Abscheideleistung von Abluftreinigungsanlagen für Bioaerosole bei der biologischen Abfallbehandlung
Ein Projekt des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie und der Universität Hohenheim, Institut für Tiermedizin und Tierhygie
Kurzporträt
Veranlassung | Abscheideleistung von Bioaerosolen nachgeschalteter Abluftreinigungsanlagen bei der biologischen Abfallbehandlung |
Anlagen | thermisch-regenerative-Abluftreinigung Biowäscher - Biofilter - Kombination Meschanisch-biologische Abfallaufbereitung Bioabfallbehandlungsanlage |
Messparameter | mesophile Pilze und Gesamtbakterien thermophile Pilze und Actinomyceten PCR auf DNA-Fragmente, Endotoxine Gesamtstaub |
Messanordnung | Rohgas / Reingas in Anlehnung an VDI 2066 Messtage mit 2 Wiederholungen |
Beteiligte | Universität Hohenheim Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie |
Veranlassung des Messprogrammes
Unter Bioaerosolen versteht man alle im Luftraum befindlichen Ansammlungen von Partikeln mit nennenswerten biologischen Anteilen. Letztere umfassen Bakterien, Pilze und Viren bzw. deren Bestandteile, aber auch Partikel pflanzlicher (z.B. Pollen) oder tierischer Herkunft. Aufgrund ihres geringen Eigengewichtes sind Bioaerosole bzw. deren Bestandteile oftmals noch in weiter Entfernung von ihrem Freisetzungsort nachweisbar. Wegen der teilweise humanpathogenen Eigenschaften der in Bioaerosolen nachgewiesenen Mikroorganismen wurde auch von wissenschaftlicher Seite immer wieder die Frage aufgeworfen, inwieweit durch diese Exposition Gesundheitsgefährdungen für Beschäftigte oder Anwohner bestehen.
In Verbindung mit der Vielzahl von neu errichteten biologischen Abfallbehandlungs- und Wertstoffsortierungsanlagen sowie von öffentlichen Bioabfall- und Grünabfallsammelstellen in Deutschland hat diese Thematik eine erhebliche Bedeutung gewonnen.
Die hessischen Untersuchungen /2/, die als Immissionsmessprogramm in Verbindung mit gesundheitlichen Bewertungen durchgeführt wurde, zeigten zumindest an einer Kompostierungsanlage deutlich erhöhte Immissionswerte für Bioaerosole. Derzeit wird ein bundesweites Untersuchungsprogramm bearbeitet, dessen Schwerpunkt allerdings wiederum auf medizinischen bzw. Immissionsuntersuchungen liegt. Aufgrund der notwendigen Standardisierung von Messungen und Messstrategien führt die Kommission Reinhaltung der Luft Richtlinienarbeit durch.
Es hat sich gezeigt, dass die Beurteilung dieser Thematik durch die Verknüpfung unterschiedlicher Verfahrenstechniken, meteorologischen und topografischen Rahmenbedingungen, bis hin zu unterschiedlichen Messverfahren sehr komplex ist. Bei Emissionsmessungen kann nur vereinzelt auf orientierende Untersuchungen zurückgegriffen werden. Mögliche Emissionsminderungsmaßnahmen müssen aber bereits in der Planungsphase berücksichtigt, oder im Rahmen von Anlagenüberwachungen/-genehmigungen umgesetzt werden. Für die Beurteilung von Minderungsmaßnahmen, die über einen Biofilter hinausgehen, fehlen Untersuchungen. Deshalb werden 2 weitergehende Abluftreinigungsverfahren im Hinblick auf ihr Abscheideverhalten von Bioaerosolen einer biologischen Behandlungsanlage untersucht.
Untersuchungsgegenstand
Insgesamt werden 2 Emissionstypen unterschiedlicher Anlagenkombination untersucht:
- thermisch-regenerative Abluftreinigung nach einer mechanisch-biologischen Restabfallbehandlungsanlage und
- kombinierte Biowäscher/Biofilter Einheit nach einer Bioabfallaufbereitungsanlage.
Messanordnung
- Es werden Rohgas- und Reingasuntersuchungen geführter Abluftquellen durchgeführt. Eine emissionsgerechte Probenahme erfolgt in Anlehnung an die VDI-Richtlinie 2066 zur Gewährleistung einer möglichst isokinetische Beprobung.
- Die Messungen finden pro Anlagentyp (insgesamt 2) an 2 Messtagen mit mindestens 3 Wiederholungen statt.
Messparameter
- mesophile Gesamtbakterien (Blut-Agar)
- mesophile Pilze (DG 18-Agar)
- thermophile Pilze (Agar)
- mit gesonderter Spezifizierung von Aspergillus fumigatus
- thermophile Actinomyceten (AC-Agar)
- PCR auf DNA-Fragmente
- Endotoxine
- Gesamtstaub
Untersuchungsbeteiligte
Universität Hohenheim
Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Wiesbaden
Volker Kummer (Telefon: 0611/6939-794)
Literatur
EIKMANN, T., HERR, C., MACH, J., FISCHER, A.B., TILKES, A., ZUR NIEDEN, A., HARPEL, S., KÄMPFER, P., NEEF, A., ALBRECHT, A & BÖDEKER, R.-H. (1999): Mikrobiologische Emissionen aus Kompostierungsanlagen und ihre umweltmedizinische Relevanz für die Anwohner. – In: EIKMANN, T. & HOFMANN, R. (Hrsg.): Stand von Wissenschaft, Forschung und Technik zu siedlungshygienischen Aspekten der Abfallentsorgung und –verwertung. – Schriftenreihe des Vereins für Wasser-, Boden- und Lufthygiene, 104 – Schriftenreihe Kommission Reinhaltung der Luft, 30: 195–209; Berlin.
/2/ Hessisches Umweltministerium (Hrsg.) (1999): Umweltmedizinische Relevanz von Emissionen aus Kompostierungsanlagen für die Anwohner – Immissionsmessungen und epidemiologische Erhebung von Daten und Befunden im Umfeld von drei Kompostierungsanlagen in Hessen. – 235 S.; Wiesbaden.
KUMMER, V., KÜHNER, M. & HAUSMANN. A. (2001): Emissionsquellen und -minderungsmaßnahmen von Bioaerosolen bei der Kompostierung – Ergebnisse aus Forschung und Vollzug. – Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft, 61 (6): 239–244; Düsseldorf.