Umweltindikatoren Hessen
Stickstoffüberschuss (Flächenbilanz)
Stickstoffüberschüsse der landwirtschaftlich genutzten Fläche [kg/ha*a] [1]
Bedeutung
Ein wichtiges Ziel für die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft insgesamt ist die Reduktion des Stickstoffüberschusses (Stickstoff = N). Der Stickstoffüberschuss gelangt auf verschiedenen Wegen (Luft, Boden, Wasser) in die Umwelt. Dort kann der zusätzliche Stickstoffeintrag weitreichende Auswirkungen auf den Naturhaushalt haben (u.a. Versauerung, Eutrophierung, Nitratbelastung des Grundwassers, Belastung der Oberflächengewässer und Meere, Beeinträchtigung der biologischen Vielfalt).
Definition
Für die Berechnung steht die sogenannte Flächenbilanz zur Verfügung. Bei dieser Bilanzierungsmethode werden die Stickstoff-Flüsse zu und von der landwirtschaftlichen Nutzfläche betrachtet. Auf die Fläche gelangt Stickstoff in Form von Mineraldünger, Wirtschaftsdünger (Gülle, Mist), Sekundärrohstoffdünger (Klärschlamm, Kompost) sowie durch atmosphärische Einträge (netto) und die Stickstoff-Bindung durch Leguminosen. Beim Wirtschaftsdünger werden vorab die Stickstoff-Verluste an die Atmosphäre aus den Ställen und bei der Lagerung von Wirtschaftsdüngern abgezogen. Den Stickstoff-Zufuhren stehen die Stickstoff-Abfuhren mit dem Ernteentzug entgegen, die von der Fläche abgefahren wird. Nicht berücksichtigt werden die Stickstoff-Verluste an die Atmosphäre aus den Ställen und bei der Lagerung von Wirtschaftsdüngern sowie die Stickstoffdynamik (Mobilisierung und Immobilisierung) im Boden. Die Gesamtbilanz setzt sich zusammen aus den Überschüssen der Flächenbilanz und den genannten Verlusten an die Atmosphäre.
Das Berechnungsverfahren der Länder-Flächenbilanzierung ist beschrieben in: Martin Bach, Björn Hillebrecht, Einar A. Hunsager, Michael Stein (2014); Berechnung von Stickstoff-Flächenbilanzen für die Bundesländer – Jahre 2003 bis 2011; Methodenbeschreibung zum Indikator der Ländernitiative Kernindikatoren (LiKi); 2. überarbeitete Fassung (ohne Berücksichtigung Biogas).
Hinweise zur Interpretation
Das sensitivste Glied der Länder-Stickstoff-Bilanz ist die Stickstoff-Mineraldüngung, weil zu dieser Größe für die Bundesländer keine zuverlässigen statistischen Angaben zur Verfügung stehen. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht zwar in der Düngemittelstatistik Angaben zum Stickstoff-Mineraldüngerabsatz nach Bundesländern, bezogen auf die landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) der einzelnen Bundesländer zeigen diese Absatzmengen jedoch außerordentlich große unplausible Diskrepanzen. Infolgedessen muss die Höhe der Stickstoff-Mineraldüngung für die Bundesländer berechnet werden. Der Berechnungsansatz geht vom gesamten Stickstoff-Bedarf der angebauten Nutzpflanzen aus, von dem ein Teil durch Wirtschaftsdünger aus der Tierhaltung und weiteren Quellen gedeckt wird, der restliche Bedarf wird dann mit Mineraldünger zugeführt (Einzelheiten siehe: Martin Bach, Frauke Godlinski, Jörg-Michael Greef (2011) – Handbuch Berechnung der Stickstoff-Bilanz für die Landwirtschaft in Deutschland, Jahre 1990 - 2008). In Anbetracht der Schätzannahmen dieses Ansatzes sowie der weiteren Ungenauigkeiten in der Methodik der Stickstoff-Bilanzierung wird die Genauigkeit der Größe Stickstoff-Überschuss (Flächenbilanz) auf ca. 10 kg N/ ha LF geschätzt.
Eine Weiterentwicklung der Methodik ist seitens der Länderinitiative Kernindikatoren (LIKI) angedacht.
Datenquelle
Alle Mengenangaben über Zufuhr und Entzug von Produkten sind mit wenigen Ausnahmen den Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes (destatis.de) zu entnehmen.Die Berechnung der N-Flächenbilanzen wird im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA) durch das Institut für Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement der Universität Gießen bzw. von anderen Firmen nach deren Methodik durchgeführt. Eine Beauftragung erfolgt nur alle drei bis fünf Jahre.
[1] Dieser Indikator gehört zu einem gemeinsamen Satz von 25 umweltspezifischen Nachhaltigkeitsindikatoren (Umweltindikatoren) des Bundes und der Länder, der erstmals im Jahr 2004 von der Umweltministerkonferenz (UMK) beschlossen wurde. Die Länderinitiative Kernindikatoren (LiKi) kümmert sich um die Entwicklung, Pflege und Dokumentation dieser Indikatoren.