Lebensraumtypen der Moore
Als Hochmoore werden Moore bezeichnet, deren Vegetation durch Regenwasser (und nicht durch Grundwasser oder zufließende Bäche oder Quellen) versorgt wird. Hochmoore sind in ihrem zentralen Teil von Natur aus weitgehend baumfrei. Ihre Vegetation wird vor allem von Torfmoosen (Sphagnum div. spec.) und daneben von einigen stark spezialisierten Pflanzen gebildet, die an die extrem nährstoffarmen, sauren Standorte angepasst sind. In der FFH-Richtlinie werden Hochmoore in Abhängigkeit von ihrem Erhaltungszustand in zwei Lebensraumtypen aufgeteilt: LRT 7110 („Lebende Hochmoore“) umfasst Hochmoore, die im wesentlichen ungeschädigt in ihrem natürlichen Zustand erhalten geblieben sind, LRT 7120 in ihrem Wasserhaushalt beeinträchtigte Hochmoore.
Hessen ist von Natur aus arm an Hochmooren: Die beiden einzigen Vorkommen liegen in den Hochlagen des Vogelsberges (Hochmoor in der „Breungeshainer Heide“) und der Rhön („Rotes Moor“) und sind heute Naturschutzgebiete. Beide wurden in der Vergangenheit erheblich geschädigt, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß: Im „Roten Moor“ wurde noch bis 1985 großflächig Torf abgebaut, seitdem werden umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen vorgenommen. Das Hochmoor in der „Breungeshainer Heide“ blieb von großflächigem Torfabbau verschont, wurde aber durch Entwässerungen und Aufforstungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beeinträchtigt.
Karte - 7120 Noch renaturierungsfähige degradierte Hochmoore
Zu diesem Lebensraumtyp werden Moore und Schwingrasen auf Torfsubstraten gezählt, die durch nährstoffarmes oberflächennahes Grundwasser, Bäche, Seen oder Quellwasser gespeist werden und zumindest einzelne Arten der Hochmoorvegetation enthalten. Sie stehen ökologisch am Übergang zwischen Nieder- und Hochmoor daher der Begriff Übergangsmoor, auch Zwischenmoor genannt. Verbreitungsschwerpunkte sind das norddeutsche Tiefland und das Alpenvorland.
In Hessen kommen Übergangsmoore nur in einzelnen Landesteilen vor. Der Burgwald bildet mit mehreren vermoorten Talzügen einen Schwerpunkt. Weitere bekannte Übergangsmoore sind das Wiesbüttmoor im Spessart und das Rote Wasser im Odenwald, beides Moore im Quellbereich von Bächen. Eine Besonderheit Osthessens sind Übergangsmoore, die sich in wassergefüllten Subrosionssenken gebildet haben (Moore bei Großenmoor und Wehrda, Zeller Loch). Auch im Vogelsberg, in der Rhön, auf dem Meißner, im Reinhardswald und im Kellerwald sind Übergangsmoore zu finden. Dagegen fehlen sie in den Niederungen, im Westerwald und im Taunus.
Dieser Lebensraumtyp umfasst Kleinseggenrasen und ähnliche Vegetationsbestände auf kalk- oder zumindest basenreichen und nassen Standorten. In der Regel haben sich derartige Bestände in extensiv genutztem, ungedüngtem Grünland auf Sonderstandorten mit ganzjährig hohem Grundwasserstand (z. B. quelligen Standorten) entwickelt. Ein Großteil der Bestände ist wegen der landwirtschaftlichen Ungunst der Standorte seit langer Zeit brachgefallen, soweit nicht aus Naturschutzgründen eine Pflege erfolgt. Typische Pflanzenarten der kalkreichen Niedermoore sind z. B. Davall-Segge (Carex davalliana), nach der die typische Pflanzengesellschaft der kalkreichen Niedermoore Davallseggenried genannnt wird, sowie Floh-Segge (Carex pulicaris), Breitblättriges Wollgras (Eriophorum latifolium), Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris) und Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris).
In Hessen haben kalkreiche Niedermoore ihren Verbreitungsschwerpunkt in den Kalkgebieten Nord- und Osthessens (Werra- und Meißnergebiet, Rhön, Diemeltal, Schlüchterner Becken). Sie sind meist sehr kleinflächig und stehen oft in Kontakt mit Feuchtwiesen, Hochstaudenbeständen oder Pfeifengraswiesen. Ein erheblicher Teil ist durch Nutzungsaufgabe beeinträchtigt oder gefährdet.