Forschungsprojekt
Fluginsekten
Projekttitel
Bestimmung der Artenvielfalt von Fluginsekten in hessischen Gebieten mittels molekularer Methoden
Antragsteller
Prof. Dr. Peter Haase, Abteilung für Fließgewässerökologie und Naturschutzforschung des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt
Projektbeschreibung
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt unter der Leitung von Prof. Dr. Haase sind Teil eines Netzwerks (Long-Term Ecological Research Deutschland (LTER-D) und Europarc Deutschland (heute Nationale Naturlandschaften e. V.)), das in einem bundesweiten Malaisefallen-Projekt mittels kontinuierlicher Zeitreihen die Veränderung der Biomasse der Fluginsekten über einen längeren Zeitraum und verschiedene Großlandschaften hinweg monitort. Aus Hessen sind an der Initiative die drei Gebiete Rhein-Main-Observatorium (RMO), Nationalpark Kellerwald-Edersee (NPKE) sowie das Biosphärenreservat Hessische Rhön (BRHR) beteiligt. Seit Frühjahr 2019 werden in Hessen bei diesem Projekt u. a. Fluginsekten entlang eines Nutzungsgradienten erfasst: Totalschutz (Kernfläche des NPKE) über eine naturverträgliche Nutzung (BRHR) bis zu einer „Normallandschaft“ (RMO). Der Fokus der Initiative liegt dabei auf der Biomassen-Bestimmung. Nicht untersucht werden bei dem Projekt hingegen die Artenzusammensetzung der Fluginsekten sowie deren zeitliche Veränderung.
Das HLNUG unterstützte von 2020 bis 2023 mit dem Hessischen Biodiversitätsforschungsfonds einen Ansatz, der die Biomassen-Bestimmung der eingangs beschriebenen Initiative von LTER-D und Europarc ergänzt. In dem Forschungsprojekt wurde die Artenvielfalt der Fluginsekten sowie deren zeitliche Veränderung in den drei o. g. Gebieten entlang dieses Nutzungsgradienten mittels molekularer Methoden (DNA-Metabarcoding) bestimmt. Die Verwendung von molekularen Methoden ermöglicht es, prinzipiell alle Arten, für die Referenzmaterial vorliegt, zu berücksichtigen, während die klassische, morphologische Bestimmung solcher Fänge sich in der Regel auf wenige, ausgewählte Taxagruppen beschränkt. Mithilfe von DNA-Metabarcoding wurde vergleichend und über einen längeren Zeitraum die gesamte Breite der Fluginsekten in Hessen untersucht. Die Abdeckung verschiedener hessischer Regionen, Landnutzungstypen, Höhenlagen und Klimaregionen sollte auch zu einem verbesserten Überblick der in Hessen lebenden Fluginsekten führen. Ziel des Forschungsprojekts war es für die jeweiligen Gebiete zahlreiche neue, bislang nicht nachgewiesene Arten zu erfassen und neue Einblicke in den Bestand und die Entwicklung bislang kaum untersuchter Artengruppen zu gewinnen.
Im RMO (Main-Kinzig-Kreis), NPKE und BRHR wurden von 2019 bis 2022 14 Malaisefallen zur Erfassung von Fluginsekten betrieben. Insgesamt konnten 20.511 plausible Insektenarten nachgewiesen werden. Die höchsten Biomassen und Artenzahlen sowie die größte Stabilität (niedrigster Artenwechsel) der Insektengemeinschaften traten zwischen Anfang Juni und Ende August auf. Die höchsten Artenzahlen, Biomassen und der niedrigste Artenwechsel wurden in Habitaten mit niederwüchsiger Vegetation erfasst. Die untersuchten urbanen und landwirtschaftlich genutzten Flächen wiesen keine geringere Biodiversität auf, und auch der Schutzstatus der Fallenstandorte hatte nur einen geringen Einfluss auf die Insektendiversität.
Das Forschungsprojekt hat gezeigt, dass durch ein solches Monitoring von Fluginsekten eine noch nie dagewesene Vielfalt an Insektenarten erfasst werden kann. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts können im Detail im Abschlussbericht nachgelesen werden.
Projektdauer
2020-2023
Projektpartner
- Nationalpark Kellerwald-Edersee
- Biosphärenreservat Rhön
- Prof. Dr. Florian Leese der Universität Duisburg-Essen