Reifentwicklung der Weinreben
Neue Herausforderungen für Winzer -
zeitlich veränderte Entwicklungsphasen der Weinreben am Eltviller Sonnenberg im Rheingau
In der Weinbauregion Rheingau nimmt die Rebsorte Riesling mit fast 80 % den größten Flächenanteil unter den Reben ein.
Weinreben reagieren im Allgemeinen sehr empfindlich auf die vorherrschenden klimatischen Bedingungen. Die Temperatur bestimmt, neben anderen Faktoren, die verschiedenen Entwicklungsphasen der Rebe. Die im Zuge des Klimawandels prognostizierten milderen Winter- und wärmeren Frühjahrstemperaturen können einen im Jahresverlauf früheren Austrieb und Blühbeginn der Weinreben zur Folge haben.
Auch bei steigenden Frühjahrstemperaturen bleibt das Risiko bestehen, dass weiterhin nach dem Austrieb auftretende Spätfröste die Reben schädigen können. Der Beginn der Lese der Trauben hängt von verschiedenen Faktoren ab und wird sowohl von den klimatischen Verhältnissen, Säuregehalt, Mostgewicht, Krankheitsgeschehen und – innerhalb bestimmter Grenzen – auch vom Winzer mitbestimmt. Treten in der Vegetationsperiode höhere Durchschnittstemperaturen auf, reifen die Weinreben zunehmend schneller, was die Weinqualität beeinflussen und zu einer Verschiebung des Lesetermins führen kann. Mit der Wärme steigt auch das Risiko, dass Schädlinge, die bisher nur in südlichen Regionen vorkommen, sich beispielsweise auch im Rheingau ausbreiten könnten.
Definition und Berechnungsweg
Für den Indikator werden die Termine für Austrieb, Blühbeginn und Lesebeginn vom Referenz-Weinberg „Eltviller Sonnenberg“ im Rheingau herangezogen, um immer am gleichen Ort eventuelle Veränderungen in den phänologischen Phasen aufgrund des Klimawandels zu ermitteln.
Der Zeitpunkt des Austriebs und Blühbeginns der Weinreben wird als Tag des Jahres angegeben. So entspricht beispielweise der 120. Tag des Jahres dem 30. April. In den Diagrammen "Austrieb" und "Blühbeginn" werden die Abweichungen des Jahreswerts vom Mittelwert
der Referenzperiode 1961-1990 dargestellt (Mittelwert für den Austrieb: 1. Mai, Mittelwert für den Blühbeginn: 21. Juni).
Zusätzlich zu den Jahreswerten sind im Diagramm Lesebeginn die Mittelwerte von vier 30-Jahresperioden (1961-1990, 1971-2000, 1981-2010 und 1991-2020) dargestellt. Die Daten stehen ab 1955 für die Auswertung zur Verfügung.
Die Daten werden vom Dezernat Weinbau des Regierungspräsidiums Darmstadt in Eltville zur Verfügung gestellt.
Hinweise zur Interpretation der Werte
Die Abbildung 1 zeigt den Austrieb der Rebsorte Riesling. Während im Zeitraum 1961-1990 die Reben durchschnittlich am 1. Mai ausgetrieben sind, hat sich der Zeitpunkt des Austriebs in den letzten Jahren deutlich verfrüht und ist nun (Zeitraum 1991-2020) am 7. April.
Der Blühbeginn der Reben (Abbildung 2) hat sich vom 21. Juni, dem Mittelwert der Referenzperiode 1961-1990, ebenfalls sichtlich verfrüht. Im Zeitraum 1991-2020 ist er durchschnittlich nun am 25. Mai.
Lag der Zeitpunkt des Lesebeginns (Abbildung 3) in der Periode 1961-1990 durchschnittlich am 17. Oktober, hat sich der Zeitpunkt in der Periode 1991-2020 um neun Tage zum Monatsbeginn hin auf den 8. Oktober verschoben.