Staatliche Vogelschutzwarte Hessen
Institut für angewandte Vogelkunde
Der Weg der Vogelschutzwarte
Vor über 80 Jahren begründete die Staatliche Vogelschutzwarte in Frankfurt am Main eine Tradition im Natur- und Artenschutz in enger Zusammenarbeit mit der Stadt. Zuständig für die Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland sowie die Stadt Frankfurt haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vogelschutzwarte über viele Jahrzehnte den Vogelschutz maßgeblich mitgeprägt.
Zum 01.01.2022 ist nun die Gründung des Zentrums für Artenvielfalt erfolgt zu dem neben der Vogelschutzwarte die Abteilung Naturschutz des HLNUG, das Wolfszentrum Hessen, das Lore-Steubing-Institut, die Naturschutzakademie Hessen sowie eine Wildbiologische Forschungsstelle zählen. Diese Bündelung soll kurze Wege zwischen den naturschutzrelevanten staatlichen Einrichtungen Hessens ermöglichen und somit Synergieeffekte für den Natur- und Artenschutz fördern.
Im Zuge dieser Planungen wurde die Staatliche Vogelschutzwarte bereits an den Standort Gießen verlagert. Seit 26. März 2021 sind die Büros im Europaviertel in der Netanyastraße 5 in Gießen angesiedelt - in direkter Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet „Hohe Warte bei Gießen“. Seit dem 01.01.2022 ist die Staatliche Vogelschutzwarte als eigenes Dezernat in die Abteilung Naturschutz des HLNUG integriert und ist ausschließlich für das Land Hessen zuständig.
Neues aus der Vogelschutzwarte
Artenhilfskonzept Waldschnepfe erschienen
Im Rahmen des landesweiten Hilfsprogramms für windenergiesensible Vogel- und Fledermausarten wurde 2023 die Erarbeitung eines Artenhilfskonzepts für die Waldschnepfe (Scolopax rusticola) beauftragt. Das Artenhilfskonzept beinhaltet neben der Verbreitung und Bestandssituation der Waldschnepfe in Hessen Angaben zur allgemeinen Ökologie und aktuellen Gefährdungsituation. Zudem werden die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung zur Auswirkung von Windenergieanlagen auf die Waldschnepfe, insbesondere auf ihre Rufaktivität, dargestellt. An ausgewählten Standorten mit und ohne Windenergie-Nutzung wurde mit Hilfe automatischer Aufnahmegeräte Waldschnepfen-Rufe registriert, gespeichert und anschließend halbautomatisch ausgewertet, um die Balzaktivität zeitlich bestimmen zu können.
Hier geht es zum Artenhilfskonzept Waldschnepfe.
Leiter der Vogelschutzwarte, Dr. Simon Thorn, wird Professor an der Phillips-Universität Marburg
Mit einer deutschlandweit einzigartigen Koorperation, verknüpft Prof. Dr. Simon Thorn, Leiter der Vogelschutzwarte des HLNUGs nun akademische Forschungsarbeit zusammen mit der Phillips-Universität Marburg.
Der idw hat dazu einen Presseartikel verfasst.
Aktuelle Rote Liste der bestandgefährdeten Brutvogelarten
Neun Jahre nach Veröffentlichung der letzten Roten Liste hat die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON) zusammen mit der Staatlichen Vogelschutzwarte Hessen am Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) die neue Rote Liste der bestandsgefährdeten Brutvogelarten Hessens (11. Fassung) veröffentlicht. Pressemitteilung
Hier geht es zur aktuellen Roten Liste.
Akustisches Monitoring Pilotprojekt 2023
In einem Pilotprojekt wurden 15 Stationen des hessischen Luftmessnetzes mit speziellen Audiorekordern ausgestattet, um die Stimmaktivität von Vögeln in verschiedenen Lebensräumen zu erfassen. Die Rekorder zeichnen ganztägig die ersten zehn Minuten einer Stunde auf und senden die Daten für eine nachgelagerte Analyse an Cloud-Server. Das System erwies sich als hochgradig zuverlässig und bestätigte 118 Vogelarten aus über 15000 Validierungen. Diese Ergebnisse ermöglichen eine (teil-)automatische Überwachung der Vogelvielfalt in Hessen und bieten praktische Empfehlungen für zukünftige Arbeiten.
Die Untersuchungen werden 2024 an den Luftmessstationen fortgesetzt. Es sind zusätzliche weitere Standorte auch außerhalb der Luftmessstationen mit Audiorekordern bestückt. Die Analysen werden voraussichtlich Ende 2024 vorliegen.
Hier geht es zum Pilotprojekt aus 2023.
Fragen und Antworten
Möchten Sie sich über unterschiedliche Themen zur Ornithologie und Vogelschutz informieren? Hier finden Sie viele Antworten auf Alltagsfragen:
Unser FAQ zum Thema Vögel und Vogelschutz in Hessen
Themen der Vogelschutzwarte
Akustisches Langzeitmonitoring
Die Staatliche Vogelschutzwarte Hessen hat im Frühjahr 2023 ein Pilotprojekt zur automatischen Vogelerfassung im Luftmessnetz Hessen gestartet. Das mit 15 Stationen begonnene Projekt wird 2024 auf insgesamt 30 Standorte ausgedehnt und umfasst dann sogar entlegenere Orte in Hessen.
Drohnen-Einsatz im Brutvogel-Monitoring
Was schon seit einigen Jahren bei Flugsportlern großer Beliebtheit erfreut, wird nun auch in Forschungs- und Naturschutzprojekten immer häufiger genutzt: Die Drohne. Auch die Staatliche Vogelschutzwarte Hessen testet den Einsatz von Drohnen, z.B. im Monitoring von Koloniebrütern wie dem Reiher.
Braunkehlchen in Hessen: Habitatwahl und Maßnahmen
Von 2023 bis 2025 führt die Staatliche Vogelschutzwarte in Zusammenarbeit mit weiteren Institutionen und Werkvertragnehmern Untersuchungen durch, um die Brutplatzwahl der Braunkehlchen der letzten verbliebenen Populationen in Hessen genauer unter die Lupe zu nehmen.
Hilfsprogramm für windenergiesensible Arten in Hessen
Mit dem voranschreitenden Ausbau der Windenergie stellt insbesondere das Kollisionsrisiko für den Vogelschutz ein zunehmendes Problem dar. Im Rahmen des landesweiten Hilfsprogrammes für windenergiesensible Vogel- und Fledermausarten vergibt die Staatliche Vogelschutzwarte Hessen Dienstleistungs- und Werkverträge u.a. zu Rotmilan, Schwarzstorch und Wespenbussard.
Um eine möglichst effektive Maßnahmenumsetzung im Sinne der Artenhilfskonzepte sicherzustellen, arbeitet die Staatliche Vogelschutzwarte seit 2013 mit Artexperten im Rahmen der Artberatung zusammen. Diese kann u.a. von Behörden, Verbänden oder Flächeneigentümern in Anspruch genommen werden.
Beratung zu Arten des Offen- und Halboffenlands
Spezielle Artberatung "Rotmilan" in 2024
Monitoring der häufigen Brutvogelarten (MhB)
Die Trends der häufigen Brutvögel Hessens werden durch ehrenamtliche Daten in festgelegten 1x1 km2-Probeflächen erhoben, die vier verschiedenen Lebensraumtypen wiederspiegeln sollen und über ganz Hessen verteilt sind.
Monitoring seltener Brutvogelarten (MsB)
Seltene oder regional verbreitete Vogelarten werden im Rahmen von Monitoring-Modulen über ehrenamtliche Erfassungen oder als Beauftragungen durch die Staatliche Vogelschutzwarte Hessen bearbeitet.
Monitoring der EU-Vogelschutzgebiete (SPA-Monitoring)
Erfahren Sie mehr darüber, für welche EU-Vogelschutzgebiete aktuelle Monitoring-Berichte vorliegen.
Die aktuelle Rote Liste der bestandsgefährdeten Brutvogelarten für Hessen zeigt die Bestände und Entwicklungen der 190 Brutvogelarten seit der letzten Roten Liste von 2014. Durch Monitoringprogramme und ehrenamtliches Engagement wurden klare Veränderungen festgestellt. Sechs Arten sind ausgestorben, während zwei neue hinzugekommen sind. Von den 190 Arten sind 29 ausgestorben, 75 gefährdet und elf auf der Vorwarnliste. Die zunehmende Trockenheit und veränderte Landnutzung setzen die bereits gefährdeten Arten zusätzlich unter Druck. Schutzmaßnahmen, wie Artenhilfskonzepte, sind notwendig, um den Bestand gefährdeter Arten zu stärken.