7. Hessischer Klimaempfang
17. Mai 2017, Schloss Biebrich
Prof. Dr. Dr. Klaus Töpfer, Bundesumweltminister a. D. und bis 2015 Exekutivdirektor des Institute for Advanced Sustainability Studies in Potsdam, zu Gast in Wiesbaden
Etwa 400 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft kamen zum 7. Hessischen Klimaempfang im Schloss Biebrich zusammen. Eingeladen hatten das Hessische Umweltministerium und das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG). Begrüßt von Prof. Dr. Thomas Schmid, Präsident des HLNUG, wurden die Gäste von Fernsehmoderator Thomas Ranft durch das Programm geführt. Die Eröffnungsrede hielt Priska Hinz, die Hessische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Mit Prof. Dr. Dr. Klaus Töpfer als Gastredner bekamen die Anwesenden im Anschluss die Gelegenheit, einen mehrfach ausgezeichneten Experten der Umweltpolitik dieser Zeit zu erleben.
Wieder liegt ein Jahr mit einem neuen globalen Hitzerekord hinter uns, das dritte in Folge. Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich aber nicht nur auf globaler Ebene, sondern auch regional und lokal. „Um den Klimawandel und seine negativen Folgen zu begrenzen müssen wir handeln, und zwar jetzt.“ betonte Priska Hinz. Sie machte deutlich, dass dazu auf allen politischen Ebenen Strategien geschaffen werden müssen, sowohl zum Klimaschutz als auch, um sich dem Klimawandel anzupassen.
Der im März 2017 beschlossenen Integrierte Klimaschutzplan Hessen 2025 (iKSP 2025) schafft einen solchen politischen Rahmen für Hessen. 140 Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung machen Hessen zukunftsfähig. „Entsprechend den Zielen des Pariser Abkommens wird Hessen seine Treibhausgasemissionen bis 2025 um 40 % gegenüber 1990 reduzieren“, sagte Priska Hinz. Dafür will die Landesregierung in den nächsten zwei Jahren zusätzliche 140 Mio. Euro für die 42 wichtigsten und als prioritär eingestuften Maßnahmen bereitstellen.
Ganz besonders zeichnete Priska Hinz das klimapolitische Engagement der Kommunen aus. Mit Stolz berichtet die Ministerin, dass mittlerweile 162 Kommunen dem Bündnis der Klima-Kommunen beigetreten sind. „Ohne die Kommunen erreichen weder wir in Hessen, noch die Weltgemeinschaft ihre ambitionierten Klimaziele.“
Die Rede der Ministerin können Sie als Dokument herunterladen. Im Sinne des Medienrechts gilt das gesprochene Wort.
Im Anschluss sprach Prof. Dr. Dr. Klaus Töpfer, bis 2015 Exekutivdirektor des Institute for Advanced Sustainability Studies in Potsdam. Zuvor amtierte er über 10 Jahre als Bundesminister und war Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP). In der nationalen und internationalen Umweltpolitik gilt Herr Töpfer als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Gegenwart. Sein außerordentliches politisches Engagement prägte wesentlich den Nachhaltigkeitsgedanken und die Klimapolitik. Ihm wurden zahlreiche renommierte Auszeichnungen und Preise verliehen, darunter das Bundesverdienstkreuz, der Deutsche Umweltpreis und der Deutsche Nachhaltigkeitspreis für sein Lebenswerk.
Neue Energietechnologien, so Herr Töpfer, hätten auch ohne Kenntnis des Zusammenhangs von der Verbrennung fossiler Energien und einer Veränderung des Klimas zwingend entwickelt werden müssen. Die Erde steuert auf eine Bevölkerungszahl von 9 Milliarden und mehr Menschen zu. Damit 9 Milliarden Menschen friedlich zusammenleben können, benötigen wir Energie, und diese Energie muss gewonnen werden. Denn Armut, machte Herr Töpfer deutlich, hat zunächst immer auch etwas mit Energie-Armut zu tun. Es geht also auch um Fluchtursachen, die zu bekämpfen sind.
Gegen den Klimawandel haben wir allerdings wenig getan, wenn sich die Energiewende nur die Reichen leisten können, verdeutlichte Herr Töpfer. Wir, die Industrieländer, müssen einen Weg finden, den auch ärmere Länder für ihre wirtschaftliche Entwicklung einschlagen können, ohne die möglicherweise kurzfristig kostengünstigeren, fossilen Technologien zu nutzen. Die Frage nach erneuerbaren Energien ist also eine zentrale Frage von globaler Stabilität.
Allerdings, sagte Herr Töpfer, werden wir unsere Klimaziele nicht erreichen, wenn sich die Energiewende wie bisher auf die Stromerzeugung fokussiert. Eine Sektorkopplung, also eine Verschmelzung der Märkte für Strom, Wärme und Mobilität, muss intensiviert werden. Dies ist eine komplexe Aufgabe: So müssen für eine Verkehrswende über den Wechsel vom Verbrennungs- zum Elektromotor hinaus beispielsweise auch Kapazitäten besser genutzt werden.
Gerichtet an die Ministerin, schloss Herr Töpfer mit den Worten „Frau Ministerin, Ihr Ministerium hat eine arbeitsreiche Zukunft vor sich.“
Die Rede von Prof. Dr. Dr. Klaus Töpfer können Sie als Video bei YouTube anschauen. Im Sinne des Medienrechts gilt das gesprochene Wort.
Der Klimaschutz und die Klimaanpassung sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben. Der vom Fachzentrum Klimawandel Hessen organisierte Klimaempfang hat auch in diesem Jahr wieder Entscheidungsträgern aus allen gesellschaftlichen Bereichen eine Plattform geboten, sich zu informieren, um Kontakte zu knüpfen, Kooperationen anzubahnen und sich über Ideen, Projekte und geplante Maßnahmen zum Schutz des Klimas und zur Anpassung an den bereits heute stattfindenden Klimawandel auszutauschen.
Die im Rahmen der Veranstaltung entstandenen CO2-Emissionen wurden über eine Spende für ein Klimaschutzprojekt kompensiert.