Kurzer Abriss der Projekthistorie
Der Start
Seit Anfang der 80er Jahre wurde der Bedarf an flächendeckender Bodeninformation von vielfältiger Seite gefordert. Schwerpunkte waren Planungsaspekte (z.B. Landschaftsrahmenplan) und verschiedene fachliche Fragestellungen aus dem Bereich Hydrologie und Hydrogeologie bzw. aus der Wasserwirtschaft. Beginnend mit der Absicht ein 100.000er Kartenwerk zu erstellen, wurde schon 1987 erkannt, dass ein Großteil mittelmaßstäbiger Fragestellungen nur mit einer Flächeninformation für den Maßstab 1:50.000 zu bewältigen sind. Das noch immer rudimentär für einzelne Blätter vorliegende 25.000er Kartenwerk war einerseits häufig zu detailliert, andererseits nicht systematisch genug, da durch die Weiterentwicklung der bodenkundlichen Landesaufnahme diese Karten bzw. Kartenblöcke strukturell und inhaltlich eigenständige Werke darstellen.
Die Bodenflächendaten 1:50.000 von Hessen beruhen auf den Informationen sehr unterschiedlicher Kartierungen. Dabei handelt es sich um Feldaufnahmen aus den 60er bis 80er Jahren für die Bodenkarte von Hessen 1:25.000 sowie um die Bodenkarte der nördlichen Oberrheinebene 1:50.000. Die verbleibenden 70 % der Landesfläche wurden dann zwischen 1987 und 1995 mit dem Zielmaßstab 1:50.000 kartiert und in den Folgejahren zum vorliegenden blattschnittfreien Kartenwerk in Hinblick auf eine Generallegende ausgewertet.
Vor allem die Kartierungen zur Bodenkarte 1:25.000 offenbaren eine enge Beziehung zwischen bodenbildendem Ausgangsgestein, Reliefsituation, standörtlichen Eigenschaften und Pedogenese (SEMMEL 1993, FRIEDRICH 1996). Dieses Beziehungsgeflecht führte zur Definition der Bodengesellschaften, die als Bodeneinheiten in den Karten flächig ausgegrenzt wurden. Bei ausreichender Erfahrung lassen sich Bodenverteilungsmodelle ableiten und auf unkartierte Areale übertragen. Dies erleichterte die Übersichtskartierung der 90er Jahre erheblich, da die Bodengesellschaften nicht immer wieder neu erarbeitet und die Grenzen der Bodeneinheiten en détail erkundet werden mussten (SABEL 1999). Allerdings müssen bei diesem Verfahren Verluste der Informationsdichte in Kauf genommen werden, die sich auch durch die Generalisierung und Aggregierung auf der Maßstabsebene 1:50.000 nicht immer ausreichend kompensieren lassen.
Gegen Ende der Kartierung 1995 wurde die Produktausrichtung neu bewertet. Die Erfahrungen in vielen Projekten und der Datenbelieferung externer Nutzer offenbarte, dass die Bodenkarte im klassischen Sinne nur unzureichend für Fragen an den "Standort" genutzt werden kann. Der Anwendungsbedarf wandelte sich - abstrakt betrachtet - zu Fragen an verschiedene Bodenfunktionen und Bodeneigenschaften. Die klassische Bodenkarte ist vor allem eine Interpretationsgrundlage für den Bodenkundler, nicht aber für den Planer, Hydrogeologen, Ingenieurgeologen usw. So verwundert es nicht, dass mit der Verfügbarkeit von Karten zu Bodeneigenschaften und -funktionen die Bedeutung der klassischen Bodenkarte - als ein Thema der Bodenflächendaten - in den Hintergrund getreten ist.
Die Bedarfsentwicklung initiierte ein grundsätzliches Umdenken schon beim Aufbau der boden-/standortkundlichen Grunddaten. Für viele Fragen zu Bodeneigenschaften und -funktionen spielt beispielsweise die Bodennutzung eine unmittelbare Rolle. Sie beeinflusst den Bodenaufbau sowie die chemischen und physikalischen Eigenschaften des Bodens. Daher liegen Bodenbeschreibungen für nutzungs- bzw. bodenbedeckungsdifferenzierte Grundeinheiten vor.
Diese Ansätze führten zu einer umfassenden und vielfältig auswertbaren Bodenflächendatenbank. Neben der klassischen Bodenkarte - als Ableitungsthema der Bodengrunddaten - stehen zu den wichtigsten Bodenfunktionen und Eigenschaften Themenkarten zur Verfügung, die nach Bedarf erweitert werden können. Um eine Planungssicherheit über verschiedene Instanzen zu gewährleisten, vertritt das HLNUG den Ansatz, so wenig Themenkarten wie nötig bereitzustellen, um die Vergleichbarkeit unterschiedlicher Nutzungsebenen zu gewährleisten und eine Vielzahl von Nutzern letztendlich mit der riesigen Menge möglicher Themenkarten nicht zu überfordern. Zudem können am HLNUG nur eine begrenzte Anzahl an Themenkarten landesweit qualitätsgesichert hergestellt werden. Eine Herausgabe von Themenkarten ohne intensive räumliche und inhaltliche Überprüfung birgt eine Vielzahl von Risiken, die es grundsätzlich zu vermeiden gilt. Alternativ werden dem Anwender alle gesicherten Grunddaten zur Verfügung gestellt, so dass auch sehr individuelle Probleme von diesem bearbeitet werden können.
Als Produktlinien stehen zur Verfügung:
- Kartenplots verschiedener Thematischer Auswertungen
- Kartenplots als PDF-Dateien auf CD-ROM
- Geometrie und Sachdaten zu den verschiedenen Thematischen Auswertungen (DK1)
- Geometrie und Sachdaten zu den verschiedenen Thematischen Auswertungen mit allen gesicherten Sachdaten als Datenbank (DK2)
Projektmitarbeiter
Ulrich Drolshagen (2)
Dr. Klaus Friedrich (4, 5, 6, 8)
Jörg von Hößle (3)
Martin Irle (2)
Herbert Kasel (3, 6, 7, 8)
Uwe Österreicher (2, 3)
Winfried Rosenberger (2, 7)
Prof. Dr. Karl-Josef Sabel (1, 2. 5, 8)
Mathias Schmanke (4, 5, 6)
Dr. Ludolf Schrader (2)
Reinhard Schwender (2)
Erwin Thiel (2)
Thomas Vorderbrügge (5)
Externe Mitarbeiter des Projektes:
Armin Doll, Petra Ewald, Petra Fritz, Heike Gundlfinger, Ulrike Hirt, Stephanie Jost (alle 3)
Arbeitsgruppe Prof. Dr. Johannes Preuß, Geographisches Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz:
Dirk Fährmann, Anne Mense, Anke Zanow (alle 3)
Institut für Physische Geographie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main:
Rainer Dambeck (3, 7), Prof. Dr. Günther Nagel, Prof. Dr. Heinrich Thiemeyer
Projektbereiche:
Nr. | Projektbereich |
---|---|
1 | Projektleitung |
2 | Inhaltliche Bearbeitung der einzelnen Blätter des Kartenwerkes und der Sachdaten (Aufarbeitung der Kartierergebnisse, siehe auch: Metadaten zur Kartierung) |
3 | Datenerfassung (Flächengeometrien und Sachdaten) |
4 | Entwicklung und Betreuung der Technischen Grundlagen (GIS, Datenbank, Anwender- und Auswertungssoftware) |
5 | Entwicklung und Anwendung der Methodenbank zur strukturierten Auswertung der Bodengrunddaten für die Erstellung von Thematischen Karten |
6 | Konzeption, Automation und Realisierung der Arbeits- und Vertriebsprodukte |
7 | Dokumentation der Grunddaten, Projektabläufe und Produkte |
8 | Redaktion der Produkte |