Biologische Vielfalt
Insekten sind überall auf der Erde in fast allen Landlebensräumen und im Süßwasser zu finden. Sie halten unsere Ökosysteme am Laufen. Die meisten leben im Boden. Keine andere Tiergruppe hat eine derartige Artenvielfalt entwickelt. Weltweit machen Insekten mit fast einer Million beschriebener Arten mehr als drei Viertel aller beschriebenen Tierarten aus − und die meisten sind noch nicht entdeckt. Schätzungen sprechen von 3 bis 100 Millionen weiteren Arten. In Deutschland sind insgesamt 33.882 Insektenarten in 33 Ordnungen nachgewiesen. Das sind hier 70 Prozent aller bekannten Tierarten.
Pflanzen sind eine Grundlage tierischen Lebens. Von Anfang an kommen Insekten als Bestäuber ins Spiel, nutzen Nektar und Pollen. Von Pflanzen ernähren sich die Pflanzenfresser unter den Insekten und zählen damit zu den Verbrauchern, ebenso wie die räuberischen Insekten, die andere Insekten vertilgen. Insekten stehen auch am Ende biologischer Kreisläufe − zerkleinern und zersetzen tote organische Substanz. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Bodenfruchtbarkeit.
In Mitteleuropa ist Buchenwald das Ur-Ökosystem und Fundament unserer biologischen Vielfalt. Besonders artenreich ist das Leben im Verborgenen. So hängen rund ein Fünftel der mitteleuropäischen Käferarten von Holz ab. Von den 450 deutschen Schwebfliegenarten sind die Hälfte Waldbewohner und ein Fünftel sind als Larven von höhlenreichen alten Bäumen und Totholz abhängig. Genau hieran mangelt es den Wirtschaftswäldern. Zudem fehlen lichte Verjüngungszustände, auf deren Blüten zahlreiche erwachsene Käfer- und Schmetterlingsarten angewiesen sind.
In Deutschland sind rund 2.600 Insektenarten an Gewässer gebunden. Meist sind es die Larven von Insekten, die im Bach, Fluss, See oder Teich leben. Daneben gibt es Wasserkäfer und Wasserläufer. Je reiner das Wasser, umso größer die Formen- und Artenvielfalt. Insekten reinigen das Wasser und sind unverzichtbare Nahrungsgrundlage zahlreicher Fische. Aktuell ist das Wasserleben sowohl durch Überdüngung und Gewässerausbau als auch durch Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gefährdet. Mit 96 Prozent haben die Köcherfliegen den größten Anteil an rückläufigen Arten.
Extensive Kulturlandschaften spiegeln regionale naturkundliche und kulturelle Eigenheiten wider. Für Insekten können sie ein wahres Paradies sein. Je vielfältiger und kleinräumiger die Lebensräume und je weniger sie sich vom Naturzustand entfernen, desto größer ist ihre Präsenz. Die Vielfalt der Insekten in unserer Kulturlandschaft wird demnach vor allem durch zwei Faktoren gesteuert: die Pflanzenartenvielfalt und die Bewirtschaftungsintensität. Je extensiver die Bewirtschaftung desto vielfältiger die Pflanzen- und somit auch die Insektenwelt. In ausgeräumten Kulturlandschaften sind kleinräumige Vernetzungen erforderlich.