Wiesbaden, 14.03.2025 – Nach rund einem Jahr enden die temporären Luftqualitätsmessungen des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Kelsterbach. Die Messungen waren Teil eines Sonderprogramms zur Untersuchung des Einflusses des Flugbetriebs auf die Belastung mit ultrafeinen Partikeln (UFP) im Rhein-Main-Gebiet. Erste Auswertungen zeigen eine überwiegend hohe Partikelbelastung an diesem Standort.
Ultrafeine Partikel gehören zu den kleinsten Bestandteilen in der Luft und können tief in die Lunge eindringen. Da ihre gesundheitlichen Auswirkungen noch nicht abschließend erforscht sind, hat das HLNUG 2017 ein Sondermessprogramm gestartet. Ziel ist es, den Einfluss des Flugbetriebs auf die Belastung der Luft mit ultrafeinen Partikeln an verschiedenen Standorten in der Region zu untersuchen. Für etwa ein Jahr hat das HLNUG dazu zusätzliche Luftqualitätsmessungen auch in Kelsterbach durchgeführt. Nun werden die temporären Messungen beendet.
Die aktuellen, noch nicht abschließend geprüften Messergebnisse für den Zeitraum vom 1. Februar 2024 bis 31. Januar 2025 zeigen eine mittlere Partikelanzahlkonzentration von etwa 11.500 Partikeln pro Kubikzentimeter (cm³). Bei Wind aus Richtung des Frankfurter Flughafens steigt die Konzentration im Mittel auf etwa 26.000 Partikel pro cm³ an. Dies ist auf die besonders kleinen Partikel zurückzuführen, die typisch für Emissionen aus dem Flugbetrieb sind.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Tagesmittelwerte über 10.000 Partikel pro cm³ als hohe Belastung ein. In Kelsterbach wurde dieser Wert in über der Hälfte der Messtage überschritten. Eine vergleichbar hohe Belastung ist an der etwa 3,5 km entfernten Messstelle in Frankfurt-Schwanheim festzustellen. Im Mittel beträgt hier die Partikelanzahlkonzentration etwa 12.200 Partikel pro cm³. Der Tagesmittelwert von 10.000 Partikeln pro cm³ wird in Frankfurt-Schwanheim ebenfalls an mehr als jedem zweiten Tag überschritten. Insgesamt ist somit die Belastung durch ultrafeine Partikel an diesen beiden Standorten überwiegend als hoch einzuschätzen. Durch die sehr gute Vergleichbarkeit beider Standorte ist die Belastungssituation in Kelsterbach auch zukünftig durch die permanenten Messungen in Frankfurt-Schwanheim gut repräsentiert. Nach abschließender Prüfung der Messwerte wird später im Jahr ein detaillierter Bericht folgen.
Hintergrund
Als ultrafeine Partikel (UFP) oder Ultrafeinstaub werden alle Partikel mit einem Durchmesser kleiner als 100 nm bezeichnet. UFP sind also die kleinsten festen und flüssigen Teilchen in unserer Luft. Diese besonders kleinen Feinstaubpartikel stellen ein potentielles Gesundheitsrisiko dar. Denn anders als größere Partikel können sie aufgrund ihrer geringen Größe sehr tief in die Lunge eindringen und in den Blutkreislauf gelangen. Die Überwachung der Konzentration ultrafeiner Partikel ist derzeit noch nicht gesetzlich vorgeschrieben und es existieren keine gesetzlichen Grenz- oder Zielwerte, die eingehalten werden müssen. Mit Umsetzung der neuen Luftqualitätsrichtlinie der EU (2024/2881) Ende 2026 sollen ultrafeine Partikel zukünftig an sogenannten Hotspots und Großmessstationen dauerhaft gemessen werden.
Das Sondermessprogramm „Ultrafeine Partikel“ des HLNUG wird durch das Forum Flughafen und Region (FFR) finanziell unterstützt. Zur weiteren Untersuchung der Belastung durch UFP im Rein-Main-Gebiet und deren gesundheitlicher Wirkung hat das FFR eine wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben.
Weitere Informationen:
HLNUG Sondermessprogramm UFP: hlnug.de/?id=14862
aktuelle Messwerte des HLNUG: hlnug.de/messwerte/datenportal
UFP-Studie des Forum Flughafen und Region, SOURCE-FFR: ultrafeinstaub-studie.de/
WHO Air quality guidelines: https://www.who.int/publications/i/item/9789240034228
Gesetzliche Grundlagen der Luftqualitätsüberwachung in Deutschland, 39. BImschV: gesetze-im-internet.de/bimschv_39/
Neue EU Luftqualitätsrichtlinie (EU 2024/2881): eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=OJ:L_202402881