Historie
Historie der Bodenkartierung in den hessischen Weinbaugebieten
Die Standortkartierung der Weinbaugebiete hat in Hessen eine lange Tradition, die bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts zurückreicht. Ihren Ursprung findet sie im Wesentlichen als Strukturverbesserungsmaßnahme, um den Weinbau nach dem zweiten Weltkrieg wieder neu aufzubauen. Ein wesentlicher Aspekt waren dabei die enormen Schäden durch die Reblaus (Dactylosphaera vitifolii), die schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Übersee eingeschleppt wurde. Ihre Ausbreitung führte zu verheerenden Schäden in den gesamten europäischen Weinbaugebieten. In Hessen wurde sie erstmals 1876 in Sachsenhausen nachgewiesen.
Zur Bekämpfung der Reblaus unterbricht der moderne Weinbau den komplexen Fortpflanzungsmechanismus an den Wurzeln und Blättern. Amerikanische Rebstöcke haben Natur bedingt eine Resistenz bzw. Toleranz gegenüber der Reblaus entwickelt. Daher nutzte man Rebstöcke von Vitis riparia, V. rupestris, V. berlandieri u.a. als so genannte Unterlagen. Auf diese Wurzelstöcke werden die Europäischen Traditionsedelreise aufgepfropft. Heute werden im Deutschen Weinbau ausschließlich Pfropfreben angebaut.
Für die standortgerechte Bestockung wurden daher Planungsgrundlagen benötigt, die schon 1947 in eine systematische Bodenkartierung der Weinbaugebiete von Hessen im Maßstab 1:2.000 bis 1:2.500 mündeten. Während die Bodenaufnahmen vom damaligen Hessischen Landesamt für Bodenforschung durchgeführt wurden, arbeiteten die Wissenschaftler an der Forschungsanstalt in Geisenheim und dem Deutschen Wetterdienst an den klimatischen Standortfaktoren und der Rebenzüchtung für den Weinbau. So entstanden neben der großmaßstäbigen Bodenkartierung auch Karten zur Sonneneinstrahlung, Frost- und Windgefährdung sowie Rebenanbauempfehlung. Die Ergebnisse zur regionalen Planungsübersicht wurden als "Standortkartierung der Hessischen Weinbaugebiete" zusammengefasst (ZAKOSEK et al. 1967) und mittlerweile in einer zweiten überarbeiteten und erweiterten Auflage vorliegt (LÖHNERTZ et al. 2004).
In den darauf folgenden Jahren erschienen 16 Blätter der 'Weinbau- Standortkarte' im Maßstab 1:5.000, die den größten Teil des Oberen Rheingaus und des Maingaus abdecken. Die Karten enthalten neben Bodeninformationen der Weinbergsbodenkartierung auch Ergebnisse der klimatischen Beobachtung durch die Agrarmeteorologische Forschungsstelle des Deutschen Wetterdienstes in Geisenheim. Darüber hinaus ergänzen Erfahrungen aus Adaptionsprogrammen zur Bodenverträglichkeit der wichtigsten Unterlagssorten des Institutes für Rebenzüchtung und Rebenveredlung der Forschungsstelle Geisenheim. Damit war ein Kartenwerk initiiert, das den damaligen Stand der Boden- und Klimaverhältnisse sowie die entsprechenden Standortbewertungen und Anbauempfehlungen widerspiegelte. Das Kartenwerk wurde allerdings seit den 90er Jahren nicht weiter fort geführt.
Die Entwicklungen seit den 90er Jahren forderten eine dynamische Fortschreibung von Bodenstandortdaten. So ergaben sich bspw. mit der fortlaufenden Entwicklung in der Rebenzüchtung neue standortbezogene Empfehlungen für geeignete Unterlagen. Mit der modernen Infrastruktur lag es daher nahe, ein Geo- Informationssystem für Weinbaustandortdaten aufzubauen, das den aktuellen und auch zukünftigen Bedarf decken konnte.
- Bereitstellung von blattschnittfreier Weinbaustandortinformation
- Verfügbarkeit als Karte, Geodaten und Infosystem
- Einfache Einbindung neuer Auswertungen bzw. Themenkarten nach Bedarf
- Möglichkeit der Fortschreibung der Bodenstandortdaten nach Flurbereinigungsverfahren und anderen Veränderungen der Standortfaktoren
Die Anforderungen mündeten in zwei Produkten auf unterschiedlicher Maßstabsebene.