Forschungsprojekt
Stadtgrün
Projekttitel
Potenzial von Wild- und Zierpflanzen für Insektenschutz und klimaresiliente Begrünung im urbanen Raum (WiZik)
Antragsteller
PD Dr. Karsten Mody, Dr. Eva Mosner und Prof. Dr. Ilona Leyer, Professur für Biodiversität und Ökosystemfunktionen der Hochschule Geißenheim University
Projektbeschreibung
Insekten spielen eine zentrale Rolle bei vielen Ökosystemprozessen und sind zudem eine Nahrungsquelle für eine Vielzahl anderer Tiergruppen. Der vielerorts festgestellte, massive Rückgang der Insekten hat die Erhaltung und Förderung von Insekten in den letzten Jahren in den Mittelpunkt vieler Natur- und Umweltschutzinitiativen gerückt. Der urbane Raum kann dabei zum Schutz von Insekten beitragen, wenn sie die notwendigen Ressourcen vorfinden. Von großer Bedeutung ist ein ausreichendes Angebot an geeigneten Nahrungspflanzen. Besonders deutlich wird dies bei Bestäubern und an Pflanzen fressenden Insektenarten (Phytophage), die auf das Vorkommen geeigneter Nahrungspflanzen angewiesen sind. Sind diese vorhanden, bieten kommunale und private Grünflächen ein besonderes Lebensraumpotenzial für Insekten im urbanen Raum.
Zentral hierfür ist es zu klären, welche Pflanzenarten für Insekten besonders wertvoll sind. Bislang werden die meisten städtischen Grünflächen mit kultivierten krautigen Zierpflanzen (Zierstauden) bepflanzt, die für eine reiche und anhaltende Blüte sorgen. Es ist bekannt, dass viele dieser Pflanzen von Insekten genutzt werden. Ob aber eine große Bandbreite der in städtischen Gebieten potenziell vorkommenden Insekten profitiert oder nur eine kleine Auswahl, ist nicht genau bekannt. Genauso wenig wissen wir, inwiefern die Zierbepflanzung aus Insektenschutzsicht eine Alternative für einheimische Wildpflanzen für die Begrünung städtischer Gebiete sein kann. Wildpflanzen gelten als sehr insektenfreundlich und können einen geringeren Pflege- und Wasserbedarf als herkömmliche Zierpflanzen haben, was sie in Zeiten zunehmender Ressourcenknappheit zusätzlich attraktiv machen könnte.
Ziel dieses Projektes ist es, Antworten auf die Frage zu geben, welche Pflanzen am besten für die Förderung der Insektenvielfalt in städtischen Gebieten geeignet sind, um daraus evidenzbasierte Handlungsempfehlungen für eine insektenfreundliche Begrünung im urbanen Raum abzuleiten. Hierfür wird eine vielfältige Auswahl von Zier- und Wildpflanzen experimentell auf ihre Eignung als Nahrungspflanzen von Insekten miteinander verglichen. So werden insgesamt 15 Versuchsflächen in verschiedenen Städten und Gemeinden Hessens angelegt und Blütenbesucher und Phytophage über drei Jahre hinweg quantifiziert. Der breit abgedeckte klimatische Gradient und die unterschiedlichen Siedlungskontexte der verschiedenen Untersuchungsstandorte erlauben hierbei, verallgemeinerbare Aussagen über die Insektennutzung der verschiedenen Pflanzen zu treffen. Neben der Eignung für Insekten wird zudem die Reaktion der Pflanzen auf Trockenheit erfasst, indem im letzten Untersuchungsjahr die Bewässerung der Pflanzen ausgesetzt bzw. auf ein Minimum reduziert wird. Dies ermöglicht Aussagen zur Klimaresilienz der einzelnen Pflanzenarten/-gruppen. In einem zweiten Versuch werden außerdem Wildpflanzenarten mit ihren züchterischen Sorten als mögliche gärtnerische, insektentaugliche Alternative verglichen.
Projektdauer
01.09.2023 – 31.08.2027
Projektpartner
- Beteiligte Kommunen: Bad Camberg, Bad Schwalbach, Michelstadt, Neu-Anspach, Riedstadt, Taunusstein, Viernheim, Wiesbaden
- NaturGarten e.V. (Hessische Regionalgruppen und einzelne Mitglieder)
- Begegnungsgarten Friedberg e.V.
- Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“
- Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V.
- Wissenschaftsladen Bonn
- Heinz-Sielmann-Stiftung
- Gärtnerei Strickler