Hornisse
Sie haben eine Hornisse gesehen?
Wenn Sie das nächste Mal eine Hornisse sehen, schauen Sie genauer hin und identifizieren Sie das Tier. Falls es sich um eine Asiatische Hornisse handelt, melden Sie bitte Ihre Beobachtung über unser Meldeportal.
(Angaben zu personenbezogenen Daten sind freiwillig)
Sichtungen der Asiatischen Hornisse in Hessen können von allen Bürgerinnen und Bürgern über unser Meldeportal gemeldet werden. Meldungen der Asiatischen Hornisse sind bitte immer mit Foto abzugeben. Meldungen ohne Foto sind nicht verifizierbar und werden daher verworfen. Sichtmeldungen mit Foto gehen in unsere Datenbank ein und dienen der Dokumentation der Verbreitung sowie dem Monitoring, gemäß Verordnung (EU) Nr. 1143/20241, Artikel 14, der Asiatischen Hornisse in Hessen.
Die Meldungen der Asiatischen Hornisse und der Nester werden ständig kontrolliert und nach fachlicher Bestätigung an das zuständige Regierungspräsidium sowie unsere Expertinnen und Experten weitergegeben. Das Regierungspräsidium beauftragt die Entfernung der Nester.
Aufgrund des hohen Aufkommens an Meldungen können wir nicht auf Ihre Meldung antworten. Wir bitten Sie daher von Nachfragen abzusehen. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Das Meldeportal ist über folgenden Link zu finden: hlnug.de/hornissemelden
Zudem steht im Auftrag des HLNUG ein Hornissenberater zur Verfügung, der u.a. den hessischen Behörden, Vereinen und Institutionen beratend zur Seite steht und Vorträge sowie Schulungen rund um das Thema Asiatische Hornisse hält.
Beachten Sie, dass die Europäische Hornisse (Vespa crabro) sowie weitere hornissenähnliche Insekten unter Naturschutz stehen. Sehen Sie bitte unbedingt von der Tötung dieser Insekten ab.
1: Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten
Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) ist etwas kleiner als die heimische Europäische Hornisse (Vespa crabro). Die Arbeiterinnen der Asiatischen Hornisse werden bis zu 2,4 cm groß, Königinnen können auch bis 3 cm groß werden. Zu erkennen ist die Asiatische Hornisse an ihrer charakteristischen schwarzen Grundfärbung: Die Brust ist schwarz, der Hinterleib dunkel mit wenigen gelben Binden. Die Beine sind schwarz-gelb gefärbt. Die Europäischen Hornisse hingegen ist gelb-orange gezeichnet.
Die Asiatische Hornisse ist eine Faltenwespe und beginnt, wie andere Arten dieser Gattung, im Frühjahr mit dem Nestbau – dies kann je nach Witterung bereits im Februar/März beginnen, also deutlich früher als die Europäische Hornisse.
Die Asiatische Hornisse baut in der Regel zwei Nester. Das im Frühjahr von der Königin gebaute, etwa Handballen große Gründungsnest (Primärnest) hängt meist in Schuppen oder Sträuchern, teils aber auch in Bodennähe oder Hecken. Die Filialnester (Sekundärnest) werden im Sommer gebaut und befinden sich meist in mehr als zehn Metern Höhe freihängend in Bäumen oder an Häusern und kann sich unweit des Primärnestes befinden. Das Einflugloch befindet sich seitlich am Nest. Die Nester können eine Höhe von 60 bis 100 cm einen Durchmesser von 50 bis 80 cm erreichen. Im Herbst (Oktober/November) erreichen die Nester ihre Maximalgröße und werden oft erst nach dem Laubfall entdeckt. Die Nester können bis in den Dezember hinein, bzw. bis zum ersten strengen Frost, belebt sein. Arbeiterinnen und Drohnen sterben im Herbst, lediglich die Königinnen überwintern. Dies tun sie bevorzugt in Totholz am Boden.
Die Unterschiede zwischen den Nestern der Asiatischen Hornisse und der Europäischen Hornisse im Vergleich:
Asiatische Hornisse – Vespa velutina
- Nester auch ungeschützt, z.B. unter offenen Dächern
- Nestbauweise eher hoch als breit
- Brutwabe durch eine Nesthülle geschützt. Der Nesteingang befindet sich in der sozialen Phase an der Seite des Nestes
- Nesthülle mehrlagig
- Nesthülle eher grau als ockerfarben (Cellulose aus Holz, Blättern und Gräsern)
Europäische Hornisse – Vespa crabro
- Nester in der Regel an einem geschützten Ort
- Nestbauweise eher breit als hoch
- Brutwabe nur durch eine Hülle geschützt, welche nach unten großzügig offen ist
- Nesthülle mehrlagig
- Nesthülle ockerfarben (Lignin)
- Die Art ist in Deutschland besonders geschützt!
Für den Fall, dass sie ein Nest der Asiatischen Hornisse sehen: Bitte melden Sie Nester mit Foto über das Meldeportal des HLNUG: hlnug.de/hornissemelden. Die Meldungen der Asiatischen Hornisse werden ständig kontrolliert und nach fachlicher Bestätigung von Nestmeldungen an das zuständige Regierungspräsidium sowie unsere Expertinnen und Experten weitergegeben. Das Regierungspräsidium beauftragt die Entfernung der Nester.
Bitte entfernen Sie selbst keine Nester!
Um eine eindeutige Bestimmung für alle Interessierten zu erleichtern, zeigen wir hier drei Arten, die mit der Asiatischen Hornisse verwechselt werden können.
Europäische Hornisse (Vespa crabro)
Riesenholzwespe (Urocerus gigas)
Hornissenschwebfliege (Volucella zonaria)
Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) stammt aus Südostasien und ist dort mit mehreren Unterarten vertreten. Die bei uns vorkommende Unterart ist die Vespa velutina nigrithorax. Der Erstnachweis in Europa war 2004 in Südfrankreich und wurde vermutlich über Importware eingeschleppt. In Deutschland wurde sie 2014 erstmals in Baden-Württemberg nachgewiesen. Seitdem hat sie sich in Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfahlen und dem Saarland ausgebreitet. Für Bayern, Niedersachen, Hamburg und Berlin gibt es Einzelnachweise.
Die Asiatische Hornisse wurde erstmals 2019 im Landkreis (LK) Bergstraße in Hessen nachgewiesen und hat sich seitdem stark ausgebreitet. Der aktuelle Verbreitungsschwerpunkt innerhalb Hessens befindet sich in Südhessen (LK Bergstraße, Groß-Gerau, Darmstadt-Dieburg, Stadt Darmstadt). Die Art verbreitet sich vor allem entlang der warmen Rheinebene Richtung Norden. Funde im Taunus sowie rund um Frankfurt sind bereits keine Seltenheit mehr. Wenige Funde gibt es bisher aus Mittelhessen (Lahn-Dill-Kreis). In Richtung Osten wurde sie etwa bis Reichelsheim (Kreis Odenwald) gesichtet. Der nördlichste, uns bekannte Fund (Sichtmeldung) liegt westlich von Frankenau im Landkreis Waldeck-Frankenberg.
Der Verbreitungsschwerpunkt der Asiatischen Hornisse liegt in Südhessen, die Tendenz der Ausbreitung geht Richtung Norden und Osten (siehe Karte). Der Klimawandel, mit seinen warmen, trockenen Sommern und den milden Wintern, wirkt sich sichtlich günstig auf die Verbreitung der Asiatischen Hornisse aus.
Im letzten Jahr wurden in Hessen 150 Nester gefunden und gemeldet (überwiegend in Südhessen) – die meisten davon konnten von Expertinnen und Experten entnommen werden.
- für unsere heimischen Insekten?
Die Asiatische Hornisse ernährt sich, wie auch unsere heimische Europäische Hornisse, durchaus vielfältig. Das Beutespektrum besteht aus Insekten, wie bspw. Honigbienen und Wespen, aber zu einem großen Teil auch aus Dipteren (Fliegen, Mücken) und Käfern. Da Wildbienen und andere Beute-Insekten im Regelfall nicht in Massen an einem Punkt vorkommen, anders als z.B. die Honigbiene in der Imkerei, ist nach derzeitigem Stand keine Gefahr für die Bestände von Wildbienen und anderen Insektenarten zu erkennen. Die Gefahr besteht dort vielmehr durch den fortschreitenden Lebensraumverlust und einer Verarmung an Acker-Begleitflora, vor allem im landwirtschaftlichem Raum. Da mögliche Auswirkungen auf Bienenvölker oder auch die Europäische Hornisse bisher noch nicht erforscht sind, ist es wichtig, die Verbreitung der Asiatischen Hornisse zu dokumentieren und über ihr Vorkommen informiert zu sein.
- für die Honigbiene und die Imkerei?
In Ländern wie Frankreich und Spanien, wo es viele Berufsimker gibt und die Art wirklich sehr häufig ist, kann es zu nennenswerten Ausfällen bei den Bienenständen kommen. Es gibt Studien aus Frankreich, die aufzeigen, dass die Asiatische Hornisse vor allem in Siedlungsnähe vermehrt auf Honigbienen als Beute zurückgreift2. Die Asiatische Hornisse ist ein effektiverer Jäger von Honigbienen, als z.B. unsere heimische europäische Variante. Allerdings muss festgehalten werden, dass die Verfügbarkeit von Honigbienen im Siedlungsraum im Vergleich zu heimischen Wildbienen und anderen Insektenarten auch stark zunimmt. Die Frage, wie groß die Gefahr für unsere hessischen Imker sein wird, kann nach derzeitigem Stand nicht sicher beantwortet werden. Ein einzelnes Nest der Asiatischen Hornisse wird, nach der bisherigen Erfahrung, kaum Einfluss auf die Honigbienenvölker der Umgebung haben, bei einer höheren Nestdichte steigt wahrscheinlich auch der Druck auf die Honigbienenvölker, wobei geschwächte oder kranke Völker voraussichtlich bevorzugt angegriffen werden.
- für den Menschen?
Auf viele Menschen wirken Hornissen bedrohlich. Tatsächlich sind sie jedoch von Natur aus friedfertig und scheuer als Wespen oder Bienen. Aggressives Verhalten zeigen sie nur, wenn es darum geht, Königin, Nest und Nachwuchs zu verteidigen. Deshalb sollte immer ein Abstand von mehreren Metern zum Nest eingehalten werden. Ein Stich der Asiatischen Hornisse ist so unangenehm wie der einer Wespe oder der Europäischen Hornisse, ansonsten aber für Menschen ohne entsprechende Allergien in der Regel harmlos. Dennoch sollte eine gestochene Person, insbesondere bei mehreren Stichen, beobachtet und im Zweifel ein Arzt konsultiert werden.
Ein Beobachten der Tiere ist problemlos möglich, sie sollten dabei generell ruhig bleiben, nicht nach den Tieren schlagen, sie einklemmen oder anpusten.
2:Rome, Q.; Perrard, A.; Muller, F.; Villemant, C. – Monitoring and control modalities of a honeybee predator, the Yellow legged hornet Vespa velutina nigrithorax (Hymenoptera: Vespidae). Aliens Invasive Spec. Bull. 2011, 31, 7 15.
Die Europäische Kommission (KOM) hat die Asiatische Hornisse ist eine invasive gebietsfremde Art eingestuft. Gemäß der Unionsliste der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 (Durchführungsverordnung (EU) Nr. 2016/1141 vom 13. Juli 2016) unterliegt sie als Art des Artikel 16 EU-VO „frühe Phase der Invasion“ einer Melde- und Beseitigungspflicht der das Land Hessen nachkommen muss (Quelle: https://neobiota.bfn.de/unionsliste/art-16-frueherkennung.html). Eine Notifizierung der Asiatischen Hornisse an das Bundesamt für Naturschutz (BfN) erfolgt über das Hessische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat (HMLU).
Das Land Hessen hat 2019 ein Citizen Science Projekt zum Thema „Invasive Arten“ ins Leben gerufen – darunter fällt auch die Asiatische Hornisse. Seitdem können von allen Bürgerinnen und Bürgern Sichtungen invasiver Tier- und Pflanzenarten, mit Foto, in Hessen über das Meldeportal des Landes gemeldet werden.
Das Meldeportal für invasive Arten finden Sie auf unserer Homepage: hlnug.de/invasive-arten
Kontakt:
Katharina Albert
HLNUG
Europastraße 10
35394 Gießen
Tel.: 0641 200095 17
E-Mail Artenteam
Das HLNUG ist Projektpartner des EIP-agri Projekts „Regional angepasste Monitoring- und Managementstrategien für die Asiatische Hornisse in Hessen“.
Im Rahmen des Projekts werden Methoden des Monitorings und der Nestfindung bewertet, das Schadpotenzial für Bienenhalterinnen und Bienenhalter sowie Obstbäuerinnen und Obstbauern untersucht und Schulungen für die Öffentlichkeit konzipiert und angeboten. Zudem werden Abwehr- und Managementmethoden entwickelt. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Homepage des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen: https://llh.hessen.de/ueber-uns/projekte/projekte-tier/vespa-velutina/
Text: Reiner Jahn (Hornissenberater) und Katharina Albert (HLNUG)