Forschungsprojekt
Wildkatze
Projekttitel
Raumnutzungsverhalten der Wildkatze im Waldgebiet Hörre als Grundlage für die Raum- und Verbundplanung
Antragsteller
Prof. Dr. Michael Lierz, Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische der Justus-Liebig-Universität Gießen, Arbeitsgruppe Wildtierforschung
Projektbeschreibung
Die Wildkatze (Felis silvestris silvestris) war einst in ganz Deutschland und somit auch in Hessen weitgehend verbreitet, jedoch brach der Bestand insbesondere durch Bejagung bis Anfang des 20. Jahrhunderts zusammen. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war der Wildkatzenbestand in Hessen stark dezimiert und in wenige Restvorkommen zersplittert. Seit circa 20 Jahren erobert nun die Art Hessen zurück, allerdings können immer noch größere Verbindungslücken in ihrer Verbreitung festgestellt werden (Artensteckbrief 2014 ).
Die Wildkatze bevorzugt ausgedehnte, strukturreiche Wälder als Lebensraum. Dieser ist jedoch oftmals durch Verkehrswege zerschnitten. Verkehrswege können als Barrieren innerhalb eines ursprünglich zusammenhängenden Lebensraums wirken. Dadurch kann der genetische Austausch zwischen Populationen eingeschränkt oder gar verhindert werden. Dem Straßenverkehr fallen zudem immer wieder einzelne Tiere zum Opfer. Für Wildkatzen in Hessen stellt dies sogar die bedeutendste bekannte Todesursache dar (Sondergutachten 2014).
Das Waldgebiet der Hörre im Lahn-Dill-Kreis weist verschiedene Arten von Verkehrswegen auf (Autobahn, Bundes-, Landes- und Kreisstraßen). Zudem sind für das Gebiet Wildkatzenvorkommen nachgewiesen. Von 2019 bis 2022 beschäftigten sich daher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter der Leitung von Prof. Dr. Lierz der Justus-Liebig-Universität Gießen beispielhaft im Waldgebiet der Hörre mit dem Raumnutzungsverhalten der Wildkatze insbesondere im Bereich von Straßen. Im Fokus des Forschungsprojekts standen vor allem die Barrierewirkung sowie die Querungsmöglichkeiten von Landstraßen, Bundesstraßen, Kreisstraßen und Autobahnen für Wildkatzen. Die Ergebnisse aus dem Projekt liefern wichtige Erkenntnisse für die künftige Raum- und Verbundplanung und sollen der Wildkatze die Rückkehr in ihren ursprünglichen Lebensraum erleichtern.
Im Lahn-Dill-Kreis wurden 15 Wildkatzen über einen Gesamtzeitraum von 23 Monaten telemetriert (GPS-GSM), um das Raumnutzungsverhalten sowie die Barrierewirkung verschiedener Straßentypen (Autobahn, Bundesstraßen, Landstraße) auf die Wildkatze zu untersuchen. Die Streifgebiete der Katzen waren im Vergleich zu denen der Kuder kleiner und entsprechen den bisher aus der Literatur bekannten Größen. Die Tiere hielten nicht signifikant mehr oder weniger Abstand zu einer der Straßen. Insgesamt fanden 164 Straßenquerungen von sechs Tieren statt. Die Landstraße wurde dabei am häufigsten passiert, wohingegen die Bundesstraße im Norden nicht passiert wurde. Die Bundesstraße und Autobahn im Süden/Westen wurden insgesamt zwei- bzw. 20-mal (v.a. im Bereich von Autobahnbrücken und der Auf-/Abfahrt) gequert. Drei Wildkatzen wurden tot aufgefunden, wovon zwei wahrscheinlich Verkehrsopfer sind. Die Ergebnisse zeigen, dass Straßen mit hoher Nutzungsintensität (Autobahn, Bundesstraße) im Vergleich zu Landstraßen eine Barrierewirkung auf die Wildkatze haben und nur selten an Stellen mit Brücken oder geringerer Fahrzeugfrequenz passiert werden.
Die Ergebnisse können im Detail im Abschlussbericht nachgelesen werden. Die Ergebnisse aus dem Projekt liefern wichtige Erkenntnisse für die künftige Raum- und Verbundplanung und sollen der Wildkatze die Rückkehr in ihren ursprünglichen Lebensraum erleichtern.
Projektdauer
2019-2022
Projektpartner
- Regierungspräsidium Gießen
- Landesverband Hessen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Frankfurt
- Institut für Tierökologie und Naturbildung, Laubach-Gonterskirchen
- Forstamt Wetzlar
- Naturschutzring Ehringshausen