13. Hessischer Klimaempfang
4. Juni 2024, Schloss Biebrich, Wiesbaden
Zu Gast: Prof. Dr. Maja Göpel
Der 13. Hessische Klimaempfang wurde am 04.06. vom hessischen Minister für Landwirtschaft und Umwelt, Ingmar Jung, an einem schönen, frischen Frühsommertag im Schloss Biebrich in Wiesbaden eröffnet. Auf Einladung des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) und des Hessischen Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat (HMLU) fanden sich über 480 Gäste aus Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Forschung ein, um sich, angeregt durch einen Vortrag von Prof. Maja Göpel, über Aktuelles zu Klimawandel und Anpassung zu informieren und auszutauschen. HR-Moderator Stefan Hübener führte durchs Programm.
Der Abend fand mit der angespannten Hochwasserlage in Süddeutschland und des erwarteten Hochwasserscheitels am Rhein in Wiesbaden vor einer sehr aktuellen Kulisse statt. Die Starkregenereignisse Anfang Mai in Hessen und die ausdauernden Regenereignisse Ende Mai/ Anfang Juni in Baden-Württemberg und Bayern zeigen die Dringlichkeit auf, mit der sich Politik und Gesellschaft auf die Folgen des Klimawandels einstellen und anpassen müssen.
In seinem Grußwort betonte Herr Minister Jung, dass Hessen trotz der multiplen aktuellen Krisen weltweit, sich dem Thema Klimaschutz und Klimaanpassung auch in der neuen Legislaturperiode widme. Denn Klimawandelfolgen, wie zum Beispiel Schäden an Kulturpflanzen durch eintretenden Spätfrost, nähmen zu und hätten Ernteeinbußen zur Folge. Insbesondere der Weinbau sei hiervon betroffen, wenn auch Hessen dieses Jahr zu großen Teilen verschont geblieben ist. Umso wichtiger sei es klimaschonendes Handeln in den Alltag zu integrieren und zwar generationenübergreifend. Anpassung an den Klimawandel sei und bliebe ein wichtiges Thema.
Prof. Dr. Thomas Schmid, Präsident des HLNUG, stellte in seinem Grußwort die aktuelle Wetterlage, nämlich eine ausgeprägte Vb-Wetterlage, in den Zusammenhang der sich dynamisch erwärmenden Luft und der damit einhergehenden Energie in der Atmosphäre, die vermehrt zu Extremwetterereignissen wie Dauer- oder Starkregen führt.
Die Erwärmung der Lufttemperatur gewinnt an Fahrt – und zwar weltweit. Klimaschützendes Handeln und Regieren tut Not, genauso wie die Anpassung an den Klimawandel. Die Ideen und Möglichkeiten in allen Bereichen der Daseinsvorsorge und des täglichen Lebens liegen auf dem Tisch. Es braucht die Umsetzung!
Abschließend stellte Prof. Dr. Schmid das neueste Produkt des HLNUG vor: das CO2-Diary. Mit dieser App können Verbraucherinnen und Verbraucher ihren CO2- Fußabdruck im täglichen Handeln sichtbar machen und somit auch Einsparpotenzial durch verändertes Verhalten entdecken.
Die Gastrednerin des Abends, Prof. Dr. Maja Göpel, stellte in ihrem Vortrag dar, dass klimaschonendes und damit auch nachhaltiges Handeln in erster Linie uns Menschen dient und die Voraussetzung dafür ist, dass wir auch in Zukunft gut und gesund leben können. In diesem Sinn forderte sie ein neues Verständnis der Begriffe Vermögen und Wohlstand.
Dabei sollte uns allen im Bewusstsein bleiben, dass das Anthropozän nur durch einen evolutiven Zufall auf der Erde entstanden ist und die Entwicklung der Menschheit in seiner heutigen Form ermöglicht hat. Obwohl der Mensch im Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns ist, ist er nur ein Teil der Umwelt. Mehr Demut und Dankbarkeit vor der Erde sei geboten, so Göpel.
Sie forderte weiterhin, dass wir endlich die Transformation zur Nachhaltigkeit umsetzen, um die zunehmende Degradierung von Ökosystemen, die Anfälligkeit vor Klimafolgeschäden, die Versauerung der Meere und weitere Verluste der natürlichen Ressourcen aufhalten oder rückgängig machen.
Dabei wirke die Transformation zur Nachhaltigkeit sehr groß, aber kann und muss aus den vielen kleinen Schritten vieler Menschen entstehen. Vor allem von Menschen, die nicht fragen, ob all das realistisch ist, sondern, die einfach loslegen, weil es sinnvoll erscheint. Diese Menschen und diese Projekte gäbe es, sie müssen sichtbar gemacht werden, um anderen Menschen Mut und Beispiele zu geben. Denn jetzt sei die Zeit zu handeln, um tatsächliche Verbote in der Zukunft zu vermeiden. Noch können wir mit moderaten Einschränkungen und guten Ideen und Innovationen Veränderungen vorantreiben. Denn: „Transformation wird stattfinden – by design or disaster.“
Ein wichtiger Baustein in diesem Transformationsprozess zur Nachhaltigkeit sei es, beim wirtschaftlichen Handeln Umweltfolgekosten und Ökosystemleistungen der natürlichen Ressourcen transparent zu bilanzieren. Instrumente und Leitlinien gibt es dazu bereits, auch Firmen, die sich zu Nachhaltigkeitsstandards verpflichten. Jedoch sind noch immer Vorurteile und Vorbehalte gegenüber diesen Instrumenten groß. Eine Möglichkeit Entscheidungen hin zu „Unbekanntem“ oder erstmal „Unbequemen“ zu erreichen, ist es mit Visionen zukünftiger Stadt- oder Landschaftsbilder zu arbeiten.
Umfragen zur Folge wünschen sich viele Firmen eine größere Unterstützung durch ihre Mitarbeitenden auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit, genauso stark wie eine verbesserte Effizienz- und Kostenoptimierung. Prof. Göpel betonte abschließend noch einmal die Verantwortung, die mit jedem Handeln verbunden ist und in wie vielen Bereichen zukunftsorientiertes Handelns möglich sei. Dabei nahm sie auch die Lenkungswirkung der Politik in den Fokus. Sie endete ihren lebendigen Vortrag mit dem Appell, dass jetzt die Zeit für gemeinsame faktenbasierte Entscheidungen in der Politik gefragt sei und alle gemeinsam die Veränderung anpacken müssen. Nur so ließen sich unsere Wohlstandsbasis und unsere Demokratie bewahren.