Lebensraumtypen des Grünlands
Der Lebensraumtyp umfasst natürliche Binnenlandsalzstellen mit ihren salzhaltigen Quellaustritten und ihrer Halophytenvegetation (Halophyten = an salzhaltigen Standorten vorkommende Pflanzenarten). Wo durch geologische Besonderheiten salzhaltiges Grundwasser an die Oberfläche dringt, können typische Salzpflanzen wie Strandaster (Aster tripolium), Strand-Wegerich (Plantago maritima) oder Strand-Dreizack (Triglochin maritimum) wachsen, die sonst auf die Küste beschränkt sind. Die meisten hessischen Binnenlandsalzstellen sind Grünlandflächen, die als Wiese oder Weide genutzt werden. Die Salzwiesen der primären Binnenlandsalzstellen konzentrieren sich in Hessen auf die Wetterau. Ein kleines Vorkommen liegt in der Oberrheinebene bei Trebur. Ein größeres sekundäres, d. h. künstlich entstandenes Vorkommen mit einer reichhaltigen Halophytenvegetation hat sich bei Heringen an der Werra durch Abwässer des dortigen Kalisalz-Förderbetriebes entwickelt.
Pfeifengraswiesen sind typische Pflanzengesellschaften traditionell bewirtschafteter Wiesen auf nährstoffarmen, basenreichen bis sauren und ausgeprägt wechselfeuchten Standorten. Die charakteristische wechselnde Bodenfeuchte kann von Staunässe in den Frühjahrsmonaten bis zu starker Austrocknung im Hochsommer reichen und durch spezielle Bodenverhältnisse (z. B. tonige Pseudogley-Böden in Mittelgebirgen) oder durch die Lage in Auen mit stark schwankendem Wasserspiegel im Jahresverlauf bedingt sein (z. B. am Oberrhein). Die Nährstoffarmut und die wechselnde Bodenfeuchte bedingen den Artenreichtum dieser Wiesen. Typische Pflanzenarten sind beispielsweise Pfeifengras (Molinia caerulea, Molinia arundinacea), Teufelsabbiß (Succisa pratensis), Heilziest (Betonica officinalis), Kümmel-Silge (Selinum carvifolia), Färberscharte (Serratula tinctoria) und Nordisches Labkraut (Galium boreale), in Südhessen auch Knollen-Kratzdistel (Cirsium tuberosum).
Das Hauptvorkommen der Pfeifengraswiesen innerhalb Deutschlands konzentriert sich auf das Alpenvorland, wo sie traditionell als Streuwiesen genutzt wurden, d. h. der im Herbst gemähte Aufwuchs diente als Einstreu in Viehställen. In Hessen und vielen anderen Regionen wurden Pfeifengraswiesen dagegen vorwiegend als Futterwiese genutzt und wie andere Wiesen meist zweimal im Jahr gemäht.
In Hessen haben die Pfeifengraswiesen ihre Hauptverbreitung in den südlichen Teilen des West- und Osthessischen Berglandes, im Westerwald mit dem Gladenbacher Bergland, in Nordhessen in der weiteren Umgebung des Meißners, am Taunusrand und im Oberrheinischen Tiefland.
Brenndoldenwiesen sind Pflanzengesellschaften der wechselnassen bis wechselfeuchten Auenwiesen in großen Flusstälern. Die Standorte sind charakterisiert durch eine natürliche Überflutungsdynamik mit extrem schwankendem Grundwasserstand: regelmäßige Überflutungen, die auch durch aufsteigendes Grundwasser verursacht werden, können je nach Witterungsverlauf bis zu mehreren Monaten im Frühjahr bis Frühsommer andauern. In den Sommermonaten erfolgt oft eine tiefgründige Austrocknungsphase der meist humosen und schluffig-tonigen Auenböden. Eine weitere Voraussetzung zur Entwicklung der besonderen Artenausstattung der Brenndoldenwiesen ist eine extensive Bewirtschaftung mit 1- bis (meist) 2-maliger Mahd.
Charakteristisch für Brenndoldenwiesen sind sogenannte „Stromtalarten“: das sind Pflanzenarten, die aus klimatischen Gründen in Mitteleuropa weitgehend auf die Täler der großen Flüsse beschränkt sind. Hierzu zählen z. B. Brenndolde (Cnidium dubium), Langblättriger Ehrenpreis (Veronica longifolia), Kanten-Lauch (Allium angulosum), Spießblättriges Helmkraut (Scutellaria hastifolia), Wiesen-Schwertlilie (Iris spuria), Niedriges Veilchen (Viola pumila) und Moor-Veilchen (Viola persicifolia).
Die Brenndoldenwiesen haben eine subkontinentale Verbreitung und sind in Deutschland im wesentlichen auf die Auen von Elbe, Havel und Oder sowie das Oberrheintal begrenzt. Im hessischen Oberrheintal haben sich wenige Restvorkommen der Brenndolden-Auenwiesen erhalten. Seit einigen Jahren wird in einem von der Universität Gießen wissenschaftlich begleiteten Projekt in der Gemeinde Riedstadt versucht, Stromtalwiesen an geeigneten Auenstandorten durch Mahdgutübertragung von den bestehenden Restflächen wieder zu begründen.
Lebensraumtyp „Magere Flachland-Mähwiesen“ umfasst Glatthaferwiesen des Verbandes Arrhenatherion, die ein breites Spektrum unterschiedlicher Standorte besiedeln. Dazu gehören sowohl trockene Hänge und Kuppen als auch wechselfeuchte Wiesen in Talauen und sowohl saure als auch basen- oder kalkreiche Böden. Die „Flachland-Mähwiesen“ sind nicht auf das eigentliche Flachland beschränkt, sondern kommen auch in Mittelgebirgslagen der kollinen bis submontanen Höhenstufe vor; ab einer Höhenlage von i. d. R. 350-550 m (in Hessen) wird die Glatthaferwiese von der Goldhaferwiese (Bergwiese, LRT 6520) abgelöst. Zum Lebensraumtyp zählen arten- und blütenreiche Bestände, die sich durch Magerkeits- und/oder Wechselfeuchtezeiger auszeichnen. Voraussetzung für die Entwicklung solcher Wiesen ist eine erste Heunutzung nicht vor der Hauptblütezeit der Gräser, ohne oder mit nur geringer Düngung.
Magere Flachland-Mähwiesen kommen auch heute noch in allen Landesteilen mit Ausnahme der höheren Mittelgebirgslagen vor. Ein Schwerpunkt von Glatthaferwiesen mit gutem bis hervorragendem Erhaltungszustand liegt im westlichen Mittelhessen im Lahn-Dill-Bergland und im Westerwald. Weitere Gebiete mit Glatthaferwiesen hoher ökologischer Qualität sind Rhön, Vogelsberg, die Meißner-Region, der südöstliche Taunus mit Vorland, Teilbereiche des Main-Kinzig-Kreises und das Gießener Becken, überwiegend Mittelgebirgslagen mit hohem Grünlandanteil.
Karte - 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
Der Lebensraumtyp umfasst artenreiche, extensiv genutzte Berg-Mähwiesen der submontanen bis subalpinen Stufe mit Vegetation des Polygono-Trisetion (Goldhaferwiesen) und Poion alpinae (Alpine Milchkrautweiden, nur in den Alpen). Die Hauptvorkommen in Deutschland liegen in den Alpen, im südlichen Alpenvorland und im Schwarzwald, darüber hinaus kommen Bergwiesen in den höheren Lagen vieler Mittelgebirge vor.
Arten- und blütenreiche Ausbildungen der Bergwiesen werden nicht oder nur mäßig gedüngt. Sie werden je nach Witterungsverlauf und landwirtschaftlicher Betriebsstruktur 1- bis 2-mal gemäht und evtl. nachbeweidet. Typische Pflanzenarten der Bergwiesen sind z. B. Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum), Schwarze, Ährige und Kugelige Teufelskralle (Phyteuma nigrum, P. spicatum, P. orbiculare), Schlangen-Knöterich (Polygonum bistorta), Weicher Pippau (Crepis mollis) und Trollblume (Trollius europaeus).
Das Hauptverbreitungsgebiet der Berg-Mähwiesen in Hessen liegt in den Höhenlagen des Osthessischen Berglandes. In der Rhön, auf dem Landrücken und im Vogelsberg befinden sich die qualitativ und quantitativ bedeutendsten Flächen, die insgesamt mehrere hundert ha umfassen. Weitere nennenswerte Bergwiesen befinden sich im Meißnergebiet, im Westerwald und im Taunus. In den übrigen Mittelgebirgslagen sind Bergwiesen nur spärlich vertreten, schlechter ausgeprägt oder fehlen ganz. Die untere Höhengrenze liegt je nach Regionalklima und Nährstoffversorgung zwischen 350 und 500 m über NN.