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Grundwassersituation im Juni 2024: Ergiebiger Niederschlag seit Monaten sorgt auch weiterhin für hohe und sehr hohe Grundwasserstände
Nachfolgend wird ein kurzer Überblick über das zurückliegende hydrologische Winterhalbjahr, das aktuelle hydrologische Sommerhalbjahr und das hydrologische Jahr im gesamten gegeben. Im Anschluss wird die aktuelle Grundwassersituation des Monats in Hessen betrachtet sowie eine Prognose gestellt.
Aktuelle Grundwassermesswerte finden Sie im Messdatenportal.
Hydrologisches Winterhalbjahr, Sommerhalbjahr und Jahr
Für die Regeneration des Grundwassers ist das von November bis Ende April andauernde hydrologische Winterhalbjahr von besonderer Bedeutung. In dieser Zeit, in der die Vegetation ruht und die Verdunstung wegen der niedrigeren Temperaturen geringer als im Sommerhalbjahr ausfällt, kann das Niederschlagswasser größtenteils versickern. Durch die einsetzende Grundwasserneubildung steigen die Grundwasserstände in der Regel an, sofern ausreichend Niederschlag fällt. Im zurückliegenden Winterhalbjahr fiel mit 495 mm überdurchschnittlich viel Niederschlag (+137 mm / +38 % gegenüber der Referenzperiode 1991–2020). Das hat im Grundwasser für eine deutliche Erholung gesorgt und die Grundwasserstände lagen am Ende des hydrologischen Winterhalbjahres an mehr als 85 % der Messstellen auf einem höheren Niveau als vor einem Jahr. Damit war die Ausgangssituation im Grundwasser für das hydrologische Sommerhalbjahr, welches in der Regel durch sinkende Grundwasserstände gekennzeichnet ist, deutlich günstiger als in den Vorjahren.
Im hydrologischen Sommerhalbjahr, das von Mai bis Ende Oktober andauert, kommt vom Niederschlagswasser in der Regel kaum etwas im Grundwasser an, da ein Großteil des Niederschlags wegen der höheren Temperaturen verdunstet oder von der Vegetation verbraucht wird. Fallende Grundwasserstände im hydrologischen Sommerhalbjahr, auch bei durchschnittlichen Niederschlagsverhältnissen, stellen also den Normalfall dar. Überdurchschnittliche Niederschläge wie im Mai und Juni dieses Jahres können, insbesondere bei bereits wassergesättigten Böden, jedoch auch im Sommer zu steigenden Grundwasserständen führen.
Für das hydrologische Jahr (November bis Oktober) ergibt sich daraus im Normalfall der charakteristische Jahresgang im Grundwasser, mit steigenden Grundwasserständen im Winterhalbjahr und fallenden Grundwasserständen im Sommerhalbjahr.
Situation im Juni
Nach dem überdurchschnittlich nassen Winterhalbjahr startete auch das hydrologische Sommerhalbjahr in Hessen sehr nass. Nach einem weit überdurchschnittlich nassen Mai lag mit 76,9 mm die Niederschlagsmenge auch im Juni über dem langjährigen Mittel (11,6 mm bzw. 18 % gegenüber 1991–2020). So können am Ende des Monats an über 70 % der Messstellen hohe und sehr hohe Grundwasserstände beobachtet werden und jede fünfte Messstelle zeigt weiterhin einen steigenden Trend an. Etwa 15 % der Messstellen haben diesen Juni neue Monatshöchstwerte erreicht.
Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Grundwassersituation seit dem Jahr 2018. Für das zurückliegende hydrologische Winterhalbjahr 2023/2024 sind die ab November fallendenAnteile der Messstellen mit niedrigen (gelbe Kurve) und sehr niedrigen Grundwasserständen (rote Kurve) sehr gut zu erkennen. Die Grundwassersituation zu Beginn des hydrologischen Sommerhalbjahres 2024 war so entspannt wie das letzte Mal vor sechs Jahren. Durch die sehr ergiebigen Niederschläge im Mai und Juni stieg die Anzahl der Messstellen insbesondere im hohen (hellgrüne Kurve) Bereich weiter an.
Anmerkung zur Grafik: Die Klassifizierung „sehr niedrige Grundwasserstände“ stellt eine rein statistische Bewertung dar (rote Fläche in der Grafik). Sehr niedrige Grundwasserstände sind nicht mit einem „Wassernotstand“ gleichzusetzen oder an bestimmte Auswirkungen und Maßnahmen gekoppelt. Liegt der Grundwasserstand unter dem 10-%-Perzentil, also unter 90 Prozent aller Werte der Jahre 1991-2020, fällt er in die Klasse „sehr niedrig“. Liegt der Grundwasserstand über dem 10-%-Perzentil und unterhalb des 25-% Perzentils, fällt er in die Klasse „niedrig" (gelbe Fläche). Analog gilt Folgendes für die übrigen Klassen: normal: oberhalb des 25-%-Perzentils und unterhalb des 75-%-Perzentils; hoch: oberhalb des 75-%-Perzentils und unterhalb des 90-%-Perzentils; sehr hoch: oberhalb des 90-%-Perzentils.
Im Juni bewegten sich die Grundwasserstände in Hessen an 16 % der Messstellen auf einem normalen Niveau (Vormonat 25 %). Nur rund 4 % der Messstellen wiesen niedrige Grundwasserstände auf (Vormonat 4 %). Sehr niedrige Grundwasserstände wurden ebenfalls nur an 4 % der Messstellen beobachtet (Vormonat 5 %). Hohe oder sehr hohe Grundwasserstände wurden an 28 % bzw. 44 % der Messstellen registriert (Vormonat 19 % bzw. 45 %). An 3 % der Messstellen lagen keine aktuellen Daten vor. Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Grundwasserstände im Monatsmittel im Juni an 98 % der Messstellen auf einem höheren Niveau, was aufzeigt, dass die vergangenen niederschlagsreichen Monate eine deutliche und langfristige Wirkung im Grundwasser zeigen.
Wegen der ungleichen Niederschlagsverteilung und der unterschiedlichen hydrogeologischen Standorteigenschaften sind folgende regionale Unterschiede zu beobachten:
In den nördlichen Landesteilen zeigen etwa ein Drittel der Grundwasserstände am Monatsende weiterhin steigende, etwa zwei Drittel bereits fallende Trends an. Die Ausgangssituation reicht dabei von sehr niedrig bis sehr hoch. Grund hierfür ist die hohe räumliche Variabilität der Standorteigenschaften, z.B. neben der Niederschlagsmenge auch Durchlässigkeit, Speichervermögen, Tiefe und Mächtigkeit des Grundwasserleiters und die daraus resultierende unterschiedliche Dynamik des Grundwassers.
In den weit verbreiteten Kluftgrundwasserleitern des Buntsandsteins in Nordhessen haben im Juni viele Messstellen inzwischen ihren Höhepunkt erreicht und zeigen einen gleichbleibenden bis fallenden Trend an, ausgehend von einem Grundwasserstand im normalen bis hohen Bereich. Beispiele Bracht Nr. 434028 und Gahrenberg Nr. 384030: Im Juni lag an der Messstelle Bracht der Wasserstand auf hohen Höhen, mit einem fallenden Trend. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 116 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres.An der Messstelle Gahrenberg bewegte sich der Wasserstand auf normalen bis hohen Höhen, hier noch mit einem leicht steigenden Trend. Der Wasserstand lag im Monatsmittel 229 cm höher als im Vorjahr.
In der Hessischen Rheinebene (Hessisches Ried) wurden im Juni überwiegend sehr hohe Grundwasserstände (58 %) beobachtet, gefolgt von hohen (26 %) und normalen Grundwasserständen (13 %). Folgende Details waren zu beobachten:
- In der unmittelbaren Nähe des Rheins werden die Grundwasserstände vom Rheinwasserstand beeinflusst. Hier lagen die Grundwasserstände im Juni auf einem hohen bis sehr hohen Niveau mit einem, durch den sehr dynamischen Rheinwasserstand in diesem Monat, wechselhaften Trend. Beispiele Gernsheim Nr. 544135 und Biebrich Nr. 506034: An der Messstelle Gernsheim bewegt sich der Grundwasserstand auf einem sehr hohen Niveau. Der Grundwasserstand lag 183 cm oberhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Biebrich bewegte sich der Wasserstand auf einem hohen bis sehr hohen Niveau und lag 150 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres (Monatsmittel).
- Im nördlichen hessischen Ried und unmittelbar südlich des Mains bewegten sich die Grundwasserstände im Juni auf sehr hohen Niveaus. Beispiele Bauschheim Nr. 527055 und Offenbach Nr. 507155: An der Messstelle Bauschheim wurden im Juni sehr hohe Grundwasserstände beobachtet, mit fallender Tendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 60 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres. An der Messstelle Offenbach bewegte sich der Grundwasserstand im Juni ebenfalls auf einem sehr hohen Niveau. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 44 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres.
- Die Grundwasserstände in typischen vernässungsgefährdeten Gebieten zeigten im Juni normale bis sehr hohe Werte mit größtenteils fallenden Entwicklungstendenzen. Beispiele: Hähnlein Nr. 544266, Groß-Rohrheim Nr. 544107, Worfelden Nr. 527182, Wallerstädten Nr. 527321.
- In den infiltrationsgestützten Bereichen des Rieds (Hahn flach Nr. 527329, Büttelborn Nr. 527161, Lorsch Nr. 544170 und Groß-Rohrheim Nr. 544002) lagen die Grundwasserstände im Juni größtenteils auf sehr hohem Niveau mit teils steigenden, teils gleichbleibenden Trends.
- Im südlichen Hessischen Ried lagen die Grundwasserstände im Juni auf normalen bis sehr hohen Höhen mit unterschiedlichen Trends. Beispiele Bürstadt Nr. 544007 und Viernheim Nr. 544271: An der Messstelle Bürstadt bewegte sich der Grundwasserstand im Juni auf hohen bis sehr hohen Höhen und lag 90 cm oberhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Viernheim liegen aufgrund eines Gerätedefekts keine Daten für Juni vor.
Prognose
Auch nach dem ersten Drittel des hydrologischen Sommerhalbjahres (Mai bis Oktober) lagen die Grundwasserstände an weit über 90 % der Messstellen höher als vor einem Jahr. Dies stellt eine sehr günstige Ausgangssituation für das weitere Sommerhalbjahr dar. Abhängig vom kommenden Witterungsgeschehen sind jahreszeitlich bedingt größtenteils rückläufige Grundwasserverhältnissen zu erwarten.
aktuelle Messwerte
Die Messwerte von 116 Grundwassermessstellen, die mit Datensammlern und mit Datenfernübertragung ausgestattet sind, werden täglich übertragen und stehen online im Messdatenportal zur Verfügung.