Wiesbaden, 16. März 2022 – Es ist oft winzig klein, mittlerweile fast überall, und man kriegt es nur schwer wieder weg – die Rede ist von Mikroplastik: teils kaum sichtbaren Plastikpartikeln in unserer Umwelt. Ein Forschungsprojekt der Philipps-Universität Marburg und des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) ist nun der Frage nachgegangen, wie Mikroplastik im Boden erfasst werden kann und wieviel davon sich durch Einträge aus Überschwemmungen und landwirtschaftlicher Nutzung bereits in hessischen Fluss- und Bachauen angereichert hat – das Ergebnis überraschte: nur eine Probe enthielt kein Plastik.
Für die Studie wurden Proben von Auenböden im Uferbereich von Rhein, Main, Fulda und Ahne mit einem eigens dafür entwickelten Analyseverfahren untersucht, um Gehalte an Mikroplastikpartikeln sowie deren Größe und Zusammensetzung zu bestimmen. Neben der aktuellen Belastungssituation sollten auch mögliche Einträge aus früheren Jahren untersucht werden. Dazu nutzten die Wissenschaftler archivierte Proben aus dem Programm der hessischen Boden-Dauerbeobachtung, die seit 2003 genommen und in einer Bodenprobenbank gelagert wurden.
Die Proben der Boden-Dauerbeobachtung aus der Rheinaue zeigten dabei aufgrund des sehr großen Einzugsgebietes des Flusses und seiner starken industriellen Prägung erwartungsgemäß insgesamt die höchsten Konzentrationen. Allerdings konnten Plastikpartikel auch in Proben der Ahneaue nachgewiesen werden, die nur ein vergleichsweise kleines und nur sehr ländlich beeinflusstes Einzugsgebiet besitzt. Überraschenderweise ließ sich Mikroplastik an jedem Standort auch in den älteren Proben nachweisen. Diese erstmalig beschriebene Tatsache deutet darauf hin, dass Plastikrückstände bereits seit längerer Zeit ein flächendeckendes Problem für die hessischen Auenböden darstellen. Dieser „Blick in die Vergangenheit“ wurde durch die Rückstellproben aus der Bodenprobenbank des HLNUG ermöglicht.
Hintergrund
Die weltweit hohe und weiter ansteigende Produktion von Kunststoffen führt zu einer permanenten Anreicherung von Plastikabfällen in der Umwelt. Da diese Abfälle kaum oder nur sehr langsam abgebaut werden können, zerfallen sie stattdessen in immer kleinere Partikel. Diese sind mittlerweile fast überall präsent. In die Umwelt gelangt Plastik ausschließlich durch menschliches Handeln, sei es in der Landwirtschaft (etwa durch Folien, Kompost oder Klärschlamm), durch Reifenabrieb oder Plastikmüll.
Neben der Anreicherung von Mikroplastik in Gewässern stellt auch das Auftreten in Böden ein großes Problem dar, denn die Partikel stehen im Verdacht, das Bodenleben und die Bodenfruchtbarkeit negativ zu beeinflussen und können über die Nahrungskette bis in unsere Lebensmittel gelangen. Wir Menschen sollten also auch im eigenen Interesse darauf achten, Plastik zu vermeiden.
Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich in der Zeitschrift „Bodenschutz“ veröffentlicht:
Weber, C. J., Lügger, K., Heller, C. (2022): Mikroplastik in Auenböden der Boden-Dauerbeobachtung - Untersuchungen zur raumzeitlichen Variabilität am Beispiel Hessens. Bodenschutz 1/22, S. 20-26).
https://bodenschutzdigital.de/ce/mikroplastik-in-auenboeden-der-boden-dauerbeobachtung/detail.html