Forschungsprojekt
Schlammpeitzger
Projekttitel
Etablierung und Anwendung einer kostengünstigen, flächendeckend einsetzbaren Methode zur Detektion des Schlammpeitzgers (Misgurnus fossilis) anhand von environmental-DNA und Etablierung eines nachhaltigen Populationsmanagements am nördlichen Oberrhein
Antragsteller
Prof. Dr. Ralf Schulz, Institut für Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau
Projektbeschreibung
Der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) gilt in Deutschland als Rote Liste-Art der Kategorie 2 (stark gefährdet). Ferner ist diese Art im Anhang II der FFH-Richtlinie gelistet und gehört damit zu den „Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichen Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen“. Das Oberrheingebiet weist noch eine Reihe von Vorkommen des Schlammpeitzgers auf und es existieren für diese Art potentiell geeignete Gewässer. Somit hat das Oberrheingebiet eine besondere Bedeutung für den Erhalt des Schlammpeitzgers.
Zur Wiederherstellung eines guten Erhaltungszustandes der Art wurden jährliche Besatzmaßnahmen durchgeführt. Hierfür wurden im Frühjahr in der Ökosystemforschung Anlage Eußerthal der Universität Koblenz-Landau Schlammpeitzgerlarven aufgezogen, welche nach einigen Wochen in geeignete regionale Gewässer ausgebracht wurden.
Das Projekt hat zudem zum Ziel, die Wirksamkeit der Besatzmaßnahmen zu kontrollieren. Der Nachweis von Schlammpeitzgern ist besonders in Gewässern mit starkem Pflanzenbewuchs und Schlamm, in dem sich die Tiere eingraben, mit herkömmlichen Methoden (Reusenfang und Elektrofischerei) oft nicht effektiv. Gerade aber die Gewässer mit solchen Strukturen sind bevorzugte Lebensräume des Schlammpeitzgers. In diesem Projekt soll eine alternative, neuartige Detektionsmethode für den Schlammpeitzger getestet werden. Diese Methode beruht auf einem molekular-genetischen Nachweis aus Wasserproben. Hierbei macht man sich zugute, dass im Wasser freie DNA und Zellreste (engl. environmental DNA oder eDNA) vorkommen, die die Tiere durch Ausscheidungsprodukte und permanent über die Körperoberfläche, insbesondere werden die Kiemen, ins Wasser abgeben. Die im Gewässer vorkommende DNA kann artspezifisch zugeordnet werden. Somit kann ein Vorkommen des Schlammpeitzgers ohne aufwendige Fangmethoden nachgewiesen werden. Im Projekt wurde die Effektivität der klassischen Fangmethoden und der neuen eDNA-Methode im jahreszeitlichen Verlauf und unter verschiedenen Umweltbedingungen vergleichend getestet.
Die dabei entstehenden Daten wurden weiterhin genutzt, um einen besseren Einblick in die bislang nicht gut bekannten saisonalen und tageszeitlichen Migrationsmuster der Schlammpeitzger zu bekommen. Ergänzend wurden Mesokosmos-Experimente durchgeführt, um die Auswirkung von Umweltvariabilität auf die verschiedenen Altersstadien des Schlammpeitzgers zu untersuchen.
Projektdauer
2018-2020
Projektpartner
- Prof. Dr. Stefan Stoll, Hochschule Trier
- Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, Rheinland-Pfalz
- Regierungspräsidium Karlsruhe, Baden-Württemberg
- Regierungspräsidium Darmstadt
- INGA – Institut für Gewässer- und Auenökologie, Riedstadt