Boden des Jahres 2023 - Ackerboden
Der Ackerboden
Unsere Kulturlandschaft ist wesentlich durch Ackerbau geprägt. Dieser macht bundesweit 33 % und in Hessen 22 % der Flächen aus. Ackerböden sind Grundlage für die landwirtschaftliche Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln sowie nachwachsenden Rohstoffen. Sie speichern Kohlenstoff und Wasser und sind Lebensraum für Bodenlebewesen, von Bakterien und Pilzen über Regenwürmer bis hin zu Feldhamstern.
Ortschaften und Städte sind oft von Ackerflächen umgeben, die bei der Erweiterung von Siedlungen und Infrastruktur von Überbauung und Versiegelung betroffen sind. Diese Ackerböden gehen dem Landschaftshaushalt damit unwiederbringlich verloren.
Charakteristisch für alle Ackerböden ist der Pflughorizont, der typischerweise 20 bis 30 cm tief reicht. Er bildet sich durch das regelmäßige Wenden mit dem Pflug, wodurch der Boden vermischt, gelockert und homogenisiert wird. Mittlerweile wird alternativ eine reduzierte Bodenbearbeitung angewendet, bei der auf das Pflügen weitgehend verzichtet wird.
Auch in Wald- oder Grünlandböden lassen sich heute noch alte Pflughorizonte erkennen. Hier hat sich die Landnutzung im Laufe der Zeit geändert, der frühere Ackerbau lässt sich aber immer noch im Boden ablesen.
Ackerböden sind sehr vielfältig: Der besonders tiefgründige Lössboden ist ebenso vertreten wie steinreiche, sandige oder tonige Böden. Das erklärt die regional sehr unterschiedlichen Ertragspotenziale. Vor allem in den Becken und Senken, wo in den Eiszeiten viel Löss abgelagert wurde, kommen Böden mit hohem bis sehr hohem Ertragspotenzial vor. In den Mittelgebirgen wurde weniger Löss eingetragen und das Ertragspotenzial der Böden ist im Vergleich meist geringer.
Auch die Resilienz der Böden bei Dürreperioden ist unterschiedlich. Je mehr Wasser ein Boden speichern kann, umso besser kann er während einer Dürre Feldfrüchte versorgen. Das ist wichtig für die Landwirtschaft, die durch den Klimawandel zunehmend mit Trockenphasen zu kämpfen hat. Wie schnell ein Boden austrocknet, hängt wesentlich davon ab, woraus er besteht und wie tiefgründig er ist. Lehmige Böden speichern besser Wasser als sandige. Je flachgründiger ein Boden ist, also je schneller unter der Ackerkrume anstehendes Gestein kommt, umso weniger Wasser kann er bevorraten.
In den hessischen Senken- und Beckenlandschaften wie der Wetterau stehen Lössböden im Zentrum der ackerbaulichen Nutzung. Diese Böden sind fruchtbar, leicht zu bearbeiten und gut durchwurzelbar. Sie speichern viel Wasser, wodurch Dürreperioden besser ausgeglichen werden können. Entsprechend haben die Ackerböden in den Lössgebieten ein sehr hohes Ertragspotenzial. Die Böden dort sind auch ein potenzieller Lebensraum für den selten gewordenen Feldhamster. Sie haben jedoch eine hohe Erosionsanfälligkeit und sollten durch richtige Bearbeitungstechnik vor schädlichem Bodenabtrag geschützt werden
In den hessischen Mittelgebirgen nutzt man häufig Regosole und die etwas tiefgründigeren Braunerden als Ackerböden. Diese bestehen meist aus einem Gemisch aus eiszeitlich eingewehtem Löss und dem verwitterten Gestein, das den Untergrund prägt. In Hessen sind dies u. a. Gesteine des Buntsandsteins, metamorphe Gesteine des Schiefergebirges oder auch vulkanische Gesteine aus dem Tertiär, zum Beispiel im Vogelsberg.
Die Eigenschaften dieser Böden hängen vom Lössanteil, der Art des Gesteins und dessen Verwitterung ab. Flachgründige, steinige Böden oder Böden, die aus einem tonig oder sandig verwitterndem Gestein hervorgehen, können weniger pflanzenverfügbares Wasser speichern und sind anfälliger bei Dürren. Das Ertragspotenzial der Mittelgebirgsböden schwankt je nach Beschaffenheit von sehr gering bis mittel.
In den breiten Tälern von Rhein und Main sind Ackerböden auf den lockeren Sedimenten verbreitet, die diese Flüsse seit den Eiszeiten abgelagert haben. Dabei können diese Böden hohe Kies- und Sandanteile besitzen oder bei größeren Ton- und Schluffgehalten feinkörniger ausgeprägt sein. Das Ertragspotenzial dieser Böden ist mittel bis hoch.
Vor allem im Oberrheingraben wurden ursprünglich sehr feuchte Böden erst nach einem Absenken des Grundwasserspiegels als Ackerböden nutzbar. Dies macht sich oft durch einen hohen Humusgehalt oder Torfreste bemerkbar, die sich unter den vormals feuchteren Bedingungen gebildet haben. Heute zersetzt sich das organische Material langsam und setzt dabei Nährstoffe sowie CO2 frei. Das muss bei der Bewirtschaftung berücksichtigt werden, um ein Überangebot von Nährstoffen und einen Kohlenstoffverlust zu vermeiden. Dieser Prozess könnte durch eine Wiedervernässung gestoppt werden.
Manche Ackerböden besitzen eine wasserstauende Schicht, die Niederschlagswasser nur verzögert in den Untergrund versickern lässt. Die dadurch entstehende Sauerstoffarmut im Boden kann das Pflanzenwachstum hemmen. Der Boden wird durch die hohe Feuchtigkeit außerdem anfällig für eine schädliche Verdichtung durch Befahren. Hier kann das Anlegen von Drainagen Abhilfe schaffen. Ein stauender Horizont kann sich jedoch auch positiv auswirken, denn er hilft, während niederschlagsarmer Perioden einen Wasservorrat in den oberen Bodenschichten zu halten.