2.2.3 Themenauswertungen
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Bodenkarte
Die Weinbergsbodenkarte von Hessen 1 : 5.000 stellt die oberste, belebte Verwitterungszone der Erdoberfläche dar, in der sich Lithosphäre, Hydrosphäre, Biosphäre und Atmosphäre durchdringen.
Sie veranschaulicht die Naturraumausstattung und das Ökopotenzial des oberflächennahen Untergrundes. Damit bildet sie eine Grundlage zur Bewertung des Standortes als weinbauliche Produktionsfläche und der Anbaueignung (Unterlagssortenwahl, Anbaumanagement) sowie für Fragen des vorsorgenden Umweltschutzes, welcher auf die Funktionen des Bodens als Lebensraum, Filter und Puffer, Regulator für Wasser- und Lufthaushalt zurückgreift.
Die bodenbildenden Faktoren (Klima, Gestein, Relief, Wasser, Pflanzen, Tiere, Mensch und Zeit) lösen im Boden physikalische und chemische Prozesse aus, die zu Umwandlungsprodukten mit charakteristischen Erscheinungsbildern und typischen Eigenschaften der Bodendecke führen. Die Vielfalt der Einwirkungen und ihr räumlich-zeitlicher Wandel bedingen die Heterogenität der Bodendecke. Weinbergsböden sind ganz wesentlich hervorzuheben, da sie ganz durch die Tätigkeit des Menschen verändert und geschaffen wurden.
Auf der Karte werden Areale ausgewiesen, in denen vergleichbare Bodenverhältnisse zu Bodeneinheiten zusammengefasst sind. In der Legende zur Bodenkarte sind die mit Farbkästchen und Beschreibung versehenen Bodeneinheiten weiterhin zu Bodenuntergruppen und Bodengruppen gruppiert.
Die vorliegende Bodenkarte repräsentiert für den Großteil der hessischen Weinbaugebiete einen Kartierungsstand Anfang der 60er Jahre. Bei der Interpretation der Karte sind dabei Veränderungen der oberen Bodendecke durch Flurbereinigung oder andere Maßnahmen zu berücksichtigen. Auf der Karte werden Areale ausgewiesen, in denen verschiedene, aber räumlich oder genetisch in enger Beziehung zueinander stehende und in ihren Eigenschaften ähnliche Böden zu Bodenformgruppen zusammengefasst sind. Diese sind als Bodeneinheiten in der Legende beschrieben.
Die Erläuterung zur Karte enthält eine erweiterte Beschreibung der Bodeneinheiten. Karte wie Erläuterung stellen einen thematischen Auszug der Bodenflächendatenbank dar, in der rechenfähige Datensätze vorgehalten werden.
Die Karten und Erläuterung können gegen eine Gebühr bei der Vertriebsstelle des HLUG als Plot/Druck bezogen werden.
Calciumcarbonatgehalt
Kalk besteht aus Calciumcarbonat (CaCO3) und ist als wichtige gesteinsbildende Komponente in vielen Locker- und Festgesteinen wie Löss, Kalk- und Mergelgesteinen enthalten. Das Calciumcarbonat wirkt sich dabei in verschiedener Hinsicht auf die Standorteigenschaften eines Bodens aus. Zunächst sorgt es für den Erhalt einer guten Bodenstruktur und eines gesunden Bodenlebens. Der Kalkgehalt der Böden ist für das Pflanzenwachstum wichtig, da die meisten Kulturpflanzen einen ausgeglichenen Boden-pH-Wert im Bereich zwischen 6 bis 7,5 benötigen, um ausreichend Nährstoffe aufnehmen zu können. Der Carbonatgehalt beeinflusst dabei den pH-Wert direkt.
Schon Böden mit geringen Kalkgehalten sind basenreich, zeigen eine neutrale bis alkalische Bodenreaktion und sind gut gepuffert. Auf kalkreichen Böden kann es jedoch zu Mangelerscheinungen (beispielsweise Chlorose) durch die Behinderung der Aufnahme von Eisen, Magnesium, Mangan, Bor, Kupfer und Zink kommen.
Die Kalkempfindlichkeit einiger Edelreis- und Unterlagssorten stellt ein Problem bei der Wahl einer standortangepassten Rebe dar. Daher muss vor der Neuanpflanzung eines Weinberges geprüft werden, ob der Kalkgehalt des Standortes den Anbau einer bestimmten Edelreis- Unterlage- Kombination zulässt. Die Wahl der Unterlage orientiert sich dabei vor allem am so genannten Aktivkalkgehalt, der unmittelbaren Einfluss auf die Bodenreaktion nimmt. Er entspricht im Wesentlichen dem Kalkgehalt der Bodenfraktionen Schluff und Ton (< 0,06 mm) und beruht auf der im Vergleich zu den gröberen Bodenbestandteilen (Sand, Grobboden) höheren Reaktionsfähigkeit der feinen Bodenpartikel.
Zum Zwecke einer übersichtlichen Darstellung wird der Carbonatgehalt des Rigolhorizontes sowie des Untergrundes bei der Klassifikation berücksichtigt. Die Carbonatgehalte der einzelnen Bodenschichten sind nach folgender Tabelle eingestuft.
Bezeichnung des Carbonatgehaltes
Carbonatgehalt
(Vol.-%)
 
carbonatfrei
carbonatfrei bis carbonatarm
0-2
carbonathaltig
2-8
carbonatreich
8-20
sehr carbonatreich
20-40
extrem carbonatreich
>40
Aus der Kombination des Carbonatgehaltes von Rigolhorizonten und des Untergrundes ergeben sich die Carbonatgehaltsklassen der Bodeneinheiten.
Carbonatgehalt
 Rigolhorizont
(%)
Carbonatgehalt
Untergrund
(%)
Bezeichnung der Klasse
ID der Klasse
0-2
0-2
carbonatarm oder –frei
1
0-2
>2-8
carbonatarm oder -frei über carbonathaltig
2
0-2
>8
carbonatarm oder -frei über carbonatreich
3
>2-8
>2-8
carbonathaltig
4
>2-8
0-2
carbonathaltig über carbonatarm oder –frei
5
>2-8
>8
carbonathaltig über carbonatreich
6
>8-20
8-20
carbonatreich
7
>8-20
0-2
carbonatreich über carbonatarm oder –frei
8
>8-20
>2-8
carbonatreich über carbonathaltig
9
>20
>20
sehr carbonatreich
10
>20
>8-20
sehr carbonatreich über carbonatreich
11
>20
0-8
sehr carbonatreich über carbonatarm oder –frei
12
Die Karten zum Calciumcarbonatgehalt der Weinbergsböden können sie über die graphische Übersichtauswählen und einsehen/herunterladen. Die Karten können gegen eine Gebühr bei der Vertriebsstelle des HLUG als Plot bezogen werden.
Wasserspeicherungsvermögen der Böden
Die Fähigkeit des Bodens, Wasser zu speichern und bei Bedarf an die Pflanzen abzugeben, stellt eine der wichtigsten Bodenfunktionen für den Weinbau dar. Dieses pflanzenverfügbare Wasser wird als nutzbare Feldkapazität (nFK) bezeichnet. Sie stellt den zentralen Kennwert zur Bewertung der potenziellen Wasserversorgung, da sie beschreibt, welche maximale Wassermenge der Rebe zur Verfügung steht (vgl. AG Bodenkunde 2005: 348).
Für die Weinbergsböden wurde die nFK aus den Wasserspeicherungskennwerten der Feinbodenart abzüglich des Volumen-%- Anteils der Grobbodenklasse schichtweise errechnet und dann entsprechend der Profilgründigkeit bis maximal 20 dm aufsummiert. Da sowohl für die Bodenart als auch für den Grobbodenanteil Spannweiten beschrieben sind, wird für jede Schicht getrennt eine minimale und maximale nFK berechnet. Dabei wird z. B. die Bodenart mit dem höheren nFK-Wert und dem niedrigeren Gehalt an Grobboden kombiniert. Aus den min- und maximalen nFK-Werten ergibt sich die nFK für die Bodeneinheit, die nach der Tabelle unten klassifiziert ist.
Beschreibung der Bodenart und zugeordnete Kennwerte der nutzbaren Feldkapazität
Bezeichnung der Feinbodenart
Kurz-
bezeichnung
abschlämmbarer Anteil
(Ø < 0,01 mm) in %
nutzbare Feldkapazität
(mm/dm)
Sand
S
<10
9
anlehmiger Sand
Sl
10 - 13
13
lehmiger Sand
lS
14 – 18
15
stark sandiger Lehm
SL
19 – 23
19
sandiger Lehm
sL
24 – 29
20
Lehm
L
30 – 44
23
toniger Lehm
tL
45 - 50
18
lehmiger Ton
lT
51 – 60
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Einstufung der nFK bis 2 m Profiltiefe
nFK-Klasse
Bezeichnung der Klasse
ID der Klasse
≤ 60 mm
sehr gering
1
> 60 – 140 mm
gering
2
> 140 – 200 mm
mittel
3
> 200 – 300 mm
hoch
4
> 300 – 400 mm
sehr hoch
5
> 400 mm
extrem hoch
6
Da Reben Tiefwurzler sind, können diese darüber hinaus ggf. weitere Bodenwasserreserven bis hin zu Kluftgrundwasser erschließen. Mit der Bewertung der ersten 2 m Bodenraum wird aber der Hauptwurzelraum der Rebe abgedeckt.
Die Karten zum Wasserspeicherungsvermögen der Weinbergsböden können sie über die graphische Übersicht auswählen und einsehen/herunterladen. Die Karten können gegen eine Gebühr bei der Vertriebsstelle des HLUG als Plot bezogen werden.
 
Grund- und Staunässeeinfluss der Weinbergsböden
Standorte mit Grund- und Staunässe sind durch eine länger andauernde Nassphase gekennzeichnet, während in der durchwurzelten Bodenzone durch die mit Wasser gefüllten Hohlräume Luftmangel auftritt. Eine Vernässung kann durch Grund-, Stau-, Hang- oder Haftwasser erfolgen. Böden, die regelmäßig durch Grundwasser oder Stauwasser vernässt sind, verändern ihre Morphologie. Dies drückt sich in den Bodenprofilen durch rote und graue Farbtöne aus, die das Resultat von Reduktions- und Oxidationsprozessen der im Boden vorhandenen Eisen- und Manganverbindungen sind. Daher werden die "hydromorphen“ von den „terrestrischen“ Böden unterschieden. 
Typische Böden mit Grundwassereinfluss sind Gleye, bei denen ein Teil des Bodens ganzjährig mit Wasser gesättigt ist. Sie bilden sich, wenn der Grundwasserspiegel nahe der Bodenoberfläche liegt. Dabei kann der Grundwasserstand im Jahresverlauf schwanken und bildet hierdurch charakteristische Bodenhorizonte mit Oxidations- und Reduktionsmerkmalen aus. Stauwasserböden sind durch meist tonige, dicht gelagerte Schichten im Unterboden gekennzeichnet. Hierdurch wird die Versickerung von Schmelz- oder Niederschlagswasser gehemmt. Bei hohen und länger anhaltenden Niederschlägen wird so der Bodenraum über der Stauschicht mit Wasser erfüllt. In der sommerlichen Trockenperiode hingegen trocknen diese Standorte aus. Bodensystematisch werden diese Böden als Staunässeböden (Pseudogleye) bezeichnet.
Reben vertragen zwar naturbedingt Vernässungen im Unterboden, dies ist aber der Trauben- und damit der Weinqualität nicht unbedingt zuträglich.
In der folgenden Tabelle sind die Kriterien zur Bildung der Klassen zusammen gestellt. Unterschieden werden hierbei Standorte mit Grund- und Staunässe in unterschiedlicher Intensität sowie potenzielle Überschwemmungsgebiete und Standorte mit verdichtetem Untergrund.
Kriterien zur Bildung der Klassen des Grund- und Staunässeeinflusses
Art der Angabe in den Legendeneinheiten
Bezeichnung der Klasse
ID der Klasse
nicht staunass
nicht grund- oder stauwasserbeeinflusst
1
staunass bzw. Einfluss durch Hangwasser oder Verdichtung
stauwasserbeeinflusst
2
schwach oder stellenweise staunass; in ebener und muldiger Lage staunass bzw. vernässt
stellenweise oder zeitweise stauwasserbeeinflusst
3
Vernässung durch Grundwassereinfluss und/oder Staunässe
grund- und stauwasserbeeinflusst
4
Grundwasserstand zwischen 8 und 15 dm unter Geländeoberfläche
im Unterboden grundwasserbeeinflusst
5
Grundwasserstand < 8 dm unter Geländeoberfläche oder
stark schwankende Grundwasseroberfläche
im Rigolhorizont grundwasserbeeinflusst
6
zeitweise überschwemmt
zeitweise überschwemmt
7
Untergrund verdichtet
Untergrund verdichtet
8

Die Karten zu den Grund- und Staunässeeigenschaften der Weinbergsböden können sie über die graphische Übersicht auswählen und einsehen/herunterladen. Die Karten können gegen eine Gebühr bei der Vertriebsstelle des HLUG als Plot bezogen werden.