Wärmebelastung bei Geflügel
Tiergesundheit im Klimawandel
Auch für Tiere kann das sich ändernde Klima Risiken bergen. Ein Indikator beschäftigt sich deshalb mit Hitzestress und der Tiergesundheit von Geflügel. Dieser Indikator steht dabei stellvertretend für die Viehzucht. Besonders die Kombination aus hoher Temperatur und hoher Luftfeuchtigkeit stellt für die Tiere eine Belastung dar.
Hühner können nicht schwitzen! Bei hoher Wärmebelastung im Stall atmen Hühner hechelnd mit weit geöffnetem Schnabel („Schnabelatmung“), was auf hohen Stress hindeutet.
Um die Wirkung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit auf Geflügel einschätzen zu können, wird der Gesamtenergiegehalt der Außenluft („Enthalpie-Wert“) ermittelt, er wird in Kilojoule pro Kilogramm (kJ/kg) angegeben. Ab einem Wert von 67 kJ/kg (Tagesmaximum) besteht für Geflügel eine kritische Wärmebelastung, die den Beginn von Hitzestress bedeutet.
Durch Maßnahmen wie Belüftung, Kühlung und gute Pflege der Tiere kann dies in der Regel vermieden werden. Doch bereits unterhalb des Richtwertes ist das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere gefährdet, sie legen z. B. weniger Eier.
Eine Überwachung der Temperaturen im Stall ist im Sommer wichtig. Landwirte können sich beim Deutschen Wetterdienst über die aktuellen Enthalpie-Werte informieren.
Definition und Berechnungsweg
Der Enthalpie-Wert ist definiert als der Gesamtwärmeinhalt der Luft und umfasst die fühlbare und latente (durch Verdunstung abgegebene, nicht fühlbare) Wärme. Geflügel steht hierbei stellvertretend für weitere landwirtschaftliche Nutztiere.
Der Indikator gibt die Anzahl der Tage an, an denen der Enthalpie-Richtwert für Geflügel von 67 kJ/kg in der Außenluft überschritten wurde; dies entspricht einem Wert von 72 kJ/kg in der Stallluft. Pro Jahr wird die Gesamtanzahl der Überschreitungen an allen Stationen durch die Anzahl der aktiven Stationen dividiert und somit die durchschnittliche Anzahl an Überschreitungen des Grenzwertes in Hessen innerhalb eines Jahres angegeben.
Hinweis zur Interpretation der Werte
Die Grafik zeigt die mittlere Anzahl an Tagen mit Überschreitung des Enthalpiewertes im Jahr pro aktive Station in Hessen. Die höchsten Enthalpiewerte kamen in den vergangenen zehn Jahren vor. 2011 kam es beispielsweise an durchschnittlich einem Tag pro Station zu einer Überschreitung, 2013 bereits an 3 Tagen. 2015 gab es sogar an fast 4 Tagen Überschreitungen des Enthalpiewertes von 67 kJ/kg. Nach einem Rückgang des Enthalpiewertes in den Jahren 2017 und 2018 ist der Wert in 2019 und 2020 wieder deutlich angestiegen und liegt nun erneut bei 3 Tagen.
Zu beachten ist, dass große Hitze allein nicht ausreicht, um Hitzestress zu verursachen. Entscheidend ist die Kombination von hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit.