Luchs
Es gibt wieder Luchse in Hessen!
Der Luchs ist zurück in Hessens Wäldern - zu Gesicht bekommt man ihn jedoch nur selten. Um so mehr freuen wir uns über Ihre Beobachtung.
Der Luchs, die größte europäische Katzenart mit den scharfen Augen, lebte hier seit der Eiszeit. Durch Verlust seines Lebensraums, vor allem aber durch starke Bejagung im 18. und 19. Jahrhundert, wurde er in Mitteleuropa ausgerottet. 1833 wurde der letzte hessiche Luchs erlegt.
Nach einer langen "luchsfreien" Zeit wird die Art seit 1999 in Hessen wieder beobachtet, zuerst im Werra-Meißner-Kreis und im Spessart, dann auch in anderen Regionen.
Aussehen: etwa schäferhundgroß, Schulterhöhe 50-70 cm, hochbeinig (hinten höher als vorn), Ohrpinsel, Backenbart, Stummelschwanz mit schwarzer Spitze
Lebensraum: deckungs- und wildreiche Gebiete, meist große Wäder
Raumstruktur: einzelgängerisch, Weibchenreviere etwa 100-150 km2, Männrechenreviere größer, überdecken oft zwei bis drei Weibchentiere
Nahrung: Hauptnahrung ist das Reh, daneben Hasen, Kleinsäuger u.ä.. Auch Nutztiere wie Schafe können in Ausnahmefällen zur Beute werden. Nahrungsbedarf etwa 1-3 kg/Tag
Fortpflanzung: Paarung Februar bis April, Wurf im Mai und Juni, Jungsterblichkeit 75%
Alter: in freier Wildbahn 5-15 Jahre, in Gefangenschaft über 20 Jahre
Spuren: rund und asymmetrisch, i.d.R. ohne Krallenabdrücke. Ähnlich Hauskatzenspuren, aber größer (Durchmesser ca. 6-9cm)
AKTUELLES
Fotonachweise aus dem Reinhardswald
Videoaufnahme zeigt Mutterkatze mit zwei Jungtieren. Alle Infos dazu finden Sie in unserer Pressemitteilung vom 13.03.2023
Luchsnachweis in Nordhessen
Ein Luchs wurde am 6. Dezember im nordhessischen Neu-Eichenberg von einer Wärmebildkamera aufgenommen. Das Video zeigt das Tier für mehr als zwei Minuten auf einer Wiese am Waldrand gemeinsam mit einem Rehbock. Es handelt sich um den ersten Luchsnachweis in Nordhessen seit dem Sommer 2020.
Nachwuchs in Nordhessen
Im Rahmen eines Fotofallenmonitoring konnten am 01.01.2020 im Reinhardswald zwei Jungluchse und deren Mutter fotografiert werden.
Im Herbst letzten Jahres wurden im nordhessischen Reinhardswald Jungluchse beobachtet. Die Freude über den unerwarteten Nachwuchs war groß, denn bis auf wenige durchstreifende männliche Luchse war der Luchsbestand im Norden Hessens in den letzten Jahren zusammengebrochen. Junge Luchse wurden in Hessen letztmalig 2015 geboren.
Wenige Monate später stellte sich jedoch heraus, dass die jungen Luchse offenbar im niedersächsischen Solling zur Welt kamen, und ihre Mutter lediglich auf einen ausgedehnten Streifzug in den Reinhardswald begleiteten. Das Besondere dabei: Reinhardswald und Solling sind durch die Weser voneinander getrennt. Dass Luchse Flüsse überwinden können, ist dabei eigentlich nichts Neues, dass jedoch eine Luchsin mit halbwüchsigen Jungtieren einen Fluss in der Größe der Weser überquert, ist schon bemerkenswert. Im Januar war die Luchsfamilie in den Solling zurückgekehrt.
Eine Fotofallen-Aufnahme, die im April im südlichen Reinhardswald entstand, belegt nun, dass offenbar eines der Jungtiere zurück im Reinhardswald ist. Zwar ist ein Abgleich der Fellmuster (anhand derer Luchse voneinander unterschieden werden können) schwierig, da nur wenige Fotos der Jungtiere zum Abgleich zur Verfügung stehen, nach Aussage der Experten der Universität Göttingen und des Luchsprojektes Harz spräche aber vieles dafür, dass es sich bei dem jüngst im Reinhardswald fotografierten Luchs um ein Jungtier der „Weser-Luchsin“ handelt. Ob sich dieses dauerhaft im Reinhardswald niederlässt, und ob sich vielleicht auch seine Geschwister oder gar seine Mutter dort aufhalten, soll eine Fortsetzung des Fotofallen-Monitorings in den nächsten Monaten zeigen.
Im April 2018 wurde der Luchs "M12" bei Bad Pyrmont vom Luchsprojekt Harz besendert. Er wanderte anschließend durch Nordrhein-Westfalen und überquerte bei Diemelstadt die hessische Landesgrenze. Der Kuder ist seitdem auf südlichem Kurs und erreichte im September den Raum Gießen.
In die andere Richtung zog es den Luchs "Yuki", der seit 2016 in Nordhessen resident war. Er wurde Im Januar diesen Jahres das letzte Mal durch eine Fotofalle nachgewiesen. Ende Juni konnten seine genetischen Spuren in der Nähe von Tanne im Harz nachgewiesen werden. Im hessischen "Hotspot"-Gebiet südlich von Kassel ist seitdem ausschließlich der bekannte Kuder "Felux" als territoriales Tier präsent.
Neben dem Luchs M12 (s.o.) wurde ein weiterer männlicher Luchs im Harzer-Luchsprojekt mit einem Telemetriesender ausgestattet. Er erhielt das Kürzel „M9“ und wurde bei seinem erstmaligen Aufenthalt in Hessen im Rahmen des Fotofallen-Monitorings des Dr. Markus Port (Uni Göttingen in Kooperation mit HLNUG) bereits 2016 fotografiert. Wie im hessischen Luchsprojekt üblich, erhielt auch M9 von seiner Paten-Schulklasse einen Namen und zwar „Pou“ . Im Winterfell (s. Foto 1 des Luchsprojekts Dr. Markus Port) wirkte „Pou“ auch wirklich etwas „bärig“ wie sein namengebendes Vorbild Pou der Bär.
„Pou“ war zwischenzeitlich nachweislich wieder in den Harz zurückgekehrt, um im Dezember 2018 erneut nach Hessen einzuwandern. Leider sorgte er dann im Werra-Meißner-Kreis für negative Schlagzeilen, da er dort in eine Schafhaltung eindrang und zwei Zwerg-Schafe erlegte. Auch in der Vergangenheit konnten dem kräftigen Kuder bereits in Niedersachsen und in Hessen Schaf- und Gatterwildrisse genetisch zugeordnet werden.
An Fronleichnam, dem 20. Juni 2019 signalisierte schließlich das Senderhalsband von M9 an die Luchsexpert*innen Ole Anders und Lilli Middelhoff im niedersächsischen Harz, dass „Pou“ seit 24 Stunden seinen Standort nicht geändert hatte, es sendete ein sogenanntes „Totsignal“. In Abstimmung mit HLNUG und unter Hinzuziehung der örtlichen Polizei konnte dann der Standort des toten Luchses durch einen ehrenamtlichen Luchsbeauftragten des AK-Hessenluchs ausfindig gemacht werden. In Absprache mit HLNUG wurde der Tierkörper zunächst geborgen und konnte inzwischen durch die niedersächsischen Kolleg*innen des Luchsprojekts ins Institut für Zoo-und Wildtierforschung nach Berlin verbracht werden, wo das äußerlich unversehrte, aber stark abgemagerte Tier hinsichtlich seiner Todesursache untersucht werden wird. Bei seiner Bergung wog M9 nur noch 10 kg (Vergleich: ein ausgewachsener, kräftiger Luchskuder wiegt bis zu 25 kg).