Wie der Klimawandel Wetterextreme beeinflusst
Erst war es drei Jahre hintereinander so trocken, dass selbst die tiefwurzelnden Buchen in Trockenstress gerieten, nun fallen so extreme Regenmengen, dass über 150 Menschen in den reißenden Wassermassen umgekommen sind, ganze Orte zerstört wurden, Hänge abrutschten und ein Staudamm zu brechen drohte. Ein Starkregenereignis mit so katastrophalen Schäden und Verlusten von Menschenleben hätte man in Deutschland nicht für möglich gehalten.
Sowohl das eine als auch das andere hängt mit demselben Wetterphänomen zusammen: sog. Blockings (Blockierenden Wetterlagen). Dabei liegen Hoch- und Tiefdruckgebiete so hintereinander, dass sie sich nicht – wie eigentlich üblich – von Westen nach Osten verlagern können. Während es dann unter dem Hochdruckgebiet immer wärmer und trockener wird, regnet es unter dem Tiefdruckgebiet immer an derselben Stelle.
Wettersituation am 13.07.2021
Die Abbildung zeigt die Wettersituation vom Dienstag, 13.07.2021. Die Karte zeigt Tief Bernd, das vom stationären Hoch Cornelieke an der Verlagerung nach Osten gehindert (blockiert) wird. Die extrem großen Regenmengen kamen auch dadurch zustande, dass Tief Bernd sehr warme und feuchte Luft aus der Adria ansaugte (weißer Pfeil).
Auch die sommerlichen Hitzeperioden in 2003 und 2018 waren durch Blockings verursacht, allerdings lag Deutschland damals unter dem blockierenden Hochdruckgebiet.
Wetterextreme werden stärker
Welche Wirkung hat nun der Klimawandel auf das Wettergeschehen? Durch den Klimawandel ist die Jahresdurchschnittstemperatur in Deutschland bereits heute deutlich gestiegen und es wird noch wärmer werden. Das führt dazu, dass die mit Blockings zusammenhängenden Wetterextreme stärker werden: Eine Hitzewelle wird heute wärmer, als sie es noch vor 30 oder 50 Jahren geworden wäre. Wärmere Luft kann zudem mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kühlere (7% mehr Feuchtigkeit je Grad Temperaturerhöhung). Eine Gewitterwolke oder ein ganzes Tiefdruckgebiet kann daher heute größere Regenmengen enthalten als noch vor 50 Jahren. Je mehr der Klimawandel zunimmt, desto heftiger können diese Wetterextreme ausfallen.
Nehmen blockierende Wetterlagen zu?
Ob durch den Klimawandel Blockings häufiger werden, kann man derzeit noch nicht mit Sicherheit sagen. Blockierende Wetterlagen treten immer mal wieder auf, in manchen Jahren häufig, in anderen selten. Diese starke Jahr-zu-Jahr Schwankung macht es bisher unmöglich, mit Sicherheit sagen zu können, ob diese Wetterlagen in den letzten 120 Jahren zugenommen haben oder nicht. Der Klimawandel kann – durch unterschiedliche Prozesse – sowohl zu einer Verstärkung als auch zu einer Abschwächung von Blockings führen. Einerseits wird der Temperaturunterschied in Bodennähe zwischen der Arktis und den mittleren Breiten (also hier) geringer, weil sich die Arktis besonders stark erwärmt. Das kann zu einer Abschwächung der Westwinde in der Höhe führen und dadurch zu häufigeren Blockings. Andererseits erwärmt sich der Bereich der Wolkenobergrenzen in den Tropen besonders stark. Dadurch verstärkt sich in dieser Höhe der Temperaturunterschied zwischen den Tropen und den Polargebieten, was zu einer Abnahme von Blockings führen kann.
Fazit
Auch wenn wir heute noch nicht wissenschaftlich belastbar sagen können, ob Blockings häufiger werden, können wir doch eindeutig sagen, dass die damit verbundenen Wettererscheinungen extremer werden. Darauf müssen wir uns einstellen und vorbereiten. Und jedes zehntel Grad weniger Temperaturerhöhung macht Wetterextreme weniger wahrscheinlich.