Beginn der Apfelblüte
Klimawandel im Obstbau
Phänologische Beobachtungen der Vegetation erfassen die wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungserscheinungen, also die Eintrittszeiten charakteristischer Vegetationsstadien der Pflanzen. Insbesondere die Frühlingsphasen (Vor-, Erst- und Vollfrühling; d.h. das Aufbrechen der Knospen, die Blattentfaltung und die Blüte der Pflanzen) zeigen eine besondere Abhängigkeit von der Temperatur.
Die mit dem Klimawandel einhergehenden erhöhten Temperaturen im Frühjahr sind von großer Bedeutung für die Vegetation und die Landwirtschaft sowie den Obstanbau. Durch wärmere Temperaturen kann sich der Blühbeginn nach vorne verschieben. Gleichzeitig beinhaltet das verfrühte Auftreten von Vegetationsphasen auch Risiken für die Pflanzen. Wenn weiterhin Spätfröste auftreten und die Blüten in einem frostempfindlichen Stadium getroffen werden, sind nachfolgende Ertragsverluste nicht ausgeschlossen.
Doch nicht nur höhere Frühjahrstemperaturen, sondern auch unzureichender Kältereiz in wärmeren Wintern kann bei Obstgehölzen zu einem verzögertem Austrieb, ungleichmäßiger Blüte, unregelmäßig abreifenden Früchten und zum Vergreisen der Gehölze führen.
Die Belastung durch Fruchtschädlinge durch erhöhte Temperaturen im Frühjahr und dadurch bedingte verfrühte Aktivität und erhöhte Vermehrung der Schädlinge kann ansteigen.
Die Auswirkungen eines sich verändernden Klimas sind vielfältig, so dass Anpassungsmaßnahmen in Landwirtschaft und Obstbau notwendig sind, um Ertrag und Qualität zu sichern.
Definition und Berechnungsweg
Die Apfelblüte gilt als Anzeiger des Eintritts des Vollfrühlings. Daher werden die Auswirkungen der sich ändernden Temperatur durch den Klimawandel auf den Obstbau mithilfe des Indikators „Beginn der Apfelblüte“ erfasst.
An allen geeigneten Stationen in Hessen wird der Beginn der Apfelblüte als "x-ter" Tag des Jahres durch phänologische Beobachter des DWD beobachtet.
Die Beobachtungen werden als Mittelwert für jedes Jahr ab 1961 und als 30-jährige Mittel dargestellt.
Hinweis zur Interpretation der Werte
Die Grafik zeigt den jährlichen Beginn der Apfelblüte in Hessen als "x-ten" Tag des Jahres. Zusätzlich werden die Jahresmittelwerte als 30-jährige Mittel für die Zeiträume 1961-1990, 1971-2000, 1981-2010 und 1991-2020 abgebildet. Dabei ist eine kontinuierliche Verfrühung des Blühbeginns zu beobachten. Während die Apfelblüte in der Periode von 1961-1990 noch durchschnittlich am 6. Mai (= 126. Tag des Jahres) begann, verschob sich der Blühbeginn in der Periode 1991-2020 bereits auf den 25. April (= 115. Tag des Jahres). Im Jahr 2014 begann die Apfelblüte bereits sehr früh schon am 9. April (99. Tag des Jahres).