Forschungsprojekt
Wasserpflanzen
Projekttitel
Diversität aquatischer, (potentiell) invasiver, neophytischer Makrophyten in Hessen (Divine)
Antragsteller
Prof. Dr. Volker Wissemann, Institut für Botanik der Justus-Liebig-Universität Gießen, AG Spezielle Botanik
Projektbeschreibung
Landschaften und Lebensräume sind einem stetigen Wandel unterworfen, dabei sind Landnutzung und andere menschliche Aktivitäten die größten Motoren einer Veränderung, die sich direkt und indirekt auf die Biodiversität auswirken. Viele Pflanzen- und Tierarten sind leicht zu beobachten und zu untersuchen, andere hingegen sind aufgrund ihrer Lebensweise stark verborgen. Das Wissen über sie ist beschränkt oder existiert nicht. Eine dieser Gruppen sind Wasserpflanzen, die durch beabsichtigte oder unbeabsichtigte Ausbringung von Pflanzenresten z. B. aus der Aquarienhaltung, in Flüssen und Seen mit heimischen Arten konkurrieren, es sind gebietsfremde Arten.
Gebietsfremde Pflanzenarten kennen politische Grenzen nicht, daher sind übergeordnete Rahmen wie die EU-Verordnung Nr. 1143/2014 und ihre Unionsliste wichtige Hilfsmittel, um Kenntnisse über spezifische Arten zu erlangen und Maßnahmen empfehlen zu können, wie mit diesen Arten umgegangen werden kann (Hussner et al. 2004). Speziell die Arten der Unionsliste sind Problemarten, da sie massiv Einfluss auf die Lebensräume, in denen sie vorkommen, nehmen, sie gestalten, verändern und damit unter Umständen dort existierende Arten verdrängen. Andere Arten hingegen sind zwar gebietsfremd und neu, verdrängen jedoch die heimische Flora nicht (Kowarik 2010).
Wasserpflanzen sind häufig in der Lage, durch Bruchstücke vegetativ Massenbestände aufzubauen. Diese Bestände sind genetisch uniform. Erst durch lange Existenz entsteht durch natürliche Mutation genetische Variabilität. Andere Arten erzeugen durch sexuelle Rekombination Variabilität. Diese Variationsbreite ist ein wichtiger Indikator, um Vorhersagen treffen zu können, wie sich neue Arten etablieren können. Für aquatische Makrophyten fehlen hierzu weitgehend Studien, die die Diversität und Zustände von Populationen in statu nascendi, aber auch bei etablierten Arten erfassen (z. B. Kwong et al. 2017).
Das Projekt untersucht die Populationsgenetik von 8 aquatischen Makrophytenarten in Hessen, die invasiv sind oder das Potential hierfür besitzen, und vergleicht die Diversität der Arten in Hessen mit umliegenden Populationen und einer künstlichen Referenzpopulation. Auf der Basis der Ergebnisse sollen Aussagen generiert werden, die die Entwicklung von Populationen vorhersagen. Begleitende Öffentlichkeitsarbeit an der Hermann-Hoffmann-Akademie der Universität Gießen in Form von Ausstellungen und Vorträgen soll den Wissenstransfer in die Gesellschaft ermöglichen.
Quellen
Kowarik, I. (2010): Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. - 2. Aufl., Eugen Ulmer.
Kwong, R.M., Broadhurst, L.M., Keener, B.R., Coetzee, J.A., Knerr, N. & Martin, G.D. (2017): Genetic analysis of native and introduced populations of the aquatic weed Sagittaria platyphylla – Implications for biological control in Australia and South Africa. - Biological Control 112: 10-19.
Hussner, A., Weyer v.d., K., Gross, EW.M. & Hilt, S. (2004): Eine Übersicht über die aquatischen Neophyten in Deutschland – Etablierung, Auswirkungen und Managementperspektiven. - Handbuch Angew. Limnologie. 27. Erg.Lfg 2/10: 2-28.
Projektdauer
2021-2026
Projektpartner
- Holger Laake (Botanischen Garten der Justus-Liebig-Universität Gießen)
- Thomas Moos (Botanischer Garten Frankfurt)
- Dr. Thomas Gregor (Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum und Botanische Vereinigung für Naturschutz in Hessen/BVNH)