Wiesbaden, 23.04.2024 - Im Hessischen Landesamt für Gesundheit und Pflege (HLfGP) in Darmstadt haben sich am heutigen Dienstag Expertinnen und Experten aus Landesverwaltung, Kommunen und Wissenschaft zum jährlichen Gesundheitsforum des „Fachzentrums Klimawandel und Anpassung (FZK) im Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG)“ getroffen. Das Forum wurde 2009 vom HLNUG ins Leben gerufen und wird seit 2023 im Wechsel durch das HLNUG und das HLfGP ausgerichtet.
Das Treffen fand diesmal in größerem Rahmen statt. Etwa 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter Vertreterinnen und Vertreter der hessischen kommunalen Gesundheitsämter, der hessischen Landesverwaltung sowie aus Wissenschaft und Forschung trugen neueste Erkenntnisse zum Thema „Vektoren und vektorenübertragende Krankheiten“ zusammen. Hier ging es auch um Zecken sowie die Verbreitung und Bekämpfung der Asiatischen Tigermücke in Hessen.
„Die zunehmende Erderwärmung, aber auch die Globalisierung mit ihrem intensiven Warenaustausch und der verstärkte Tourismus haben zur Folge, dass sich Tierarten bei uns ansiedeln und ausbreiten können, die hier bisher nicht oder nur selten vertreten waren und exotische Krankheiten wie beispielsweise das West-Nil-Virus übertragen können“, so HLNUG-Präsident Prof. Dr. Thomas Schmid. „Wir können diese von uns selbst verursachte Entwicklung nicht aufhalten, aber wir müssen uns mit ihren negativen Folgen beschäftigen und Strategien entwickeln, um dagegen gewappnet zu sein“, so Schmid.
„Die Veränderungen, die der Klimawandel in Flora und Fauna auslöst, werden zunehmend an Bedeutung gewinnen“, erklärte HLfGP-Präsidentin Regine Bresler zur Eröffnung der Tagung. Sie seien kein regional begrenztes Problem. „Expertentreffen wie das Gesundheitsforum zeigen, dass wir in Hessen diese Themen nicht nur im Blick haben, sondern schon seit vielen Jahren intensiv damit befasst sind. Das Forum bündelt die Expertise und führt die fachlich notwendigen Diskussionen, um Erkenntnisse zu sammeln und Empfehlungen zu erarbeiten.“ Die kontinuierliche systematische Beobachtung, Analyse, Interpretation und Berichterstattung von Gesundheits- bzw. Infektionsdaten sowie der Austausch wie beim heutigen Gesundheitsforum lieferten wichtige Erkenntnisse für das Monitoring und mögliche Bekämpfungsstrategien von Vektoren. „Aber auch die Planung, Einführung und Evaluation von medizinischen Maßnahmen und die Vorbereitung von passenden Behandlungsoptionen für in unseren Regionen neue oder noch seltene Erkrankungen können auf Basis dieser Erkenntnisse weiter ausgebaut werden“, so Präsidentin Bresler weiter.
Kommunale Bekämpfung der Asiatischen Tigermücke: Pilotprojekt KomBAT
Aufgrund der stetig wachsenden Tigermücken-Populationen in Hessen und der gleichzeitig zunehmenden Meldungen aus der Bevölkerung hatte 2023 das Dezernat Klimawandel und Gesundheit des HLfGP in Hattersheim in Kooperation mit der Stadt Hattersheim und dem Gesundheitsamt des Main-Taunus-Kreises das KomBAT-Pilotprojekt zur kommunalen Bekämpfung der Asiatischen Tigermücke gestartet. Die wissenschaftliche Auswertung dieses kosten- und umweltfreundlichen Projektes läuft noch, allerdings lassen erste Einschätzungen darauf schließen, dass die Tigermücken-Populationen in der Pilotregion, gegenüber vergleichbaren Kontrollregionen, die Saison 2023 über stagnierten (also nicht zunahmen) bzw. sich teils rückläufig zeigten. Die finale Auswertung steht allerdings noch aus.
Fünftes hessenweites Tigermückenmonitoring
Gleichzeitig hat das HLfGP kürzlich erfolgreich zum fünften hessenweiten Tigermückenmonitoring aufgerufen – auf die Ausschreibung von Hilfskräften, die bei der Leerung und Instandhaltung der Mückenfallen unterstützen, gab es erneut ausreichend Bewerbungen. Ziel ist es, die Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke in Hessen noch genauer zu bestimmen. Der Monitoring-Zeitraum ist temperaturabhängig, aber beläuft sich in der Regel von Mai bis Oktober. Für das Monitoring werden Tigermücken-Fallen an sogenannten Hotspots aufgestellt. Die Auswahl der Hotspots beruht auf Verdachtsmeldungen von Bürgerinnen und Bürgern und auf Fundorten der vergangenen Jahre. „Wir haben in den letzten Jahren zahlreiche solcher Meldungen erhalten und möchten den Bürgerinnen und Bürgern an dieser Stelle für ihre Unterstützung danken, die sehr wichtig ist für die Arbeit unseres Expertenteams“, erklärte HLfGP-Präsidentin Bresler. Im vergangenen Jahr zeigten die Ergebnisse des Monitorings, dass sich die Asiatische Tigermücke in Hessen immer mehr in Richtung Norden ausbreitet und dies sicherlich auch auf die milderen Temperaturen zurückzuführen ist.
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Fachzentrum Klimawandel und Anpassung
Asiatische Tigermücke
Zecke