Forschungsprojekt
Renaturierungen
Projekttitel
Auswirkungen der Renaturierung kleiner Fließgewässer auf terrestrische Biota (ARFB)
Antragsteller
Prof. Dr. Anna Lampei-Bucharova und Dr. Stefan Pinkert, Fachgebiet Naturschutz der Philipps-Universität Marburg
Projektbeschreibung
Die Renaturierung von Flüssen und Bächen zielt in der Regel darauf ab, den Wasserrückhalt in der Landschaft zu verbessern und den ökologischen Wert des Gewässers zu steigern. Viele Renaturierungsprojekte finden an kleinen Bächen mit einer maximalen Breite von 1,5 Metern statt, die begradigt oder sogar kanalisiert wurden, und betreffen mehrere hundert Meter des Bachlaufs. Die technische Umsetzung umfasst die Erneuerung von Mäandern, die Anpflanzung von Gehölzen an den Bachufern oder den einfachen Verzicht auf Pflegemaßnahmen, um eine natürliche Sukzession in unmittelbarer Nähe des Baches zu ermöglichen. Der ökologische Wert von Renaturierungsmaßnahmen an kurzen Abschnitten kleinerer Bäche ist nur unzureichend dokumentiert, da sich die meisten Forschungsstudien bisher auf größere Bäche und Flüsse konzentrierten. Es ist unwahrscheinlich, dass ihr Nutzen in der Verbesserung der Wasserbiota liegt, denn nicht renaturierte Abschnitte kleiner Bäche stellen ein Hindernis für die Besiedlung der renaturierten Bereiche dar. Außerdem ist es unwahrscheinlich, dass die Renaturierung von mehreren hundert Metern des Baches die Wasserqualität verbessert. Der ökologische Nutzen der Renaturierung kleiner Fließgewässer liegt daher wahrscheinlich in den positiven Auswirkungen auf die terrestrischen Biota.
In diesem Projekt sollen die Auswirkungen der Renaturierung kleiner Fließgewässer auf terrestrische Biota, insbesondere Pflanzen, Insekten und Vögel, untersucht werden. Diese drei taxonomischen Gruppen stehen im Fokus des Projekts, weil sie wichtige Ökosystemleistungen erbringen und einen hohen Erhaltungswert haben. Bei Insekten wurde in den letzten zehn Jahren ein dramatischer Rückgang festgestellt, so dass die positiven Auswirkungen der Renaturierung auf diese Gruppe besonders wichtig wären. Im Rahmen des Projekts sollen 40 bis 50 renaturierte Fließgewässerabschnitte in Hessen jeweils mit nicht renaturierten Abschnitten der gleichen Gewässer verglichen werden. Für die Erfassung von Pflanzen und Vögeln werden klassische Methoden verwendet (Vegetationsaufnahmen, Beobachtungen). Insekten sollen mit Malaise-Fallen gefangen und mittels DNA-Metabarcoding bestimmt werden.
Das Hauptziel des Projekts besteht darin, den Nutzen der Renaturierung zu bewerten und festzustellen, welche Maßnahmen bestimmten Taxa helfen. Dies wird wiederum dazu beitragen, den ökologischen Wert künftiger Renaturierungsprojekte zu verbessern.
Projektdauer
01.06.2023 – 31.05.2027
Projektpartner
- Prof. Dr. Nina Farwig (Fachgebiet Naturschutz, Philipps-Universität Marburg)
- Prof. Dr. Peter Haase (Abteilungsleiter und Sektionsleiter Fluss- und Auenökologie, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung)