Umweltindikatoren Hessen
Flächenverbrauch
- Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche, absolut [ha/d] [1]
- a. Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Landesfläche bis 2015 [%] [1]
b. Anteil der Fläche für Siedlung und Verkehr an der Landesfläche ab 2016 [%] [1]
Bedeutung
Die Zunahme von Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke stellt einen Schlüsselindikator für die Nachhaltigkeit der Raumnutzung dar. Die mit diesem Flächenverbrauch verbundenen Umweltschädigungen sind in der Regel schleichend und treten erst über lange Zeiträume auf. Die Folgewirkungen sind auf den ersten Blick nur schwer zu erkennen und werden zum Teil deutlich unterschätzt. Durch die Umnutzung von Freiflächen in Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke gehen infolge der (Teil-)Versiegelung ökologische Funktionen des Bodens verloren - ebenso wie Lebensräume für Flora und Fauna. Mit dem Ausbau der Infrastruktur ist häufig auch eine Zunahme des Verkehrsaufkommens verbunden. Somit induziert der Flächenverbrauch auch indirekt weitere Umweltbelastungen, die über die in Anspruch genommen Flächen hinausgehen. Die durchschnittliche tägliche Flächeninanspruchnahme des jeweiligen Jahres wird als Indikator verwendet, da sie eine sehr anschauliche und inzwischen weithin bekannte Größe ist.
Definition
Die Siedlungs- und Verkehrsfläche (SuV) (bis 2015 nach ALB (automatisierte Liegenschaftsbücher)) setzt sich aus den folgenden Kategorien zusammen: Gebäude- und Freifläche, Betriebsfläche (ohne Abbauland), Erholungsfläche, Verkehrsfläche, Friedhof.
Die Fläche für Siedlung und Verkehr (FSuV) (ab 2016 nach ALKIS (Amtliches Liegenschaftskataster-Informationssystem)) enthält gegenüber der Siedlungs- und Verkehrsfläche (SuV) noch zusätzlich folgende Nutzungskategorien: Betriebsfläche: Abbauland, landwirtschaftliche Betriebsfläche, forstwirtschaftliche Betriebsfläche, Verkehrsübungsplatz, Dressurplatz, Freizeitanlage, historische Anlage. Nicht mehr zur FSuV zählt dagegen die Verkehrsbegleitfläche Wasserstraße.
Zu 1.) Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche, absolut
Die durchschnittliche zusätzliche Inanspruchnahme von Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke pro Tag wird errechnet, indem der jährliche Zuwachs an Siedlungs- und Verkehrsflächen durch die Anzahl der Kalendertage des Jahres geteilt wird. Zur Glättung jährlicher Schwankungen wird der Vier-Jahres-Mittelwert für den Indikator angegeben. Er wird berechnet, indem die Indikatorwerte der letzten vier Einzeljahre aufsummiert und durch 4 geteilt werden. Zusätzlich werden auch die Jahres-Einzelwerte informell fortgeführt.
Zu 2. a.) Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Landesfläche bis 2015
Zur Berechnung des Anteils der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Landesfläche wird die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Beziehung zur Gesamtfläche des Landes Hessen gesetzt (Zeitreihe bis 2015).
Der Indikator „Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Landesfläche“ wird durch die Methodenumstellung nicht weitergeführt, sondern ab 2016 durch den „Anteil der Fläche für Siedlung und Verkehr an der Landesfläche“ ersetzt. Die Fläche für Siedlung und Verkehr setzt sich aus unterschiedlichen Arten der Flächennutzung zusammen. Der Bereich Siedlung umfasst die bebauten und nicht bebauten Flächen, die durch die Ansiedlung von Menschen geprägt sind oder zur Ansiedlung beitragen. Hierzu zählen u. a. die Wohnbaufläche, die Industrie- und Gewerbefläche, die Sport-, Freizeit- und Erholungsfläche sowie Friedhöfe. Der Bereich Verkehr enthält die bebauten und nicht bebauten Flächen, die dem Verkehr dienen. Zu nennen sind hier z. B. die Kategorien Straßenverkehr und Bahnverkehr.
Zu 2. b.) Anteil der Fläche für Siedlung und Verkehr an der Landesfläche ab 2016
Zur Berechnung des Anteils der Fläche für Siedlung und Verkehr an der Landesfläche wird die Fläche für Siedlung und Verkehr in Beziehung zur Gesamtfläche des Landes Hessen gesetzt (Zeitreihe ab 2016).
Datenquelle
Die Flächenerhebung basiert auf einer Auswertung von Daten der Vermessungs- und Katasterverwaltung zum Stichtag 31. Dezember des jeweiligen Berichtsjahres.
Das Amtliche Liegenschaftskataster-Informationssystem (ALKIS) ersetzt seit 2016 das bisher als Datenbasis verwendete Automatisierte Liegenschaftsbuch (ALB). Im Rahmen der ALKIS-Umstellung wurde der gesamte Flächendatenbestand komplett neu erfasst. Während beim ALB die Flurstücke mit teils veralteten Nutzungsartenzuordnungen die Datengrundlage bildeten, basiert ALKIS auf digital ermittelten geometrischen Flächen, bei denen überwiegend Luftaufnahmen genutzt wurden. Bei der ALKIS-Umstellung wurde nicht nur der Datenbestand aktualisiert, sondern auch die Nutzungsartenzuordnung teilweise geändert. Die Migration von ALB nach ALKIS erfolgte in den Bundesländern zu unterschiedlichen Zeitpunkten und wurde für alle Bundesländer 2016 abgeschlossen. Im Zuge der notwendigen Methodenänderung wurde die bis zum Berichtsjahr 2015 erfasste "Siedlungs- und Verkehrsfläche" durch die etwas anders abgegrenzte "Fläche für Siedlung und Verkehr" ersetzt.
Um den Nachhaltigkeitsindikator "Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche" fortführen zu können, wird die Siedlungs- und Verkehrsfläche (SuV) seit dem Berichtsjahr 2016 nachrichtlich berechnet. Sie ergibt sich aus der Fläche für Siedlung und Verkehr (FSuV) abzüglich der Flächen für "Bergbaubetrieb" (14000) und für "Tagebau, Grube, Steinbruch" (15000). Der Erhebungsturnus betrug ursprünglich vier Jahre, so dass bis 2001 keine jährlichen Daten vorliegen. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche (SuV) kann nicht mit der versiegelten Fläche gleichgesetzt werden, da sie einen Anteil von nicht bebauten und nicht versiegelten Frei- und Grünflächen enthält.
Die zeitliche Entwicklung des Indikators wird in unterschiedlichem Umfang nicht nur durch die Umwidmung von Flächen (z.B. Landwirtschaft oder Wald) für Siedlungs- und Verkehrszwecke beeinflusst, sondern auch durch Neuzuordnungen von Flächen im Rahmen von Überprüfungen des amtlichen Liegenschaftskatasters. Zudem ist die zeitliche und räumliche Vergleichbarkeit durch die Methodenumstellung in der Vermessungsverwaltung, die sich seit 2009 je nach Bundesland in unterschiedlichem Ausmaß auf die Ergebnisse auswirkt, zum Teil erheblich eingeschränkt.
Die Daten werden vom Arbeitskreis Umweltökonomische Gesamtrechnungen der Länder (AK UGRdL) bereitgestellt.
[1] Dieser Indikator gehört zu einem gemeinsamen Satz von 25 umweltspezifischen Nachhaltigkeitsindikatoren (Umweltindikatoren) des Bundes und der Länder, der erstmals im Jahr 2004 von der Umweltministerkonferenz (UMK) beschlossen wurde. Die Länderinitiative Kernindikatoren (LiKi) kümmert sich um die Entwicklung, Pflege und Dokumentation dieser Indikatoren.