So finden sich Arzneimittel sowohl auf der EU-Watchlist, als auch auf der nationalen Beobachtungsliste wieder. Weitere Infromationen zu Beobachtungslisten finden Sie hier
Aktuell
Ab dem Jahr 2013 wurde die Anzahl der untersuchten Arzneimittel bzw. Metabolite in Hessen ausgebaut. In Auswertungen ist zu sehen, wie sich die Konzentrationen der Arzneimittel im Verhältnis zu ökotoxikologischen Beurteilungskriterien verhalten. Auswertungen zu Arzneimitteln in Hessen finden Sie hier
Historisches
Die Belastung hessischer Gewässer mit Arzneimitteln ist durch Forschungsprogramme Mitte der 90er Jahre bekannt geworden. Im Zusammenhang mit der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wurden ab dem Jahr 2007 Untersuchungen auf Pflanzenschutzmittel gemäß den Vorgaben der WRRL durchgeführt. Informationen zu den ersten Arzneimitteluntersuchungen in Hessen finden Sie hier