Wiesbaden, 21.08.2023 – Aufgrund der letzten warmen Jahre, mit äußerst heißen und trockenen Sommern, konnte sich die Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa) in Südhessen weiter etablieren. Mit viel Glück kann man diese faszinierenden Fangschrecken inzwischen sogar vereinzelt in Mittelhessen finden. Die Gottesanbeterin ist ursprünglich eine am Mittelmeer beheimate Art. Daher waren die letzten kühlen und nassen Wochen für die Jungtiere der Fangschreckenart schwierig. „Wir hoffen nun auf eine Schönwetterperiode, dann kann es für die Gottesanbeterin noch ein gutes Jahr werden“ erläutert der Insektenexperte Niklas Krummel. Um die Verbreitung des eigentümlichen Insekts nachzuvollziehen, ist das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) besonders bei widrigen Wetterbedingungen wie in diesem Jahr auf Meldungen von Bürgerinnen und Bürgern angewiesen. Die Beobachtungen können ganz einfach online übermittelt werden.
Die Europäische Gottesanbeterin ist ein räuberischer Lauerjäger und für den Menschen vollkommen harmlos. Man findet sie mit unterschiedlichen Farbvarianten von zartgrün über strohfarben bis braun – das hilft ihr, sich in die umgebende Vegetation einzupassen. So kann sie sich vor Fressfeinden wie Vögeln schützen und blitzschnell nach Beute zuschlagen. Die weiblichen Tiere der Gottesanbeterin sind größer und massiger als die Männchen und werden bis zu siebeneinhalb Zentimeter groß. Erst im Spätsommer werden die Tiere flugfähig und fallen dann besonders auf.
Im Sommer 2022 wurden mit etwa 1000 verifizierten Meldungen in Hessen fast zehnmal so viele Funde gemeldet wie noch zwei Jahre zuvor. Dies ist wirklich erstaunlich und zeigt, was für Auswirkungen die günstigen Sommer- bzw. Spätsommermonate auf wärmeliebende Insektenarten haben können. Schlussendlich ist es jedoch den vielen aufmerksamen Meldungen interessierter Bürgerinnen und Bürger zu verdanken, dass das HLNUG die schnelle Ausbreitung der Art in Hessen nachweisen kann. Nachdem 2018 der nördlichste hessische Fund noch in Bad Nauheim gelang, konnten 2020 bereits in Dillenburg und Sinn, südlich von Herborn Tiere beobachtet werden. 2022 kam es dann zu noch deutlich mehr Beobachtungen in Mittelhessen, etwa in Fulda, Schotten, Günterod und Dillenburg. Außerdem gelangen seit 2021 in Südhessen immer häufiger Nachweise von Jungtieren und Eipaketen, so genannten Ootheken.
Bürgerinnen und Bürger können gesichtete Gottesanbeterinnen, wenn möglich mit Belegfotos, für das Gemeinschaftsprojekt „Atlas der Heuschrecken Hessens“ vom HLNUG und der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) melden. Hierzu steht das Meldeportal https://meldeportal-hessen.multibasecs.de/CloudPages/136/AddBeobachtung.aspx?ID_Art=1027609&type=M zur Verfügung.
Weitere Informationen:
hlnug.de/themen/naturschutz/tiere-und-pflanzen/arten-melden/gottesanbeterin