Boden des Jahres 2024 - Waldboden
Kohlenstoffspeicher Waldboden
Hessen ist eines der waldreichsten deutschen Bundesländer – etwa 42 Prozent der Fläche ist von Wäldern bedeckt. Der Waldboden ist Teil dieser Ökosysteme und prägt sie maßgeblich mit. Er stellt Nährstoffe bereit, speichert und filtert Wasser und sorgt mit seinem charakteristischen Bodenleben für die Zersetzung abgestorbener Pflanzenteile zu Humus. Waldböden speichern große Mengen an Kohlenstoff: In ihnen sind größere Mengen davon gebunden als in der oberirdischen Biomasse. Eine Modellierung schätzt, dass 70-80 Megatonnen organischen Kohlenstoffs in den hessischen Waldböden gespeichert sind.
Waldböden bestehen aus mehreren Schichten. An der Oberfläche ist die sogenannten Streuschicht, die aus abgefallenen Blättern und Nadeln der Bäume entsteht und nach unten zunehmend zersetzt ist.
Wie mächtig diese organische Auflage ist, hängt u. a. von der Menge und Beschaffenheit der Streu ab: Nadeln werden z. B. langsamer zersetzt als Laub. Außerdem bedingt ein saurer Boden eine geringere biologische Aktivität und damit einen langsameren Abbau der Streu. Das Gleiche gilt für besonders feuchte Böden, in denen Sauerstoffmangel herrscht. Je langsamer die Zersetzung abläuft, umso dicker ist die organische Auflage.
Unter der Streuschicht folgt als oberste Schicht des Mineralbodens der Oberboden. Typischerweise enthält er viel eingemischten Humus. Der Mineralboden kann unterschiedlich mächtig sein und wird durch das darunterliegende verwitterte Fest- oder Lockergestein geprägt.
Im Unterboden können verschiedene Prozesse ablaufen, die zur Entwicklung unterschiedlicher Bodentypen führen. Häufig bilden sich an Waldstandorten Braunerden aus, in denen aus der Gesteinsverwitterung Eisenoxide und Tonminerale neu entstehen. In stark sauren Waldböden werden Eisenoxide und Humus aus dem Oberboden in den Unterboden ausgewaschen und es entsteht der Bodentyp Podsol.
Wälder finden sich häufig auf Standorten, die sich aufgrund der Eigenschaften ihrer Böden und ihrer Lage nicht als Ackerstandorte eignen. Das kann an einem relativ nährstoffarmen, sauren Bodensubstrat, einem hohen Steingehalt oder einer nur dünnen Bodendecke liegen. Außerdem sind sie oft an Hanglagen zu finden, die für die landwirtschaftliche Nutzung nicht in Frage kommen, und liegen höher und damit klimatisch ungünstiger. In Lössgegenden, gibt es aber auch Wälder auf sogenannten Gunststandorten, die viel Wasser und Nährstoffe zur Verfügung stellen. Im Oberrheingraben sind Wälder auf den dort häufig vorhandenen Flug- und Flusssanden verbreitet.
Der Klimawandel stellt auch die Forstwirtschaft vor große Herausforderungen. Insbesondere bereiten steigende Temperaturen und geänderte Niederschlagsmuster bewährten Baumarten Probleme. Um die forstwirtschaftlich genutzten Wälder fit für die Zukunft zu machen, müssen sie standortgerecht umgebaut werden. Kenntnisse über die Eigenschaften der Waldböden sind hierfür von großer Bedeutung. Die Karte des Wasserhaushalts von Waldböden in Hessen zeigt, dass diese häufig eine eher geringe Wasserspeicherkapazität besitzen. Dies und die jeweiligen Nähstoffverhältnisse müssen beachtet werden, um waldbaulich sinnvolle Entscheidungen zu treffen.
Durch die extensive Nutzung sind Waldböden seltener intensiven menschlichen Einwirkungen ausgesetzt. Allerdings findet eine erhebliche Deposition von Schadstoffen aus der Luft statt. Dabei spielen Bäume eine maßgebliche Rolle, die diese Stoffe mit ihren Kronen regelrecht „auskämmen“. Während der Eintrag von Säuren mittlerweile erheblich gesenkt werden konnte, ist der atmosphärische Stickstoffeintrag weiterhin zu hoch. Eingetragene Schadstoffe wie Schwermetalle oder organische Schadstoffe können vom Humus und Mineralbodenbestandteilen gebunden werden und sich so im Waldboden anreichern. Diese Filter- und Pufferfunktion der Böden ist zentral für den Grundwasserschutz.