HNV-Monitoring
HNV – Monitoring und Messgröße für Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert
Die Art und Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung beeinflussen in hohem Maß die biologische Vielfalt des Offenlandes. Der HNV-Farmland-Indikator (HNV = High Nature Value) dient als Messgröße für Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert und dokumentiert die Entwicklung der naturschutzfachlich hochwertigen Flächen und Strukturen in der Agrarlandschaft. Der Indikator wird in Deutschland mit dem HNV-Farmland-Monitoring erhoben – einem Beobachtungssystem, welches den Zustand und die Veränderungen der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft erfasst. Seit 2009 wird der HNV-Farmland-Indikator alle 4 Jahre auf der hessischen Gesamtfläche auf 41 Stichprobenflächen erhoben – deutschlandweit sind es aktuell ca. 1700 Stichprobenflächen.
Der HNV-Farmland-Indikator liefert auf diese Weise Daten zum Zustand und zur Entwicklung der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft und einen wichtigen Beitrag zur Evaluierung der europäischen Agrarpolitik.
Seit mehr als 10 Jahren wird mit dem HNV-Farmland-Indikator die biologische und strukturelle Vielfalt der hessischen Agrarlandschaft auf einer repräsentativen Auswahl von Stichprobenflächen erfasst und die Entwicklung der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft auf Bundes- und auf Länderebene aufgezeigt.
Wegen der guten Raumrepräsentativität der Flächen sowie auch wegen der hohen Erfassungsfrequenz liegen wertvolle Datenreihen vor, die außerdem bundesweit einheitlich ausgewertet werden können. Durch die regelmäßigen Wiederholungs-Erfassungen können Veränderungen in der Agrarlandschaft festgestellt werden. Mit dem Wachstum der Zeitreihen dieser Daten steigt der Wert und die Bedeutung dieses Instrumentes kontinuierlich an. Auch aktuell relevante weitere Fragestellungen wie die Ermittlung von kausalen landschaftsökologischen Zusammenhängen unter Einbeziehung weiterer Monitoring- oder Strukturdaten (z. B. Insektenmonitoring) wären zukünftig denkbar.
Welche Landwirtschaftsflächen zählen zu HNV-Farmland?
Als HNV-Farmland werden z. B. artenreiches Grünland, extensiv bewirtschaftete Äcker oder Weinberge, Streuobstbestände oder Brachen als unterschiedliche HNV-Typen aufgenommen. Solche Landwirtschaftsflächen verfügen häufig über eine hohe Artenvielfalt und können auch seltene und spezialisierte Tier- und Pflanzenarten beherbergen, die in einer intensiv genutzten Agrarlandschaft keine Überlebenschancen mehr haben. Auch strukturierende und bereichernde Landschaftselemente wie Hecken, Feldgehölze, Gräben oder Trockenmauern zählen zum HNV-Farmland – sie bieten zusätzlichen Lebensraum und Rückzugsorte für viele Arten.
Das HNV-Monitoring findet auf 41 Stichprobenflächen in Hessen statt, innerhalb und außerhalb von NATURA 2000-Gebieten. Im zweijährigen Turnus wird seit 2009 jeweils die Hälfte der Stichprobenflächen in zwei Losen (Nord- und Südhessen) erfasst.
Im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) wurde von der EU beschlossen, dass die Entwicklung von Landwirtschaft und Ländlichem Raum durch ein breit angelegtes Set von Indikatoren verfolgt wird. Hierzu wurde der HNV-Farmland Indikator ab der Förderperiode 2007/2013 als einer von 35 EU-Indikatoren zur Integration von Umweltbelangen in die gemeinsame Agrarpolitik in das entsprechende Indikatorenset aufgenommen. Der HNV-Indikator muss als so genannter Pflichtindikator im Rahmen der Evaluierung der Entwicklungsprogramme Ländlicher Raum von allen Bundesländern gegenüber der EU berichtet werden und ist auch auf Bundesebene im Rahmen der Berichtspflichten für den Nationalen Strategieplan darzustellen.
Bund und Länder verständigten sich zur Erhebung des berichtspflichtigen Indikators auf einen schlanken, stichprobenbasierten Ansatz für ein deutschlandweit einheitliches HNV-Farmland-Monitoring. Inzwischen ist der HNV-Farmland-Indikator auch Teil des Indikatorensets der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt und des Indikatorensets der Länderinitiative Kernindikatoren (LIKI) und in den Pflanzenschutzindex (PIX) im Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz integriert.
Zur Ermittlung des HNV-Farmland-Indikators wurde in Deutschland ein Monitoringsystem auf der Basis von bundesweit repräsentativen Stichprobenflächen (1 km x 1 km) aufgebaut, auf welchen in regelmäßigen Abständen die Nutzflächen und Landschaftselemente mit hohem Naturwert erfasst und bewertet werden. Es gibt drei unterschiedliche Qualitätsstufen, sodass neben rein quantitativen Ergebnissen auch Informationen über den qualitativen Zustand der HNV-Farmland-Elemente bzw. Qualitätsveränderungen innerhalb der HNV-Farmland-Kulisse erfasst werden können:
- HNV I - äußerst hoher Naturwert
- HNV II - sehr hoher Naturwert
- HNV III - mäßig hoher Naturwert
Die Erfassung erfolgt auf Grundlage von Luftbildern und Vorkartierungen. Anhand von regionalisierten Kennartenlisten und einer bundesweit einheitlichen Kartieranleitung erfolgt u. a. die Zuordnung zu den Qualitätsstufen. Für die Auswertung werden die kartierten HNV-Flächen unterschiedlicher Qualitätsstufen digitalisiert und die Größen bilanziert.
Durch diese Methode können mit geringem Aufwand relativ robuste qualitative und quantitative Daten zur Biodiversität in der Agrarlandschaft erzeugt werden, die ohne den Indikator nicht zur Verfügung stehen würden. Es handelt sich um ein äußerst kostengünstiges und außerdem aufgrund der methodischen Vorgaben einfach zu handhabendes Instrument zur qualitativen Bewertung der Biodiversitätsentwicklung in der landwirtschaftlich genutzten Fläche.
Der Anteil der Flächen mit hohem Naturwert an der Landwirtschaftsfläche lag im Jahr 2009 für Hessen mit 18,9 % nahe bei dem für Deutschland insgesamt für das Jahr 2015 ausgegebenen Zielwert von 19 %. Von 2009 bis 2013 ist der Anteil von Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert auf unter 16 % zurückgegangen. Zum Jahr 2020* lag der Anteil in Hessen – nach einem kurzen Anstieg bis 2017 – bei 17,6 % und liegt damit unter dem dargestellten Zielwert für Deutschland. Von den Rückgängen am stärksten betroffen ist dabei die HNV-Wertstufe III „Flächen mit mäßig hohem Naturwert“.
* Die Daten für das Jahr 2019 wurden 2020 nachgeliefert.
Die Hintergründe zur Hochrechnungsmethodik sowie die Ergebnisse zur bundesweiten Auswertung sind auf den Seiten des BfN nachzulesen. Ergebnisse anderer Bundesländer finden sie u. a. auf den Seiten der Länderinitiative Kernindikatoren.
Das Dezernat N1 Lebensräume der Abteilung Naturschutz – Zentrum für Artenvielfalt im HLNUG übernimmt die Ausschreibung und Vergabe der Kartierleistungen, während die Schulungen der Gutachterinnen und Gutachter sowie die zentrale Datenauswertung für Bund und Länder vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) übernommen wird.