Boden
Boden wird als selbstverständlich wahrgenommen – und „funktioniert“. Seiner vielfältigen Funktionen sind wir uns dabei häufig nicht bewusst: Boden filtert Schadstoffe und trägt zum Abbau dieser Schadstoffe bei. Grundwasser wird vor dem Eintrag von Schadstoffen geschützt. Die Schwebstoffbelastung sinkt durch begrünte Bodenflächen. Der Boden nimmt Regenwasser auf und trägt über die Verdunstung zur Kühlung bei. Zudem ist Boden einer der größten Kohlenstoffspeicher auf der Erde.
Tatsächlich können diese vielen Funktionen des Bodens schnell eingeschränkt werden! Die Prozesse werden sowohl durch die Bewirtschaftung des Bodens (z. B. Landwirtschaft, Forstwirtschaft), durch Versiegelung für Verkehrswege und Städte, aber auch durch das Klima beeinflusst.
Projekte, die das Fachzentrum zu diesem Themenbereich beauftragt hat.
Chemische, physikalische und biologische Prozesse beeinflussen die Aufnahme oder Abgabe von klimawirksamen Gasen in und aus dem Boden, wie z. B. Kohlenstoffdioxid, Methan oder Lachgas. Ändert sich das Klima, ändern sich auch die Prozesse im Boden. Ändern sich aber die Prozesse im Boden, kann dies wiederum die Aufnahme oder Abgabe klimawirksamer Gase verändern. So beeinflussen Veränderungen im Boden im Gegenzug wieder das Klima. Diese komplexen Wechselwirkungen zwischen Boden und Klima sind bisher noch nicht vollständig untersucht und daher Gegenstand der aktuellen Forschung.
Die Kühlleistung des Bodens spielt besonders in Städten und im Sommer eine wichtige Rolle, denn sie wirkt als Temperaturpuffer. Die Wasserspeicherkapazität der nicht versiegelten Bodenfläche ist ein wesentlicher Faktor für das Stadtklima.
Verdunsten kann im Boden gespeichertes Niederschlagswasser oder Grundwasser, das sich oberflächennah mit nur geringerem Abstand unter der Geländeoberkante befindet. Je mehr und je kontinuierlicher ein Boden Wasser für die Verdunstung zur Verfügung stellen kann, desto höher ist seine Kühlleistung. Zudem haben auch Pflanzen eine Kühlleistung. Je weniger Wasser im Bodenwasserspeicher für die Pflanzen verfügbar ist, desto stärker reduzieren diese ihre Verdunstung und umso stärker erwärmt sich die Umgebung.
Wird Bodenfläche versiegelt, also mit Gebäuden oder Straßen überbaut, trägt dies in der Regel zur Erwärmung bei, sodass der Versiegelungsgrad eines Gebiets - zusammen mit der Gestaltung des verbleibenden städtischen Grüns - das Stadtklima wesentlich beeinflusst.
Wenn Starkregenereignisse an Häufigkeit und Intensität zunehmen, kann es zudem zu einer verstärkten Bodenerosion kommen. Dies kann weitreichende Folgen haben, z. B. wenn fruchtbare Ackerböden betroffen sind. Die Prozesse der Bodenbildung laufen sehr langsam ab, und einmal abgetragene Oberböden benötigen Tausende von Jahren für eine Neubildung, wenn sie nicht sogar unwiederbringlich verloren sind.
Bodenfruchtbarkeit wird durch viele Variablen beeinflusst, z.B. Standort, Typ und Struktur des Bodens, Relief, Flora und Fauna. Dies sind die natürlichen Einflüsse. Zusätzlich wirkt der menschliche Einfluss auf die Fruchtbarkeit des Bodens, wie z.B. Schadstoffeintrag, Bodenbearbeitung oder Versiegelung benachbarter Flächen.
Gerade in der Landwirtschaft ist ein fruchtbarer Boden notwendig, um Kulturen anzubauen und gute Erträge zu erwirtschaften. Durch falsche Bewirtschaftungsmethoden, wie beispielsweise das Befahren mit zu schweren landwirtschaftlichen Maschinen, kann es zur Verdichtung von Böden kommen. Dadurch kann weniger Wasser versickern, was Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum hat. Auch der Luftaustausch und die Durchwurzelbarkeit werden erheblich erschwert.
Weitere Versiegelung von Böden zu vermeiden, ist wohl der größte Faktor beim Bodenschutz, denn versiegelte Böden verlieren nahezu jede ihrer natürlichen Funktionen. Bereits stark verdichtete Böden benötigen Jahrzehnte, um natürliche Funktionen wie beispielsweise die Fähigkeit, Wasser zu speichern, wiederaufzubauen. Zusätzlich ist gerade in der Stadt die Kühlfunktion des Bodens zu erhalten und zu fördern, um Extremsommer ein wenig abmildern zu können. Das bedeutet auch, Grün- und Freiflächen auszubauen und beispielsweise auf Schottergärten zu verzichten.
Ob in der Landwirtschaft, im Wald oder in der Stadt sollte eine Verdichtung von Böden vermieden werden, um weiterhin zu gewährleisten, dass Wasser versickern kann und damit die Pflanzen bewässert, Grundwasserdepots gefüllt werden und der Boden die Umgebung kühlen kann.
Gerade in der Landwirtschaft ist die aktive Bildung von Humus wichtig, um die Bodenfruchtbarkeit und Funktion der Böden zu erhalten und zu stärken. Humus hat positiven Einfluss auf die Speicherung von Nährstoffen und Wasser, das Filter- und Puffervermögen, die biologische Aktivität und das natürliche Bodengefüge (Aggregatstabilität, Luft- und Wasserhaushalt, Schutz vor Schadverdichtung und Erosion).
Der Leitfaden Politik mit Tiefgang – Vorsorgender Bodenschutz: Wissen für Entscheider liefert die wichtigsten Argumente und erste Anhaltspunkte für die Umsetzung in Kommunen. Wer tiefer in die Thematik einsteigen möchte, findet hier weitere Materialien.