Forschungsprojekt
Wegränder
Projekttitel
Potential am Wegrand – Resiliente Agrarlandschaften der Zukunft (WegAS)
Antragsteller
Dr. Yves P. Klinger, Prof. Dr. Till Kleinebecker und Dr. Frank Jauker, Professur für Landschaftsökologie und Landschaftsplanung der Justus-Liebig-Universität Gießen
Projektbeschreibung
In Mitteleuropa sind strukturreiche Kulturlandschaften Zentren der Artenvielfalt. Entsprechend wird die durch Landnutzungswandel und -intensivierung hervorgerufene Homogenisierung von Agrarlandschaften als maßgebliche Ursache des Biodiversitätsverlustes angesehen. Die Tatsache, dass die Treiber des Biodiversitätsverlustes inklusive weiterer Ursachen wie Klimawandel und invasive Arten sich gegenseitig beeinflussen, stellt den Naturschutz vor gewaltige Herausforderungen. Entsprechend besteht Konsens, dass es umfangreicher Transformationsprozesse bedarf, dem Biodiversitätsverlust nachhaltig entgegenzuwirken.
Offene Straßen- und Wegränder stellen in Mitteleuropa potentielle Ersatzhabitate und Ausbreitungswege dar, beispielsweise für Tier- und Pflanzenarten des Grünlands. Aktuelle Forschungsarbeiten zeigen, dass Biotope wie Wegränder, Grünflächen und Straßenbegleitgrün ein hohes Potential für die Erhaltung der Biodiversität ausweisen und im landschaftsökologischen Kontext vernetzende Elemente darstellen. Da sie neben saumtypischen Arten auch Arten angrenzender Biotope als Sekundärhabitat dienen können, sind sie besonders artenreich. Somit stellen sie gerade bei einer hohen Nutzungsintensität der umgebenden landwirtschaftlichen Fläche wertvolle Rückzugsräume dar und erhöhen somit die Resilienz auf Landschaftsebene. Neben der Steuerung von relevanten Ökosystemfunktionen können sie damit maßgeblich zum noch unzureichend ausgebauten Biotopverbund in Europa beitragen.
Ziel des Projekts ist daher die Analyse des ökologischen Zustands und des naturschutzfachlichen Potentials von Wegrändern in Hessen. Dabei werden in vier repräsentativen hessischen Kulturlandschaften Weg- und Straßenränder bezüglich ihrer Artenzusammensetzung (Flora und Insektenfauna), Konnektivität und landschaftsstrukturellen Einbindung untersucht. Aufbauend auf diesen Analysen erfolgt eine Bewertung des Potentials der Wegränder für die Vernetzung (artenreicher) Grünlandgesellschaften in unterschiedlichen hessischen Landschaften. Über sozio-ökologische Erhebungen werden zudem Praxiserfahrungen bei der Anlage und Pflege artenreicher Wegränder in Hessen zusammengetragen, um erfolgreiche Konzepte zu identifizieren und das naturschutzfachliche Potential von Wegrändern zukünftig besser nutzen zu können. Das Projekt etabliert zudem ein professionelles Netzwerk für den Erfahrungsaustausch zur Flächenpriorisierung, Anlage und Pflege von artenreichen Wegrändern und schafft damit eine Kommunikationsplattform für Praktiker*innen, Behördenvertreter*innen und Wissenschaftler*innen.
Projektdauer
01.10.2022 − 30.09.2026
Projektpartner
Günther Schwab & Anna-Lena Sander (Landschaftspflegevereinigung Lahn-Dill e.V.)
Katharina Habenicht (Landkreis Gießen, Fachdienst 72 – Naturschutz)
Ernst Brockmann (AK Feldwege)
Torsten Raab (BR Rhön)
Jonas Thielen (Büro Strix - Naturschutz und Freilandökologie)
Franka Hensen (Naturschutzfonds Wetterau e.V.)
Dr. Bente Castro-Campos (Justus-Liebig-Universität Gießen)