Wiesbaden, 22. April 2024 - In Hessen ist es an vielen Stellen zu laut: Die Baustelle vor der eigenen Haustür, der Verkehr auf dem Weg zur Arbeit, die rücksichtslose Beschallung durch Smartphone-Geklingel oder die Stereo-Anlage des Nachbarn – oft nehmen wir Lärm nicht bewusst wahr, aber er belastet uns und macht auf Dauer krank. Um auf die Ursachen und Folgen von Lärm aufmerksam zu machen, organisiert die Deutsche Gesellschaft für Akustik (DEGA e.V.) jedes Jahr Ende April bundesweit einen „Tag gegen Lärm“ (International Noise Awareness Day). Dieses Jahr findet der Aktionstag am 24. April statt und steht unter dem Motto "Ruhe gewinnt, die Zukunft beginnt".
Der Schutz vor Lärm ist in den letzten Jahren in der öffentlichen Wahrnehmung aufgrund anderer wichtiger gesellschaftlicher Themen deutlich in den Hintergrund gerückt. Dabei haben Lärmbelastungen nach wie vor nicht unerhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität und auf die Gesundheit der betroffenen Menschen. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes kann beispielsweise Verkehrslärm das Risiko für Depressionen und Angststörungen signifikant erhöhen.
Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) arbeitet daher seit vielen Jahren intensiv daran, die Informationsbasis zum Thema Lärm zu verbessern und erstellt – entsprechend der EU-Vorgaben – als wesentliche Beurteilungsgrundlage für die flächenhafte Lärmbelastung die Umgebungslärmkartierung für Hessen.
Die Lärmberechnungen 2022 zeigen, dass etwa 1,79 Millionen Menschen in Hessen Lärmpegeln (LDEN) aus dem Verkehr von mehr als 55 dB(A) ausgesetzt sind. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von etwa 28 Prozent. Der Straßenverkehr ist mit etwa 21 Prozent der mit Abstand relevanteste Lärmverursacher, gefolgt vom Flugverkehr mit etwa sechs Prozent und dem Schienenverkehr mit rund einem Prozent.
2022 wurden mit der Umgebungslärmkartierung erstmals auch die gesundheitlichen Auswirkungen des Umgebungslärms berechnet: Demnach sind 375.271 Menschen in Hessen durch Verkehrslärm stark belastet und 86.793 Menschen leiden unter starken Schlafstörungen. Diese Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit, zum Schutz der betroffenen Menschen weiterhin aktiven Lärmschutz zu betreiben.
Wo sind die meisten Hessinnen und Hessen von Lärm betroffen?
Die Schwerpunkte der Lärmbelastung durch den Straßenverkehr liegen an den am stärksten befahrenen Bundes- und Landesstraßen. Der so genannte „Lärmindex“ berücksichtigt nicht nur den jeweiligen Lärmpegel, sondern auch, wie viele Menschen davon an dem entsprechenden Straßenabschnitt betroffen sind. Dabei zeigt sich, dass durchaus nicht nur Großstädte und Ballungsräume hinsichtlich des Straßenverkehrslärms hervorstechen, sondern, dass auch in kleineren Städten viele Menschen unter zu lautem Verkehr leiden.
Die in Hessen am stärksten betroffenen Lärmkonfliktpunkte sind auf der Homepage des Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum veröffentlicht (Lärmsanierungsprogramm des Landes Hessen | wirtschaft.hessen.de).
Zur Bekämpfung des Straßenverkehrslärms stellt das Land Hessen Lärmaktionspläne auf. Mit der Lärmaktionsplanung, die in Hessen von den Regierungspräsidien durchgeführt wird, werden Maßnahmen zur Reduzierung der Lärmbelastungen festgelegt. Aktuell sind die Lärmaktionspläne in Bearbeitung und werden im Laufe dieses Jahres veröffentlicht. Darüber hinaus werden Lärmschutzmaßnahmen an bestehenden Straßen im Rahmen des Lärmsanierungsprogramms des Landes durchgeführt.
Trotz dieser Pläne und Programme bedarf es jedoch noch weiterer Anstrengungen, um das Lärmniveau für alle Betroffenen dauerhaft auf ein gesundheitlich akzeptables Maß zu reduzieren.
Weitere Informationen zum Thema Lärm finden Sie auf den Internetseiten des HLNUG (hlnug.de/themen/laerm) und im Lärmviewer-Hessen (Lärmviewer Hessen).
Informationen zum Tag gegen Lärm finden Sie hier: Tag gegen Lärm (tag-gegen-laerm.de)