Wiesbaden,02. September 2024 – Vom 3. bis zum 6. September 2024 findet die 12. Internationale Schlafmauskonferenz (International Dormouse Conference, IDC) in der Naturschutzakademie des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Wetzlar statt. Hessen ist in diesem Jahr zum ersten Mal in der 34-jährigen Geschichte der Konferenz das gastgebendes Bundesland. Die IDC bringt alle drei Jahre weltweit führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen, um neueste Forschungsergebnisse und Ideen zur Paläontologie, Genetik, Physiologie, Verhalten, Morphologie und Ökologie der Schlafmausarten auszutauschen und Strategien zu ihrem Schutz zu diskutieren. Ausgerichtet wird die Konferenz von der Justus-Liebig-Universität Gießen, dem Senckenberg Forschungsinstitut, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. sowie der Naturschutzakademie Hessen als Austragungsort.
„Die Internationale Schlafmauskonferenz bietet uns eine einzigartige Gelegenheit, unsere Expertise auf internationaler Bühne zu teilen und gleichzeitig von den Erkenntnissen führender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu profitieren“, erklärt Prof. Dr. Thomas Schmid, Präsident des Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), dem die Naturschutzakademie angehört. „Das HLNUG ist stolz darauf, durch diese Ausrichtung der Veranstaltung in unserer Naturschutzakademie Hessen einen wichtigen Beitrag zum globalen Naturschutz zu leisten und die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung von Artenschutz und Biodiversität in Hessen zu lenken.“
Die Eröffnungsveranstaltung findet bereits am 2. September 2024 im Senckenberg Museum für Naturkunde in Frankfurt statt und markiert gleichzeitig den Abschluss des Projekts „Spurensuche Gartenschläfer“. Die folgenden Tage in der Naturschutzakademie Hessen in Wetzlar bieten ein umfangreiches Programm mit Fachvorträgen, Workshops und Exkursionen. Höhepunkte sind dabei eine Exkursion zur Grube Messel, einem UNESCO-Welterbe, und eine Begehung der Lebensräume des Gartenschläfers in Wiesbaden.
Schlafmäuse, auch Bilche genannt, sind kleine, aber bemerkenswerte Waldbewohner, die nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler faszinieren, sondern auch spannende Einblicke in die Vielfalt der heimischen Natur bieten. In Hessen leben drei dieser interessanten Arten: der Siebenschläfer, der Gartenschläfer und die Haselmaus. Diese Tiere sind nicht nur niedlich anzusehen, sondern spielen auch eine wichtige Rolle im Ökosystem unserer Wälder. Der Siebenschläfer (Glis glis), der größte der drei Arten, ist bekannt für seine ausgedehnten Ruhephasen. Mit seinem grauen Fell, den großen Augen und dem buschigen Schwanz ist er leicht zu erkennen. Trotz seiner niedlichen Erscheinung kann er durchaus laut und aktiv sein, vor allem wenn er in Dachböden oder Gärten Unterschlupf findet.
Der Gartenschläfer (Eliomys quercinus), eine gefährdete Art, ist in Hessen in verschiedenen Lebensräumen wie Weinbergen, Obstplantagen und Nadelwäldern zu finden. Auffällig sind seine schwarze „Gesichtsmaske“ und die großen, dunklen Augen, die ihm ein schelmisches Aussehen verleihen. Trotz seiner Anpassungsfähigkeit nimmt seine Population ab, und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten intensiv daran, Lösungen zu finden, um sein Überleben zu sichern.
Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius), die kleinste der hessischen Schlafmäuse, ist ein Meister der Tarnung. Mit einer Körperlänge von nur 7 bis 8 Zentimetern und einem Gewicht von etwa 20 Gramm ist sie ein wahres Leichtgewicht. Sie lebt versteckt in dichten Sträuchern und Baumkronen, wo sie sich hauptsächlich von Nüssen, Beeren und Insekten ernährt. Das Hessische Landesamt für Naturschutz Umwelt und Geologie (HLNUG) führt zu dieser kleinen Schläferart in Hessen seit 2006 ein Monitoring in rund 25 ausgewählten hessischen Waldgebieten durch. Damit sollen die Vorkommen der Haselmaus regelmäßig kontrolliert werden, um sie z.B. bei Maßnahmen im Wald oder an weg-begleitenen Gehölzen zu berücksichtigen und deren Bestände nicht zu gefährden. Sie ist die einzige der drei in Hessen vorkommenden Schläferarten, für die ein Monitoring durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) verpflichtend ist.
Die Schlafmäuse in Hessen sind nicht nur biologische Besonderheiten, sondern auch wichtige Indikatoren für den Zustand unserer Umwelt. Ihr Vorkommen und ihr Verhalten geben uns wertvolle Hinweise darauf, wie gesund unsere Wälder sind. Zudem sind sie ein hervorragendes Beispiel dafür, wie faszinierend die heimische Tierwelt sein kann, wenn man genauer hinsieht. Die Internationale Schlafmauskonferenz bietet eine einmalige Gelegenheit, das Bewusstsein für die Bedeutung dieser kleinen, aber ökologisch wichtigen Säugetiere zu schärfen. Sie dient zudem als Plattform, um neue Erkenntnisse und Schutzstrategien zu diskutieren, die auch für den Naturschutz in Hessen von großer Relevanz sind.
Hintergrund
Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) ist zuständig für den Naturschutz und die Umweltüberwachung in Hessen. Die Hessische Naturschutzakademie in Wetzlar ist ein Bestandteil des HLNUG bei der Förderung des Naturschutzes und der Umweltbildung in der Region.
Weitere Informationen:
Offiziellen Konferenz-Webseite: www.dormouseconference.net
Steckbriefe, Gutachten und mehr: https://www.hlnug.de/themen/naturschutz/tiere-und-pflanzen/steckbriefe-gutachten-mehr/saeugetiere-ohne-fledermaeuse
Artenschutzinfo - Die Haselmaus in Hessen: https://www.hlnug.de/fileadmin/dokumente/naturschutz/shop/Schriften_Naturschutz_563.pdf
Landesmonitoring 2020 zur Verbreitung der Haselmaus (Muscardinus avellanarius): https://www.hlnug.de/fileadmin/dokumente/naturschutz/artenschutz/steckbriefe/Saeugetiere/Gutachten/Artgutachten_2020_Haselmaus_Muscardinus_avellanarius.pdf