Tool Asiatische Tigermücke
Einschätzung des Etablierungspotenzials in hessischen Kommunen
Das Fachzentrum Klimawandel und Anpassung hat ein Tool des Landes Baden-Württemberg von der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) e.V. weiterentwickeln lassen, das es Städten und Gemeinden in Hessen ermöglicht, Einschleppungswege und mögliche Brutstätten im Siedlungsgebiet zu identifizieren. Das Tool leistet einen Beitrag zur Sensibilisierung der unterschiedlichen kommunalen Fachbereiche und befähigt diese, gezielt Maßnahmen zur Vermeidung der Ansiedlung und Ausbreitung der Tigermücke ergreifen zu können.
Interessierte hessische Kommunen können sich über das Kontaktformular registrieren, um die Zugangsdaten zum Download des Tools zu erhalten.
Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) ist eine bei uns ursprünglich nicht heimische Stechmückenart. Ihren Weg nach Europa hat sie als „blinder Passagier“ mit dem globalisierten Waren- und Reiseverkehr gefunden. In vielen europäischen Regionen hat sich die Art inzwischen dauerhaft angesiedelt und erreicht über unterschiedliche Verkehrswege auch immer wieder Orte in Deutschland und Hessen. Mit dem klimawandelbedingten Temperaturanstieg findet die Stechmücke hier zunehmend günstigere Bedingungen vor, sodass sie es insbesondere entlang des Oberrheingrabens bis nach Hessen hineingeschafft hat, Populationen aufzubauen.
Unter bestimmten Bedingungen ist die Tigermücke in der Lage, exotische Krankheiten wie das Dengue-, Chikungunya- oder West-Nil-Virus zu übertragen. Es ist daher wichtig, eine Ansiedlung und Verbreitung der Art möglichst zu verhindern, um gesundheitliche Risiken für die Bevölkerung zu vermeiden.
Das Tool besteht aus drei Teilen: In der klimatischen Etablierungseinschätzung werden auf Grundlage der derzeitigen und zukünftig zu erwartenden Temperaturverhältnisse die Gebiete hervorgehoben, die besonders günstige klimatische Bedingungen für eine Populationsentwicklung der Tigermücke bieten.
Die infrastrukturelle Etablierungseinschätzung fragt detailliert die Gegebenheiten vor Ort ab, die zum Einen Einschleppungswege für die Stechmücke bieten können, zum Anderen mögliche Massenbrutstätten für die Art darstellen. Einschleppungs- und Brutstättenrisiken werden für alle potenziellen Orte getrennt evaluiert, auf sogenannten Laufzetteln vermerkt und münden am Ende unter Einbeziehen der klimatischen Einschätzung in einer allgemeinen Beurteilung.
Unter Informationen finden sich Seiten, die artspezifische Besonderheiten wie Erscheinungsbild, Lebenszyklus, Lebensbereiche, Verbreitungswege und die Bedeutung der Art für den Menschen erläutern, ergänzt durch umfangreiches Bildmaterial und Bestimmungshilfen. Außerdem stehen dort vorbereitete Handzettel, Broschüren, Pressetexte und Aushänge zur Verfügung, die die Kommune für Kommunikation und Aufklärung nutzen kann.
Die Tigermücke ist kleiner als die meisten einheimischen Stechmückenarten, ist schwarz und hat eine deutliche Zeichnung mit silbrig-weißen Streifen auf dem ganzen Körper. Hilfe bei der Bestimmung bietet die KABS auf ihren Internetseiten. Im Gegensatz zu den uns bekannten Stechmücken ist sie tagaktiv und sehr aggressiv und fällt dadurch als Lästling auf, der den Aufenthalt im eigenen Garten oder in öffentlichen Parks unangenehm machen kann.
Haben Sie Asiatische Tigermücken beobachtet oder sind sich nicht sicher, ob es doch eine einheimische Art ist? Fotos von Sichtungen können Sie an das Hessische Landesamt für Gesundheit und Pflege (HLfGP) einsenden, das ein landesweites Monitoring betreibt. Eingefangene Exemplare sollten möglichst nicht zerquetscht werden und können nach Rücksprache mit dem HLfGP auch per Post eingeschickt werden.
Mückennetze und Mückensprays helfen, die Plagegeister fernzuhalten. Der wirksamste Schutz vor Stechmücken ist jedoch, ihnen die Möglichkeit zum Brüten zu nehmen. Die Tigermücke nutzt als Brutstätte kleinste Wasseransammlungen: Ursprünglich sind dies Vertiefungen in Felsen oder Baumhöhlen – ebenso gut eignen sich aber auch Gefäße wie Topfuntersetzer, Blumenvasen, Regenrinnen oder weggeworfene Plastikbecher und Getränkedosen. Daher findet die Mückenart in Siedlungsnähe gute Lebensbedingungen vor, wenn auch die Temperaturen für ihren Entwicklungszyklus ausreichen. Zielführende Maßnahmen sind also, mögliche Brutgefäße im privaten Umfeld nicht im Freien stehenzulassen oder umgedreht zu lagern, um das Auffangen von Niederschlags- oder Gießwasser zu vermeiden. Werden Gefäße zusätzlich in regelmäßigen Abständen gereinigt, entfernt dies auch eventuelle alte Eigelege der Mücke (die Eier sind sehr überdauerungsfähig und überstehen Phasen des Trockenfallens!).